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Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Titel: Wo die toten Kinder leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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etwas dunkler. Allerdings ist ihre Wirkung verheerend. Bereits das bloße Anfassen kann bei empfindlichen Menschen Ausschläge verursachen.“
Ich studierte die Seite genau. Etwas in meiner Erinnerung schlug Alarm. „Findest du vielleicht ein Bild nur von diesen Früchten?“
Satorius Finger flogen über die Tasten und bald erschien eine große Abbildung mit einem Korb voll dieser unspektakulären Beeren.
„Das habe ich schon einmal gesehen“, sagte ich leise.
Paul und Lorenzo waren hinter uns getreten und ich blickte mich zu ihnen um. „Erinnerst du dich nicht mehr, Paul?“
Paul schüttelte den Kopf. „Woran?“
„Als wir bei Bernhard waren, hatte er eine kleine Plastikschüssel voll dieser Früchte. Ich dachte damals, es wären vertrocknete Kirschen und wunderte mich noch insgeheim, warum die so dunkel waren. Aber jetzt, …jetzt bin ich mir sicher. Es war eindeutig dieses Teufelszeug. …Daher hatte er vermutlich auch sein Ekzem.“
„Was wollte er mit den Tollkirschen?“, fragte Paul.
„Keine Ahnung. Vielleicht hat er sich zugedröhnt und hat etwas zu viel davon erwischt.“
„Das würde einiges erklären“, Paul wirkte zögerlich. „Insbesondere seinen Tod. …Aber wie kam Vivian an diese Droge?“
„Bernhard, Vivian und Cornelia waren ungefähr im selben Alter. Vivian und Cornelia waren Freundinnen. Vielleicht kannte eine von beiden Bernhard und er hat sie mit diesem Gift beliefert“, mutmaßte ich.
„Aber das muss doch jemandem aufgefallen sein“, meldete sich Lorenzo zu Wort.
„Die Heinzes meinten, dass sich Cornelia in den letzten Monaten grundlegend verändert habe. Sie konnten sich nur nicht erklären, warum. Wenn sie die Droge regelmäßig nahm, wird das Ganze nachvollziehbar.“ Paul war deutlich anzumerken, dass ihm diese Entwicklung nicht behagte.
„Dann war Bernhard eine Art Dealer?“ Auch Lorenzo wirkte ungläubig.
„Wer kann das so genau sagen. Wie es scheint, hat er das Zeug selbst auch genommen. Möglicherweise praktizierten die drei auch eine Art von Okkultismus“, warf Satorius ein. „Wiccas, moderne Hexen – in diesen Kreisen dürfte die Substanz zumindest nicht unbekannt sein.“
„Das werden wir wohl nie mit Sicherheit sagen können. Cornelia und Bernhard waren eindeutig Selbstmörder. Deshalb wurden sie auch nicht obduziert.“, entgegnete ich. „Aber wir könnten Frau Dr. Hofmann fragen. Sie war die Hausärztin von Cornelia. Vielleicht ist der etwas aufgefallen. Vielleicht wusste sie über Cornelias Abhängigkeit Bescheid oder hatte zumindest einen Verdacht in diese Richtung.“
Paul nickte entschlossen. „Morgen früh, noch bevor wir zu Vivian fahren, werden wir Frau Dr. Hofmann besuchen und sie fragen. Zumindest kann sie uns einen Tipp geben, wie wir Vivian darauf ansprechen sollen.“
Die Beeren auf dem Bildschirm wirkten noch immer klein und unscheinbar.

41
     
„K ommen Sie nur!“ Die Stimme von Frau Dr. Hofmann klang wie immer warm und freundlich.
Die Tür zu ihrer Praxis stand offen. Wir traten ein.
Frau Dr. Hofmann war über einen der Tische in ihrem Wartezimmer gebeugt. Gerade nahm sie einen Stapel Zeitschriften hoch, die dort zur Lektüre lagen und packte sie auf ein angrenzendes Regal. Sie verstaute das Bonbonglas daneben. „Wir brauchen etwas Platz“, sagte sie über ihre Schulter hinweg.
Auf dem Tisch selbst war für drei Personen gedeckt: eine offensichtlich handgefertigte Teekanne aus Ton, passendes Geschirr und eine Schale mit Plätzchen.
„Guten Tag, Frau Doktor“, sagte Paul. Er wirkte von dem geschäftigen Treiben der Ärztin ebenso überrascht, wie ich.
Frau Dr. Hofmann lächelte. „Als Sie mich angerufen und mir mitgeteilt haben, dass Sie mich besuchen wollen, habe ich einfach meinen Patienten für heute früh abgesagt.“
„Das wäre doch nicht nötig gewesen“, protestierte ich.
„Ach was! Wenn Sie sich schon so viel Zeit für diesen Fall nehmen, dann kann auch ich meinen bescheidenen Teil dazu beitragen. …Und wer sagt, dass wir es uns nicht auch ein wenig schön machen können?“
Paul und ich standen unschlüssig herum, aber das Lächeln der Ärztin wirkte ansteckend. „Jetzt zieren Sie sich doch nicht so! Legen Sie ab und setzen Sie sich zu mir.“
Wir hängten unsere Mäntel an die Garderobe und nahmen in den bequemen Sesseln Platz.
Frau Dr. Hofmann schenkte uns ein. Der Tee roch süß und wunderbar aromatisch. Paul verzog dennoch kaum merklich sein Gesicht. Er griff als Erstes zu den Plätzchen und biss hinein.

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