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Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Titel: Wo die toten Kinder leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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der gesamten mir verbliebenen Kraft in den Nacken des Mannes. Wie ein nasser Lumpen sackte er in sich zusammen.
Als ich mir sicher war, dass er das Bewusstsein verloren hatte, hielt ich inne. Ich wartete, bis sich meine Aufregung und mein Puls etwas beruhigt hatten, bevor ich mir das Klebeband holte, welches dem Angreifer aus den Händen gefallen und ein Stück weit von uns weggerollt war.
Ich band dem Mann die Hände auf den Rücken. Dazu benutzte ich mehrere Lagen des Plastikstreifens und verstärkte sie nochmals, damit er die Fesseln nicht würde lösen können. Zum Schluss klebte ich ihm ein Stück über den Mund und fuhr mit der Rolle einmal um seinen gesamten Kopf herum, um einen fest sitzenden Knebel zu erhalten.
Gerade als ich fertig war, blinzelte er und schlug die Augen auf. Ich griff nach meiner Neun-Millimeter und legte die Sicherung zurück. Das metallische Geräusch wurde durch den hohen Raum der Tiefgarage vervielfacht. Das Knacken klang bedrohlich.
Ich drückte die Mündung gegen die Stirn meines Angreifers, grinste und krümmte den Fingern – immer weiter, bis er anfing zu zittern und seine Augen wie wild auf und ab hüpften.
Lächelnd schob ich die Sicherung zurück. Dann zerrte ich ihn am Kragen nach oben, stieß ihn in Richtung meines Wagens und öffnete den Kofferraum. Der Kerl wollte sich wehren, doch ich hielt ihm die Waffe gegen den Kopf, bis er rückwärts in den Kofferraum sackte. Ich machte eine Geste, dass er seine Beine hineinziehen sollte, und als er endlich drin war, schloss ich die Luke.
Ich setzte mich ans Steuer.
Ich war nicht mehr müde und hatte vergessen, dass oben eine leere Wohnung auf mich wartete.

32
     
B is zu dem aufgelassenen Steinbruch, in dem Bernhard den Tod gefunden hatte, brauchte ich fast eine Stunde. Frühzeitig schaltete ich die Scheinwerfer ab und ließ das Auto langsam rollen. Aber außer uns war keine Menschenseele hier.
Die Oberfläche des Badesees warf den Mondschein zurück und glänzte wie geschmolzenes Blei.
Ich öffnete den Kofferraum. Der Typ grunzte und versuchte zu sprechen. Ich antwortete ihm nicht, zog ihn stattdessen an seiner Jacke heraus und trieb ihn in Richtung des Weihers vor mir her. Er wusste nicht, was ich plante. Hilfesuchend sah er sich um – seine Augen weit aufgerissen.
Ich zog die Pistole aus dem Holster am Rücken, richtete sie auf ihn und sagte: „Runter!“
Er zögerte und sank schließlich auf die Knie, etwa einen halben Meter vom Wasser entfernt.
Ich trat zu ihm, steckte meine Waffe zurück, packte seine Schulter und schubste ihn zur Seite. Klatschend fiel er ins eiskalte Wasser.
Ich stellte mich über ihn und drückte seinen Kopf nach unten. Er konnte nur durch die Nase atmen. Er prustete, versuchte Luft herauszublasen, aber es gelang ihm nur anfänglich, das Nass zu verdrängen.
Allmählich begann er, zu ertrinken. Er trampelte und trat um sich. Ich hielt ihn fest. Nach einiger Zeit erschlafften seine Beine und seine Bewegungen stoppten fast vollständig. Ich wartete, bis er kaum noch zuckte und zog ihn aus dem See heraus.
Nach einer halben Minute begann er, krampfhaft zu schnaufen. Wasser rann aus seiner Nase. Sein Körper krümmte sich, er versuchte zu schreien, doch keiner sah ihn, keiner hörte ihn. Schließlich gab er auf.
Als sich seine Atmung stabilisiert hatte, stellte ich mich vor ihn. Seine Augen waren blutunterlaufen. Ich beugte mich zu seinem Gesicht hinunter, bis ich nur wenige Millimeter von ihm entfernt war.
„Das ist anders als Kinder quälen“, sagte ich.
Seine Augen wichen meinen aus. Er versuchte, mir zu entkommen. Ich stieß ihn wieder um. Er fiel erneut ins Wasser. Diesmal waren seine Krämpfe stärker als das letzte Mal.
Nach einer knappen Minute zerrte ich ihn zum Ufer. Ich legte ihn auf den Rücken, nahm mein Taschenmesser und machte einen Längsschnitt über das Teppichband an seinem Mund. Er erbrach sich, aber sein Atem normalisierte sich zügig.
„Du Dreckschwein“, sagte ich zu ihm. „Das mache ich mit dir so lange, bis du fertig bist.“
Er jammerte, wie ein junger Hund.
„Du sagst mir deinen Namen und die der anderen, mit denen du die Kinder missbrauchst hast. Sofort! Du nennst mir jeden Einzelnen. Wenn du nur einen einzigen Buchstaben vergessen solltest, merke ich das und dann verreckst du so elend, wie du es dir nicht vorstellen kannst. Ich weiß genau, wann du kurz davor bist, zu sterben. Wir können das hier stunden- oder tagelang machen. Und zum Schluss wirst du mir ohnehin alles

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