Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Titel: Wo die toten Kinder leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
Vom Netzwerk:
meine dreckige Kleidung und mein Gesichtsausdruck auffielen. „Mia cara, komm“, meinte er besorgt, und trat einen Schritt zur Seite, um mich hereinzulassen.
„Ich falle euch auch sicher nicht zur Last?“, fragte ich.
„Nein, nein. Wir sind noch auf. Alte Menschen brauchen nicht so viel Schlaf. Und Pauls Schmerzen ließen ihm keine Ruhe, also haben wir beschlossen, ihm Gesellschaft zu leisten.“
Ich folgte ihm und bald standen wir im Wintergarten. Es war, als wäre ich nie weggewesen. Meine Anspannung verflog augenblicklich.
Satorius saß in der Nähe seines Arbeitsplatzes. Der PC darauf war eingeschaltet und zeigte irgendwelche altertümlichen Symbole. Einer der großen Lesesessel aus der Bibliothek war daneben geschoben. Er wirkte leer und verlassen. Offensichtlich hatte er bis vor kurzem Lorenzo als Sitzgelegenheit gedient.
Paul ruhte in Pyjama und Bademantel auf einer Gartenliege, deren Rückenlehne in eine bequeme Position geklappt war. Eine Decke lag über seinen Beinen. Er wirkte noch immer recht blass. Als ich hereinkam, erhellte sich sein Gesicht zu einem herzlichen Lächeln, das seine Augen strahlen ließ. Schnell gewann er die Kontrolle über sich zurück und seine Miene wurde sachlich.
Wortlos ging ich zu den beiden und legte Satorius meine Liste auf den Tisch.
„Was soll das?“, fragte er.
„Das sind Namen.“
„Ja, das sehe ich.“
„Schau sie dir einmal durch.“
Satorius rückte sich seine Lesebrille zurecht, griff sich das Blatt und begann, es zu studieren. Als er damit fertig war, nahm er seine Brille ab. Sein Blick war fragend. „Und?“
„Kennst du die Personen?“
Satorius wirkte irritiert. „Einige schon.“
„Woher?“
„Einer ist Professor für Mathematik am hiesigen Lehrstuhl. Ein anderer ist ein ziemlich bekannter Lokalpolitiker.“ Satorius musterte mich aufmerksam. „…Aber warum willst du das wissen?“
„Könnte sich Paul den Zettel einmal ansehen? Vielleicht fällt ihm etwas auf“, meinte ich, ohne die Frage von Satorius zu beantworten. Stattdessen nahm ich ihm den Block aus der Hand und reichte ihn an Paul weiter.
Paul las die Liste ebenfalls sehr sorgfältig durch. Er schüttelte den Kopf. „Ich kenne zwar den einen Namen - den des Politikers - aber persönlich… nein, ich habe ihn noch nie getroffen. Alle anderen sind mir unbekannt. Aber warum ist das so wichtig?“
„Das sind die Männer, die mit Wittgen in der Pension waren“, erklärte ich. „Sie haben gemeinsam die Kinder gequält und missbraucht.“
Stille trat in den Raum. Keiner wusste, etwas zu meinen Worten hinzuzufügen.
Lorenzo war neben Satorius stehengeblieben, als er mit mir hereingekommen war. Jetzt nahm er mich sanft am Arm. „Komm, setz dich.“
„Das ist doch dein Sessel“, protestierte ich lahm.
„Nein, mia cara, ich hole mir jetzt einen Stuhl. Du siehst so aus, als würde dir der Sessel gut tun.“
„Na ich weiß nicht“, meinte ich zweifelnd.
„Du würdest mir eine Freude machen.“
Ich ließ mich auf dem Sessel nieder. Er war weich, bequem und sein Leder knarzte.
„Friedrich und ich haben gerade Tee getrunken. Paul habe ich einen echten Kakao gekocht. Er beruhigt die Nerven. Willst du auch einen?“, fragte Lorenzo.
Ich verzog meinen Mund. Bevor ich etwas erwidern konnte, mischte sich Satorius ein: „Ich glaube, wir brauchen jetzt etwas Stärkeres.“
Lorenzo nickte, verließ den Raum und kam nach kurzem mit einer Karaffe wieder, in der eine goldbraune Flüssigkeit glänzte. „Wir haben recht gute Beziehungen zu den Brüdern und Schwestern aus Irland.“
„Irischer Whiskey?“, fragte Paul.
„Ja. Und vierundzwanzig Jahre alt“, sagte Lorenzo. Er goss uns ein. Wir hoben die schweren Kristallgläser, ließen den Inhalt in dem Licht der Lampe glitzern und nahmen jeder einen tiefen Schluck. Es dauerte lange, bis ich etwas schmeckte und ich fühlte, wie sich eine wohlige Wärme in meinem Körper ausbreitete. Ich streckte meine Füße aus, legte sie übereinander und gegen meinen Willen entfuhr mir ein langgezogener Seufzer.
„Wir wollen nicht wissen, wie du an die Namen gekommen bist?“, fragte Paul. Es war mehr eine Feststellung.
„Nein, das wollt ihr nicht. Ich werde die Liste morgen meinem früheren Kollegen bei der Polizei übergeben. Er wird der Sache nachgehen.“
„Du hast aber keine Beweise gegen die Personen.“
„Das nicht. Aber ich werde ihm empfehlen, die PCs der Leute zu beschlagnahmen. Und dann werden sie sehr bald entsprechende Bilder und Hinweise finden. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher