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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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stieg er aus, kam um den Wagen herum und öffnete Lena die Beifahrertür.
    Während der gesamten Fahrt hatte er mit keinem Wort erwähnt, warum er die Inselhauptstadt aufsuchte. Doch im Stillen hatte Lena sich gesagt, dass es sie im Grunde gar nichts anging, deshalb hatte sie auch nicht danach gefragt.
    Stattdessen hatte sie mehrfach versucht, schon auf dem Weg das Thema anzusprechen, das ihr auf der Seele brannte. Doch Stephen war ihr jedes Mal mit einem Lächeln und den Worten „Später, Lena“, über den Mund gefahren.
    Die Gegend, in der sie sich befanden, war ein wenig heruntergekommen, was, wie Lena von ihrem ersten Aufenthalt in der Stadt wusste, alles andere als ungewöhnlich war. Trotzdem fragte sie sich, was Stephen hier wollte.
    „Wir parken hier nur“, erklärte er, so als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Mit dem Jeep durch die engen Gassen von Stone Town zu fahren ist ein echter Albtraum. Außerdem dachte ich, es wäre netter, die Stadt mit einer Fahrradrikscha zu erkunden.“
    Irritiert blieb Lena stehen. Sie blinzelte. „Augenblick mal – sagtest du gerade, du willst mit mir die Stadt erkunden? Aber … ich dachte, du hättest einen geschäftlichen Termin hier in der Gegend.“
    Er hob eine Braue. „Habe ich irgendetwas dergleichen behauptet?“, fragte er mit einem jungenhaften Lächeln.
    Nein, das hatte er nicht. Lena war einfach davon ausgegangen. Ein Irrtum, wie sie nun feststellte. Wie hätte sie auch ahnen können, dass Stephen lediglich vorhatte, eine Stadtrundfahrt mit ihr zu unternehmen?
    Kurze Zeit später erreichten sie eine etwas belebtere Straße, an der Stephen dann tatsächlich eine Fahrradrikscha anhielt. Lena, die noch nie in einem solchen Gefährt gesessen hatte, fühlte sich zunächst ein bisschen unsicher, was aber vermutlich mehr an Stephens verwirrender Nähe lag, der sie in dem engen Gefährt kaum entgehen konnte. Doch schon nach ein paar Minuten entspannte sie sich und genoss den kühlen Fahrtwind, der ihr durchs Haar wehte.
    „Wo fahren wir hin?“, fragte sie nach einer Weile. Stephen hatte dem Fahrer das Fahrtziel auf Kiswahili genannt, und Lenas Kenntnisse der Sprache waren noch immer zu gering, als dass sie verstanden hätte, was er sagte.
    „Lass dich überraschen“, erwiderte er, doch sie schüttelte den Kopf.
    „Ich mag keine Überraschungen.“
    Da war es wieder, dieses Lächeln, das ihr jedes Mal weiche Knie bereitete, ganz gleich, wie sehr sie sich auch dagegen wehrte. „Ich bin sicher, diese wirst du mögen.“
    Während ihres ersten Aufenthalts in Sansibar Stadt, kurz nach ihrer Ankunft, war sie einzig und allein damit beschäftigt gewesen, jedem noch so winzigen Hinweis auf Andys Familie nachzujagen. Hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Mutlosigkeit, Trauer und erwartungsvoller Anspannung.
    Die exotische Fremdheit der Stadt hatte sie fasziniert, zugleich aber auch eingeschüchtert. Sie hatte viel Licht gesehen und mindestens ebenso viel Schatten. Doch im Gegensatz zu damals war sie heute in der Lage, die Eindrücke einfach auf sich wirken zu lassen.
    Sie war angekommen.
    Ihren ersten Zwischenstopp machten sie bei einer gewaltigen Kirche, deren Fassade dunkel, fast wie rußgeschwärzt aussah.
    „Das ist die Church of Christ“, erklärte Stephen. „Sie wurde auf dem Platz errichtet, wo sich früher der Sklavenmarkt von Sansibar befand.“
    Lena nickte. „Du hast mir schon einmal davon erzählt, dass Sansibar und die Sklaverei eine traurige gemeinsame Vergangenheit haben.“
    „So könnte man es ausdrücken“, entgegnete Stephen. „Die Wurzeln des Sklavenhandels auf Sansibar reichen zurück bis ins sechzehnte Jahrhundert, als die Insel noch von Portugal aus regiert wurde. Doch auch die Araber aus dem Oman, die die Portugiesen 1698 von Sansibar vertrieben, wussten, dass sich durch Menschenhandel einiges verdienen lässt. Erst Ende des neunzehnten Jahrhunderts konnte der Sultan von Oman unter Druck dazu bewegt werden, eine Erklärung zur Abschaffung der Sklaverei zu unterzeichnen. Allerdings bedeutete das nicht, dass diese deshalb ein rasches Ende genommen hätte.“
    Fasziniert und schockiert zugleich hatte Lena ihm gelauscht. Sie wusste aus Aaliyahs und Ngabiles Erzählungen, dass auch ihre Vorfahren einst vom Festland als Sklaven nach Sansibar gelangt waren, wo sie auf den Gewürzplantagen geschuftet hatten.
    Unwillkürlich fragte Lena sich, inwieweit Andys Familie in dieses dunkle Kapitel des Landes verwickelt sein mochte. Hatten sie als

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