Wo die Nelkenbaeume bluehen
sich zur Ordnung. Es geht hier nur um ein lächerliches Abendessen – du sollst Stephen Alistair nicht gleich heiraten!
Doch die Nervosität wollte einfach nicht weichen, sodass Lena sich nicht mehr anders zu helfen wusste und ins Bad ging. Sie hoffte inständig, ein Schwall kaltes Wasser ins Gesicht würde ihr helfen, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren.
Leider musste sie feststellen, dass auch diese Strategie vollkommen erfolglos war.
In den verbleibenden dreißig Minuten legte Lena Make-up auf, wusch es wieder ab und begann noch einmal von Neuem. Sie steckte ihr Haar zu einer eleganten Frisur auf, verwarf die Idee jedoch sogleich wieder und rollte es stattdessen zu einer lockeren Banane ein. Auch diese löste sie schließlich und kam zu dem Entschluss, dass offenes Haar vermutlich am wenigsten verfänglich wirkte.
Dann war es acht Uhr – die Stunde der Wahrheit.
Sie atmete tief durch, schlüpfte in ein Paar hochhackige Sandaletten und verließ ihr Zimmer. Suleiman, der Dienst am Empfang hatte, nickte anerkennend, als er sie erblickte. Sie wusste nicht, ob sie froh über dieses positive Urteil sein sollte oder nicht.
Mit klopfendem Herzen und weichen Knien trat sie hinaus ins Freie. Nach der klimatisierten Empfangshalle fühlte es sich an, als würde sie geradewegs vor eine Wand laufen. Obwohl die Schatten bereits länger wurden, war es noch immer schwülheiß und drückend. Die Menschen schien dies jedoch nicht zu stören. Ganz im Gegenteil – die Straßen summten wie ein einziger gewaltiger Bienenstock. Frauen saßen auf den Treppenabsätzen ihrer Häuser und schwatzten miteinander, während ihre Kinder lachend und johlend um sie herumtobten und die Männer einträchtig schweigend rauchten.
Doch Lenas Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefesselt.
Oder besser von jemand anderem.
Stephen Alistair stand neben seinem Jeep, der am Straßenrand geparkt war, und erwartete sie. Wenn es ihn überraschte, dass sie in Shorts und Top erschien, so ließ er es sich nicht anmerken. Lena selbst jedoch wäre am liebsten im Boden versunken, denn in ihrem Aufzug musste sie neben ihm wirken wie ein hässliches Entlein.
Er hatte einen dunklen Abendanzug an, der ihm wirklich hervorragend stand. Und er trug ihn mit einer solch lässigen Eleganz, als wäre er bereits in Hemd und Krawatte auf die Welt gekommen. Hinzu kam, dass er die Frechheit besaß, trotz der tropischen Temperaturen völlig frisch und entspannt zu wirken. Nicht eine Schweißperle schimmerte auf seiner Stirn.
„Sie sehen hinreißend aus“, sagte er mit einem Lächeln, das Lenas Herz unwillkürlich schneller schlagen ließ, sosehr sie sich auch innerlich dagegen sträubte.
Sie ärgerte sich fürchterlich über die völlig übertriebene Reaktion ihres Körpers auf diesen ihr doch im Grunde völlig fremden Mann. Vermutlich lag es einfach nur daran, dass sie seit Andys Tod mit keinem Mann mehr Kontakt gehabt hatte, wenn man einmal von Patrick absah. Und mit Patrick war sie schon so lange befreundet, dass sie ihn kaum als Mann wahrnahm. Für ihn empfand sie eher wie für einen Bruder, und umgekehrt verhielt es sich wahrscheinlich genauso.
Sie schüttelte den Kopf. „Vielen Dank für das Kompliment, aber wir wissen wohl beide, dass es nicht zutrifft, Mr Alistair.“
„Stephen“, korrigierte er sofort. „Bitte, nennen Sie mich Stephen.“
„Also schön“, seufzte sie. „Dann eben Stephen. Trotzdem war es nicht sehr nett von Ihnen, mich nicht vorzuwarnen. Ich war keineswegs darauf vorbereitet, dass Sie ihr Dinner in Abendgarderobe einzunehmen pflegen.“
Er lachte. „Entschuldigung, Sie haben recht.“ Mit flinken Fingern löste er den Knoten seiner Krawatte, zog sie ab und warf sie nachlässig auf die Rückbank des Jeeps. Dann öffnete er die obersten beiden Knöpfe seines Hemds und lockerte den Kragen. Anschließend zog er sein Sakko aus, welches dasselbe Schicksal wie zuvor die Krawatte ereilte. Zuletzt öffnete er seine Manschettenknöpfe und schob die Ärmel seines Hemdes hoch. Mit einem breiten Lächeln schaute er Lena an. „Besser?“
Sie konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Ja“, nickte sie. „Sehr viel besser.“
„Wunderbar“, entgegnete er, ging um den Wagen herum und hielt ihr die Beifahrertür auf. „Dann können wir ja jetzt los.“
Als Lena kurz darauf neben ihm im Wagen saß, fühlte sie, wie die altbekannte Befangenheit wieder von ihr Besitz ergriff. Doch Stephen schaffte, dass sie sich
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