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Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Titel: Wo die toten Kinder leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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meinte ich trocken, „du kannst es im Zentralcomputer überprüfen. Ich habe meine Lizenz.“
    „Nein, nein. Ich glaube dir schon“, beeilte er sich zu sagen. „Aber wie hast du das nur geschafft?“
    „Du meinst sicherlich, ich habe jetzt besondere Beziehungen. Aber in Wirklichkeit habe ich nur einen gut formulierten und wohl begründeten Antrag gestellt.“
    Ralfs Miene zeigte mir überdeutlich, dass er mir nicht glaubte.
    Ich hatte mich halb zur Tür gedreht, als er fragte: „Soll ich dich rausbringen, oder…?“
    Ich blickte zurück zu ihm. „Das ist nicht nötig. Hinaus finde ich schon alleine. Und wenn man einmal hinausgegangen ist, schafft man das immer wieder.“
    Ralf biss sich auf die Lippen und vermied es, mich direkt anzusehen. „Wäre schön, wenn wir uns mal wieder über den Weg laufen würden. Alles Gute.“
    „Das wünsche ich dir auch“, sagte ich und ließ ihn stehen.

24
     
    A us alter Gewohnheit hatte ich meinen Golf auf dem Parkplatz der Einsatzkräfte abgestellt. Niemand hatte sich daran gestört. Ich startete den Motor, fuhr unter der offenen Schranke hindurch und war bald auf der vielbefahrenen Hauptstraße.
    Ich musste an einer Ampel halten und beobachtete routinemäßig die Fahrzeuge im Rückspiegel. Ein dunkler Mittelklassewagen befand sich zwei Autos hinter mir. Dessen Fahrer trug trotz des trüben Wetters eine Sonnenbrille.
    Ohne vorher zu blinken, bog ich scharf links ab, beschleunigte und wartete an der nächsten Ampel. Das dunkle Auto blieb verschwunden.
    Als es grün wurde, fuhr ich zielgerichtet zu Frau Dr. Hofmanns Praxis. Ich musste mich nicht beeilen, konnte mir Zeit nehmen und genoss das intensive Farbenspiel des Herbstlaubs, das den trüben Tag zumindest ein wenig freundlicher wirken ließ.
    Der Opel hinter mir wurde überholt und ein dunkler Wagen drängte sich zwischen uns. Ich blickte in den Rückspiegel.
    Mein Freund mit der Sonnenbrille war zurück.

25
     
    B ei der Arztpraxis angelangt, stieg ich aus. Dabei sah ich mich unauffällig um. Keine Limousine, kein Verfolger.
    Nur zur Sicherheit überquerte ich rasch die Straße, und ging auf eine Art Scheune zu, die sich dort befand. Ich öffnete das Tor. Schnell trat ich ein.
    Ich verbarg mich hinter der Tür und wartete. Ich wartete, dass der schwarze Wagen vorbeifahren würde. Nichts geschah. Vielleicht hatte ich mich doch geirrt. Vielleicht war es doch nur Zufall und keine gezielte Verfolgung gewesen. Oder vielleicht begann ich schon, leicht paranoid zu werden.
    Ich verließ mein Versteck, ging hinüber zu Frau Dr. Hofmanns Haus und klingelte. Lorenzo öffnete mir. „Komm nur rein, wir sind schon fertig.“
    Satorius saß im Rollstuhl, daneben Paul in einem der Wohnzimmersessel des Warteraums. Paul hielt sich sehr gerade und lächelte mir zu, als ich eintrat. Ein dunkelroter Bluterguss zeichnete die rechte Seite seines Kinns, weshalb sein Lächeln etwas schief ausfiel.
    „Und? Wie geht es unserem Patienten?“, fragte ich.
    „Wie ich gesagt habe“, bemerkte Satorius. „Nichts gebrochen. Eine Unzahl geprellter Rippen, zahlreiche, sehr schmerzhafte Quetschungen, aber keine inneren Verletzungen.“
    „Das ist doch wirklich erfreulich“, meinte ich, griff nach dem schweren Bonbonglas, das auf einem der Tischchen stand und angelte mir eine der verlockend aussehenden Süßigkeiten heraus.
    Pauls Gesicht war noch blass, aber auch ihm war die Erleichterung anzusehen, dass keine der Verletzungen langwierige Folgen haben würde.
    „Ist alles erledigt?“, erkundigte er sich, an mich gewandt.
    Schlagartig wurden wir alle ernst.
    „Ich habe Anzeige erstattet.“
    Schweigen senkte sich über den Raum. Die unbeschwerte Fröhlichkeit, die uns gerade noch erfüllt hatte, war wie verflogen.
    Frau Dr. Hofmann kam aus dem Behandlungszimmer und streckte mir zur Begrüßung ihre Hand entgegen. „Herr Wagner hat mir gesagt, Sie waren dabei, als er angegriffen wurde. Sind Sie auch verletzt?“
    Ich verneinte mit einer kleinen Geste meiner Hand. „Mir ist nichts Bleibendes passiert.“
    „Das an Ihrem Hals muss nicht untersucht werden?“
    „Eine Lappalie“, sagte ich. „Die geht von alleine weg. …Obwohl ich es schon fast bedauere, mich hier nicht untersuchen lassen zu müssen, so gemütlich es bei Ihnen eingerichtet ist.“
    „Nun“, lächelte die Ärztin. „Ich bin der Meinung, dass die Patienten, die zu mir kommen, schon genug Sorgen haben. Meine Praxis soll ein Ort sein, an dem sie sich wohlfühlen - ein Ort, an

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