Wo die Nelkenbaeume bluehen
Gelände der Farm ein Hotel errichten, da konnte er schlecht zulassen, dass der Boden verseucht wurde.
„Jamal Traore, bitte“, sagte er, als sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete. „Sagen Sie ihm, Stephen Alistair will ihn sprechen …“
Als Lena am nächsten Morgen die Küche betrat, lag eine schlaflose Nacht hinter ihr. Sie hatte praktisch die ganze Zeit wach im Bett gelegen, Krümel zusammengerollt neben sich, und darüber nachgegrübelt, was sie tun sollte. Was sie überhaupt tun konnte . Ergebnislos.
Umso überraschter war sie, als Aaliyah sie glücklich strahlend empfing und ihr eine Tasse mit dampfendem Kaffee in die Hand drückte.
„Einen wunderschönen guten Morgen!“, wünschte Aaliyah ihr mit einem breiten Lächeln, das Lena die Stirn runzeln ließ.
Was ging hier vor? Wieso hatte Aaliyah so gute Laune, wo die Zukunft der Farm – ihres Zuhauses – nun doch wieder auf wackeligen Füßen stand?
Forschend schaute Lena sie an, nachdem sie einen Schluck von ihrem Kaffee getrunken hatte. „Habe ich irgendetwas verpasst?“, fragte sie ein wenig ungehalten. War sie die Einzige hier, die sich Gedanken darum machte, wie es weitergehen sollte?
Nein, das war unfair. Sie wusste, wie wichtig Aaliyah und ihrer Familie die Farm war. Dass sie hier so lange lebten, dass es zu ihrem Zuhause geworden war.
Aber was für eine Erklärung gab es dann für diese, angesichts der aktuellen Situation, absolut unangebrachte Heiterkeit, die Aaliyah an den Tag legte? „Nun?“
„Fadhil hat heute Morgen einen Anruf von Jamal Traore bekommen, dem Unternehmer, mit dem Sie die Vereinbarung für die Düngemittellieferung geschlossen haben.“
Skeptisch nickte Lena. Sie fragte sich, worauf das Ganze hinauslief. Warum machte Aaliyah es so spannend? „Ja, und?“
„Fadhil bat mich, Ihnen auszurichten, dass die Sache erledigt ist.“
Lena blinzelte irritiert. Sie war davon überzeugt, sich verhört zu haben. „Erledigt? Wie meint er das?“
„Traore verzichtet auf die Erfüllung des Vertrags“, erklärte Aaliyah mit einem breiten Grinsen. „Die bereits angelieferte Ware wird morgen im Laufe des Tages wieder abgeholt.“ Sie fiel Lena, die wie angewurzelt dastand, die Augen vor Überraschung weit aufgerissen, um den Hals. „Wir sind gerettet, Lena. Ist das nicht wunderbar?“
14. KAPITEL
Auch Tage später fiel es Lena noch immer schwer zu glauben, dass sie tatsächlich so glimpflich davongekommen waren. Doch es geschah alles genau so, wie Aaliyah es angekündigt hatte. Die angelieferten Kanister mit dem schädlichen Pflanzendünger wurden abgeholt, und kurz darauf kam mit der Post ein Schreiben, in dem die Aufhebung des Vertrags, den Lena mit dem Düngemittelhändler getroffen hatte, angeboten wurde.
Selten war sie so glücklich gewesen, ihre Unterschrift unter ein Dokument zu setzen.
Zunächst erschien es ihr fast wie ein Wunder. So als hätte irgendeine höhere Macht erkannt, dass sie einen Fehler gemacht hatte, und ihn wieder korrigiert. Doch bald wurde ihr klar, dass es so einfach nicht sein konnte.
Warum sollte ein Händler, der, wie Lena inzwischen wusste, für schmutzige Geschäfte mit minderwertigen Waren bekannt war, plötzlich sein Gewissen entdecken und einen einträglichen Deal rückgängig machen?
Als sie Aaliyah darauf ansprach, konnte diese ihr nicht in die Augen sehen. Das reichte, um Lenas Argwohn zu wecken.
„Es war also nicht einfach nur eine glückliche Fügung, oder?“ Sie atmete tief durch, doch das ungute Gefühl, das sich in ihr breitmachte, blieb. Etwas sagte ihr, dass ihr die Wahrheit nicht gefallen würde. Doch das änderte nichts daran, dass sie erfahren musste, was oder vielmehr wer wirklich hinter der Aufhebung des Vertrags steckte.
Aaliyah schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie lediglich, in der irrigen Hoffnung, dass Lena sich damit zufriedengeben würde.
Was sie nicht tat. „Was genau ist passiert?“, hakte sie nach, die Arme vor der Brust verschränkt, um ihren Worten noch mehr Gewicht zu verleihen.
Die ältere Frau blickte auf. Ihre ganze Miene drückte Schuldbewusstsein aus. In diesem Moment rückten alle fehlenden Puzzleteile an den richtigen Platz, und Lena stieß ein unterdrücktes Stöhnen aus.
Nein, unmöglich! Aaliyah hatte doch sicherlich nicht Stephen …?
Noch vor wenigen Wochen wäre ihr dies vermutlich nicht einmal in den Sinn gekommen. Doch seit er Hashim nach der Sache mit den Reifen so glimpflich hatte davonkommen lassen, sah die
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