Wo die Nelkenbaeume bluehen
auf, dass dieser nach hinten rollte und gegen den Bücherschrank an der Wand stieß. Doch Lena bemerkte es nicht.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, polterte sie die Treppe hinunter, schnappte sich den Wagenschlüssel von der Kommode und stürmte an der verblüfften Aaliyah vorbei zur Tür hinaus.
„Wo wollen Sie denn hin?“, rief sie Lena nach.
„Jemanden zur Rede stellen“, erklärte sie ohne stehen zu bleiben.
Keine dreißig Sekunden später fuhr sie, eine Staubwolke aufwirbelnd, vom Hof.
Stephen führte gerade eine geschäftliche Unterredung mit den Vertretern einer Gesellschaft, die neben Safaris auf dem afrikanischen Festland und Tauchurlaub auf Madagaskar nun auch Reisen nach Sansibar und Pemba in ihr Portfolio aufnehmen wollte, als seine Assistentin Sharifa unerwartet den Raum betrat. Er war so etwas nicht von ihr gewohnt. Normalerweise hatte sie ein gutes Gespür dafür, wann sie ihn stören durfte und wann nicht. Dieses Mal jedoch war ihr Timing überraschend schlecht.
„Sie entschuldigen mich kurz?“
Das Lächeln, das er für seine Gäste aufgesetzt hatte, verblasste, als er sich erhob und auf Sharifa zuging. „Was ist denn los?“, knurrte er ärgerlich, nachdem er ihr aus dem Besprechungsraum hinaus auf den gedämpft beleuchteten Korridor gefolgt war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Ich bin los!“, erklang eine ihm nur allzu bekannte Stimme am Ende des Korridors, in der ein Unterton mitschwang, der ihn irritierte.
Er drehte sich zu Lena um, die mit energischen Schritten und erhobenem Zeigefinger auf ihn zueilte. „Was bildest du dir eigentlich ein?“, fauchte sie. „Hältst du mich wirklich für so dumm, dass ich nicht in der Lage bin, eins und eins zusammenzuzählen?“
Beschwichtigend hob Stephen die Hände, während Sharifa sich diskret aus der Gefahrenzone zurückzog und in einem der angrenzenden Räume verschwand. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst“, erklärte er wahrheitsgemäß, dann runzelte er mürrisch die Stirn. „Was soll das, Lena? Die ganze Zeit hast du nichts mehr von dir hören lassen, und jetzt platzt du völlig unangemeldet in ein wichtiges Geschäftsmeeting. Was willst du?“
„Als ob du dir das nicht denken könntest!“, konterte sie knapp.
Stephen fing an, sich wirklich über sie zu ärgern. „Nein, das kann ich tatsächlich nicht – wenn du also die Güte besäßest, mich aufzuklären!“
„Willst du behaupten, es sei nur ein Zufall, dass unsere Pflanzen von einer mysteriösen Krankheit befallen wurden? Und dann kommt auch noch ein Mitarbeiter vom Ministerium für Gesundheit und Soziales und macht uns die ganze Farm dicht!“
„Moment mal, du glaubst, ich hätte dir die Behörden auf den Hals gehetzt?“ Ungläubig starrte er sie an. „Am Ende behauptest du noch, ich hätte dafür gesorgt, dass eure Pflanzen eingehen, was?“ Ein Flackern in ihrem Blick verriet ihm, dass sie tatsächlich dieser Ansicht war. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Natürlich war er wütend darüber, dass sie ihm so etwas zutraute. Aber vor allem war er enttäuscht. „Ich hätte wirklich gedacht, dass du mich inzwischen besser kennst, Lena.“
„Was soll ich denn sonst denken?“, gab sie aufgebracht zurück. „Ist außer dir denn noch jemand hinter der Farm her?“
Zumindest intellektuell konnte er ihre Schlussfolgerungen nachvollziehen. Dennoch versetzte es ihm einen Stich, dass sie ihm offenbar solch hinterhältige Methoden zutraute.
„Es ist wohl besser, du gehst jetzt“, sagte er mit erzwungener Ruhe.
„Das Thema ist für mich noch längst nicht erledigt“, drohte sie.
Für mich ebenso wenig, dachte Stephen grimmig.
Er ließ Lena einfach stehen und ging in den Besprechungsraum zurück. Doch er war mit den Gedanken nicht mehr recht bei der Sache, sodass man sich am Ende darauf einigte, das Gespräch an einem anderen Tag fortzusetzen.
Als er etwas später zu Hause in seinem Arbeitszimmer saß, ließ ihn der Vorfall noch immer nicht los. Auch wenn er nach wie vor wütend auf Lena war, so konnte er ihr im Grunde nicht übel nehmen, dass sie ihn verdächtigt hatte. Für sie war er die einzige Person, die daran interessiert war, die Bennett-Farm in ihren Besitz zu bringen. Doch im Gegensatz zu ihr wusste er mit Sicherheit, dass er nicht für die Schwierigkeiten verantwortlich war, mit denen sie sich herumschlagen musste.
Dafür hatte er mehr als nur eine Ahnung, wer in Wirklichkeit dahinter steckte.
Collin
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