Wo die Nelkenbaeume bluehen
weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.“
„Oh, ich hätte da schon eine Idee“, entgegnete er grinsend. „Du könntest mich zum Beispiel zum Essen einladen. Ich sterbe vor Hunger!“
Einen Moment lang schaute Lena ihn nur verdutzt an, dann lachte sie. Warum eigentlich nicht? dachte sie. Sie hatte den Tag mit Stephen wirklich in vollen Zügen genossen. Und sie war geneigt, ihn auch gemeinsam mit ihm ausklingen zu lassen.
Eine halbe Stunde später standen sie zusammen in der Küche, beide ein Glas tansanischen Sharazad-Wein neben sich auf der Arbeitsplatte. Stephen schnitt Tomaten, die Aaliyah im Garten gezogen hatte, in kleine Stücke, während Lena die Paprika putzte. Sie arbeiteten einträchtig, so als hätten sie ihr ganzes Leben nichts anderes getan.
Immer wieder betrachtete Lena Stephen verstohlen aus den Augenwinkeln. Es war ein Vergnügen, ihm zuzuschauen – nicht nur, weil er virtuos mit dem Schneidemesser umzugehen verstand. Nein, da war noch etwas anderes. Etwas, von dem sie sich schon die ganze Zeit angezogen fühlte. Seit dem Tag, an dem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
Sie holte tief Luft und versuchte, an etwas anderes zu denken. Doch jetzt, wo sie ihn einmal zugelassen hatte, ließ sich der Gedanke einfach nicht mehr vertreiben.
„Stimmt etwas nicht?“ Er musterte sie mit hochgezogener Braue. Offenbar war ihr deutlich anzumerken, wie kribbelig sie sich fühlte.
Täuschte es, oder war es in dem kleinen Raum noch wärmer geworden als ohnehin schon? Lena hatte das Gefühl, dass die Temperatur um mindestens fünf Grad – eher mehr – angestiegen sein musste.
„Nein, nein“, entgegnete sie ausweichend, wobei sie ihren Blick auf den Salat gerichtet hielt, um sich davon abzuhalten, ihm in die Augen zu blicken. Denn das konnte, wie sie inzwischen aus Erfahrung wusste, fatale Folgen haben.
Um sich ein wenig abzulenken, machte Lena das Radio an, bereute es jedoch gleich wieder, als ein romantisches Liebeslied aus den Lautsprechern drang. Sie unterdrückte ein Stöhnen und suchte einen anderen Sender, bis sie schließlich einen fand, der gerade alte Evergreens spielte.
Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Stephen beim Gemüseschneiden innegehalten hatte und sie gedankenverloren anschaute, ehe er blinzelte und ihr ein Lächeln schenkte. „Ich mag diesen Song“, sagte er schließlich und streckte die Hand nach ihr aus. „Na? Lust zu tanzen?“
Sie erinnerte sich noch gut an das letzte Mal, als sie mit ihm getanzt hatte. Es war gefährlich, ihn so nah an sich herankommen zu lassen. Doch als sie ihm in die Augen sah, war jeder Widerstand vergessen.
Dieses Gefühl, in seinen Armen zu liegen und sich im Takt der Musik zu bewegen, war unvergleichlich. Es erweckte in ihr eine unbestimmte Sehnsucht, die sie nicht in Worte zu fassen wagte, aus Angst, was sich daraus entwickeln mochte.
Sie schloss die Augen, um sich abzulenken und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Doch es führte nur dazu, dass sie Stephens männlich-markanten Duft noch deutlicher wahrzunehmen glaubte. Ihre Knie wurden schwach, als sie die Lider wieder hob und ihm geradewegs in die Augen schaute.
In seinem Blick glaubte sie dasselbe Verlangen zu lesen, das auch sie selbst empfand.
Das gab den Ausschlag.
Sie dachte nicht mehr nach, ließ sich einfach nur fallen und schlang beide Arme um seinen Nacken, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Lena hatte das Gefühl zu fliegen. Nein, sie befand sich im freien Fall, und nichts und niemand konnte sie bremsen. Doch Stephen war an ihrer Seite, und so verspürte sie keine Furcht. Zumindest nicht so sehr, als dass sie diesen Kuss, der warme Wellen durch ihren ganzen Körper pulsieren ließ, unterbrochen hätte.
Sie legte die Hände auf Stephens Brust und spürte seinen Herzschlag unter ihren Fingern. Stark und regelmäßig. Vielleicht ein klein wenig schneller, als es normal gewesen wäre.
Das Spiel seiner Muskeln, als sie die Hände höher wandern ließ, faszinierte sie. Sie konnte hören, wie sein Atem sich beschleunigte. Es war ein berauschendes, nur schwer in Worte zu fassendes Gefühl. Lena schloss die Augen und ließ sich treiben.
Eines musste man Stephen lassen: Er war ein ausgezeichneter Küsser. Als er die Arme um Lenas Taille legte, um sie näher zu sich heranzuziehen, und den Kuss vertiefte, glaubte sie für einen Moment fast, die Besinnung verlieren zu müssen.
Er trank ihr ersticktes Aufstöhnen mit seinen Lippen, und sein Kuss wurde intensiver,
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