Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
erkennst …«
    »Was? Dein Genie?« Martin lachte und schüttelte dann den Kopf. »Wir treffen uns, wir diskutieren, und dann machst du doch, was du willst.« Er zog einen Hefter mit Ausschnitten aus Architektur- und Reisezeitschriften aus einer Aktentasche, die er hinter sich gestellt hatte. »Antoniou hat ausdrücklich Santorin erwähnt, richtig? Wo seine Eltern eine Villa hatten. Wo er aufgewachsen ist.«
    »Ausgerechnet du solltest wissen, dass Kunden völlig unausgegorene,
unkonkrete Ideen haben. Sie wollen Säulen. Sie bitten um Türmchen. Sie verachten das Moderne. Im Vorfeld wettern sie gegen alles Mögliche, aber deine Aufgabe ist es, an deine Vision für ihr ganz besonderes, ungewöhnliches, unnachahmliches Zuhause zu glauben, und du musst sie davon überzeugen, dass sie es dich bauen lassen. Dann begreifen sie deinen Entwurf und lieben das, was du gemacht hast.«
    »Wir reden nicht über verputzte Wände versus Gipskarton oder Walnussholzverkleidung.« Martin zeigte auf die Pläne. »Wir reden über radikale zeitgenössische Architektur, mit der jemand sehr, sehr viele Jahre lang leben können muss. Unwiderruflich, außer man hat weitere Millionen, die man für einen Umbau verpulvern kann.«
    Ray versuchte, seine Ungeduld nicht zu zeigen. »Er ist ein wohlhabender Mann, und er ist nicht dumm. Ich verspreche dir, am Ende sieht er die Vorzüge dieses Entwurfs.« Er hielt eine Hand hoch. »Warte. Wir sollten uns erst beruhigen. Martin, ich sage dir jetzt, warum ich einverstanden war, mich heute hier mit dir zu treffen. Ich bitte dich um einen Gefallen. Dies ist mein allerletzter Versuch, unsere berufliche Beziehung zu retten, okay?«
    »Was für einen Gefallen?«
    »Ich möchte, dass du deine …«, er hätte am liebsten »Feigheit« gesagt, doch er wollte ihn nicht noch mehr in Rage bringen, »… Zweifel bezüglich meiner Fähigkeiten beiseite schiebst. Ich möchte, dass du in jedem Sinne des Wortes ein wahrer Partner bist und dich bei diesem Projekt hinter mich stellst. Wir können hier etwas Großartiges schaffen, oder wir können ihm das geben, was er zu wollen glaubt, und uns mit dem Mittelmaß zufrieden geben.«
    »Ich habe einen Blick auf diesen ersten Satz geworfen, ›A‹. Du willst einen ›Fliegenden Teppich‹ als Dach.«

    »Ein bewährtes Design. Es würde an Lo Scrigno erinnern. Es mildert …«
    »Ja, ich wette, in Italien ist das der Hit, aber da ist es in erster Linie ein Kunstmuseum und nicht das Zuhause von jemandem.«
    »Privat. Im Familienbesitz.«
    »Niemand lebt dort. Zweitens ist es das Gegenteil von einem einfachen weißen Bau mit Blick auf das Meer. Es ist teurer Luxus.«
    »Weißt du, was ich hasse?«, fragte Ray. »Ich hasse Künstler, die ihre eigene Arbeit analysieren. Ich hasse Schriftsteller, die ihre eigenen Gedichte erklären. Ich verachte Musiker, die versuchen, ihre eigene Musik zu beschreiben. Hör zu, Martin. Lass unsere Differenzen eine Sekunde lang beiseite und begreife, dass Design eine unbeschreibbare Qualität besitzt, und diese Qualität ist es, die das Design über das erhebt, was da draußen ist und die Basisaufgaben erfüllt. Dir gefällt doch, was ich mache. Und wir haben schon viele Spitzenobjekte geschaffen.«
    Martin starrte ihn an, als wäre er Zeuge, wie ein Meteor auf einem Feld aufschlägt. »Als wir anfingen, waren wir sehr gute Freunde. Ich wollte, dass du brillant bist. Ich habe deine Brillanz unterstützt.«
    »Wir sind immer noch im Geschäft«, sagte Ray. »Wir haben gute Presse.«
    »Der Mann ist mein Freund. Ich möchte, dass er glücklich ist.«
    »Er wird glücklich sein. Er wird sich daran gewöhnen. Gib ihm Zeit. Gib ihm die Gelegenheit, sich diese Entwürfe anzuschauen, und stell dich mit ganzem Herzen dahinter.«
    »Du meinst, ich soll ihn noch ein paar Millionen in einen Entwurf stecken lassen, der ihm nicht gefällt?«

    »Überrede ihn, Martin, als hättest du dein ganzes Leben lang Menschen zu Dingen überredet, die sie nicht tun wollten!«
    »Ich verstehe jetzt, warum Leigh weggelaufen ist, falls sie das getan hat«, sagte Martin. »Mit dir zu reden ist wie gegen eine Wand zu reden.«
    »Verdammt, Martin.«
    Martin seufzte und blätterte die Pläne noch einmal durch. »Antoniou möchte ein Haus, in dem die Familie zusammenkommt, fließende, freundliche Räume. Leicht, und dabei warm und freundlich. Räume, die ihn an seine Vergangenheit erinnern, an ein weißes, hoch über dem Mittelmeer gelegenes Haus mit weichen Sitzgelegenheiten,

Weitere Kostenlose Bücher