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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wo seine ganze Familie Retsina trinken und sich an die Sonne Griechenlands erinnern kann.«
    Ray deutete auf das Meer. In diesem Moment donnerte eine angemessen dramatische Welle auf die Uferlinie zu, brach sich an den Felsen und flog durch die Luft. Beide Männer schauten, lauschten und warteten darauf, dass sie sich beruhigte. »Was ist mit den Plüschsofas, Wandbehängen und gebogenen Halbwänden? Betrachtest du das Ganze? Und bitte. Das hier ist nicht das Mittelmeer. Wir reden über den Pazifischen Ozean bei Laguna«, sagte Ray. »Das Großartige an der Architektur ist doch, dass eine alte Geschichte auf neue Art und Weise erzählt wird, in einer neuen Sprache. Ich kann ihm ein warmes Zuhause versprechen, eine Attraktion, einen Ort, an dem seine Familie sich zusammenfinden kann.«
    »Eine Weile hast du Kahn geliebt, dann Wright, dann I. M. Pei. Das Haus in Agoura? Du hast Richard Neutra kopiert und alles in Glas gebaut. Am Ende mussten die Leute an sämtlichen Fenstern Mini-Rollläden anbringen. Ich meine, komm schon. Sie hatten rundherum Nachbarn in sechs Metern Entfernung.«
    »Martin, meine Ideen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt.
Ich war wie ein kleines Kind, und manchmal bin ich zu weit gegangen. Aber jetzt weiß ich endlich, was ich tue. Warum kannst du mir nicht vertrauen?«
    »Warum können wir Antoniou nicht geben, was er will? Einen kalifornischen Traum? Ein Zuhause für seine Familie, das sie an ihre Wurzeln erinnert?«
    Ray dachte darüber nach. »Los Angeles hat eine seichte Vergangenheit. Die meisten Menschen, die hier leben, und das schließt Achilles Antoniou mit ein, haben weder ein Eigentumsrecht auf das Land noch auf das Klima noch auf sonst was. Sie wissen nicht, was in ihre neue Umgebung passt, weil es hier keine Umgebung gibt. Hier sind doch alle erst vor fünf Minuten angekommen. Unsere Aufgabe ist es, dem Kunden ein Zuhause zu bauen, das dieser Lage gerecht wird. Etwas mit Wurzeln, die sie vielleicht nicht spüren können, ein Haus, das über ihre tote Vergangenheit hinausweist.«
    »Minimalismus mit frischem Pferdemist überall verstreut, um es aufzumotzen«, sagte Martin. Er packte die Pläne, rollte sie zusammen und band einen dicken Gummi darum. »Zeig die bloß nicht Antoniou.«
    »Das heißt wohl, dass du nicht hinter mir stehst, Martin.«
    »Mach uns Pläne, die den Bedürfnissen unseres Kunden entsprechen. Und, oh, wenn du damit fertig bist, dann bring sie bei mir vorbei.«
    Ray dachte: Er sitzt da auf sehr unsicherem Grund, auf diesem Fels, der sich bewegt, wenn er sich plötzlich rührt. Er könnte ganz leicht über die Klippe fallen, sterben, bei einem tragischen Unfall abgestürzt.
    Er spielte es in Gedanken durch. Martin, die lange, gebogene Nase in den Plänen vergraben, hatte, genervt über etwas, was Ray gesagt oder getan hatte, nach seiner Aktentasche gegriffen, war aufgestanden, gestolpert, abgerutscht.

    Er stellte sich vor, wie Martin in den Abgrund stürzte und mit dem Kopf auf den Felsblöcken unten in der Bucht aufschlug.
    Ray, schockiert, würde aufstehen und dann zu seinem Auto laufen, wo sein Handy war.
    Das Handy war zwar in seiner Tasche, aber das wusste ja niemand. Er würde den Hang hinaufklettern, vielleicht sogar absichtlich in den Giftsumach treten, von dem er eigentlich wusste, dass man besser nicht in seine Nähe kam. Er sei völlig außer sich gewesen, würde er später sagen, um den entzündlichen Ausschlag an seinen Armen und Beinen zu erklären. Zu sehr außer sich, um sich um so etwas Unwichtiges zu kümmern. Dann hatte er Probleme, seine Schlüssel zu finden. Wer hätte das nicht, unter den Umständen, dass sein ältester Freund reglos, blutend so weit unten auf den Felsen lag?
    Martin ergriff das Wort und unterbrach Ray in seinen neuesten mordlustigen Phantasien. »Im Grunde«, sagte Martin langsam, »ist es doch so: Antoniou ist mein Kunde, und ich habe ihn zu dir gebracht. Und deshalb bestehe ich darauf, einen weiteren Satz Pläne vorgelegt zu bekommen, die auf dem basieren, was wir heute besprochen haben, bevor einer von uns noch einmal mit dem Kunden spricht.«
    »Ich habe deinen Input immer zu schätzen gewusst, Martin, du Esel.« Ray stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose.
    Martin schnaubte. »Klar. Dann sind wir uns ja einig, dass gemacht wird, was ich sage.« In einem allerletzten Versuch, Ray zu zeigen, wer das Sagen hatte, stopfte er dessen Pläne in seine Aktentasche und machte sich auf den Weg nach oben.
    Ray folgte ihm.

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