Wo die toten Kinder leben (German Edition)
Lungen gepresst. Meine Arme gehorchten mir nicht mehr. Ich fühlte, wie sich jemand auf mich kniete und mir die Hände am Rücken mit Kabelbindern fesselte. Dann ließ er von mir ab.
Ich versuchte, mich auf die Seite zu drehen. Ich sah zwei Dunkelgekleidete Paul festhalten. Ein Dritter schlug auf ihn ein. Es war eine systematische Arbeit. Immer und immer wieder krachte die Faust nach vorne. Das dumpfe, teils klatschende Geräusch war unerträglich. Blut spritzte. Pauls Körper wurde schlaff, aber die Männer hoben ihn einfach an und die Schläge prasselten immer weiter auf ihn ein.
Mit einem Mal wurde mir klar, dass es Paul nicht mehr viel länger aushalten würde. Ein paar wenige Treffer würde er vielleicht noch wegstecken können, aber dann… - Die Männer hatten vor, Paul umzubringen. Sie wollten ihn totschlagen.
Ich kroch zur Wand und richtete mich halb auf, indem ich meinen Rücken gegen die Mauer presste und mich mit den Beinen daran hochschob.
„Hej! Was seid ihr nur für Luschen!“, rief ich den Schlägern zu. „Kriegt ihr keinen hoch? Schlagt ihr deshalb lieber einen wehrlosen Priester tot, als euch um die Frau zu kümmern?“
Der Mann, der auf Paul gerade eingeprügelt hatte, erstarrte in seiner Bewegung. Seine Faust hing in der Luft. Die anderen ließen Paul einfach los und drehten sich zu mir um.
Für einen Moment bewegte sich niemand im Raum.
Ich wusste, was jetzt kommen würde.
Die Männer gingen langsam auf mich zu. Ich versuchte, mich weiter aufzurichten, schaffte es nicht und rutschte nach hinten weg, bis ich wieder auf dem Boden lag.
Der erste der Kerle hatte mich erreicht. Seine Augen glitzerten voll aggressiver Geilheit. Sein Mund hatte sich zu einem unbarmherzigen Grinsen verzogen.
Er kniete sich auf mich. Seine Hände griffen nach mir, ungeduldig, grob, und in der Absicht, mir wehzutun. Meine Bluse zerriss.
Ich stieß mit dem Kopf nach oben und traf seine Nase, die augenblicklich stark zu bluten anfing.
Er gab einen Schrei von sich, wich ein Stück zurück, holte aus und schlug mir dann links und rechts ins Gesicht.
Meine Lippe sprang auf. Gleichzeitig fühlte ich, wie meine Füße von den anderen beiden Kerlen auf den Boden gepresst wurden. Hände fingerten an meinem Gürtel.
Der Mann über mir keuchte. Er öffnete seinen eigenen Reißverschluss und zwang sich zwischen meine Beine. Blut tropfte aus seiner Nase und fiel mir ins Gesicht. Keiner sprach ein Wort, während ich vergeblich versuchte, mich aus der Umklammerung zu befreien.
In diesem Moment hörte ich ein metallisches Klacken. Dicht neben dem Kopf des Kerls, der auf mir lag, erschien meine Automatik. Ihre Mündung wurde ihm an die Schläfe gedrückt.
„Lasst sie los! Sofort!“. Pauls Stimme war schwach, aber sie war deutlich zu vernehmen und verströmte ungeheure Kraft.
Der Kerl über mir verharrte nur kurz, dann verzog sich sein Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. „Du traust dich ja doch nicht, zu schießen! Du feiger Pfaffe!“
Paul bewegte seine Hand, die die Waffe hielt, bis deren Lauf parallel zum Schädel des Mannes zeigte. Als wollte er den Mann mit der Pistole liebkosen, strich er mit ihr über dessen Wange. Ohne Vorwarnung drückte er dicht neben dem Ohr des Kerls ab.
Die Kugel krachte in die Wand hinter mir. Betonteilchen und Staub regneten auf mich herab. Das überlaute Echo des Schusses wurde im Raum hin- und hergeworfen.
Der Kerl heulte vor Schmerz auf.
„Die nächste Kugel geht nicht in die Mauer!“, drohte Paul.
Der Mann kletterte von mir herunter. Er erhob sich ungelenk. Mit der einen Hand hielt er seine offene Hose, während er die andere Hand gegen sein Ohr presste.
„Ihr Schweine! Raus hier!“, stieß Paul hervor.
Die Männer gehorchten. Rückwärts gehend verließen sie die Halle.
Paul war an der Wand zusammengesackt. Er hielt noch immer meine Neun-Millimeter in beiden Händen, sie zeigte Richtung Tür.
Mühsam hob ich die Beine an, um meine auf dem Rücken zusammengebundenen Hände stückweise nach vorne zu bewegen. Normalerweise hätte ich das schnell geschafft, aber mein Kreuz, an dem mich der Baseballschläger getroffen hatte, schmerzte gewaltig. Meine Arme waren taub. Zudem hingen mir die Jeans halb in den Kniekehlen, was die Sache noch zusätzlich erschwerte.
Dennoch gelang es mir. Nach längerem Kampf waren meine Arme vorne. Beidhändig zog ich mir die Hose so gut es ging hoch und knöpfte sie zu. Anschließend bedeckte ich meinen Oberkörper mit den zerrissenen Resten
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