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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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beiden.”
    Grace lächelte bei dieser Metapher.
    “Und außerdem”, fuhr Denise fort, “war Bernie schon immer ein Einzelgänger. Er hat keine Freunde und keine Verwandten außer seiner Schwester. Deshalb hat ihn Stevens Tod auch so tief getroffen.”
    “Was mag er von mir gewollt haben?”
    “Er ist vermutlich genauso neugierig auf die neue Besitzerin der Galerie wie alle anderen in der Stadt.”
    “Wenn er mit mir reden wollte, warum ist er dann nicht einfach hereingekommen?”
    “Um etwas so Kühnes zu wagen, ist er viel zu schüchtern”, antwortete Lucy. “Dein Brieföffner hat ihm wahrscheinlich einen Höllenschrecken eingejagt.”
    “Das tut mir furchtbar leid”, sagte Grace und lehnte ein weiteres Glas Wein kopfschüttelnd ab. “Wird er nun Probleme mit Josh Nader bekommen?”
    “Warum sollte er?”, fragte Denise. “Er hat ja nichts Schlimmes angestellt. Spiel die Sache am besten herunter, wenn der Polizeichef dich dazu befragt. Sag, du seiest einfach ein wenig übernervös seit dem gestrigen Abend und hättest aus einer Mücke einen Elefanten gemacht.”
    “Werde ich tun.” Grace setzte ihr Glas ab. “Du sagst, Bernie und Steven hatten keinerlei Gemeinsamkeiten?”
    Denise schwenkte ihr Glas. “Vom Angeln mal abgesehen.”
    “Angeln?”
    “Na, du weißt schon.” Denise machte eine Bewegung, als werfe sie eine Rute aus.
    Grace fiel der Köderkasten wieder ein, den sie in der Galerie gefunden hatte. “Das ist komisch, Steven hat sich früher nie fürs Angeln interessiert.”
    “Ich war, ehrlich gesagt, auch darüber verwundert. Er war viel zu etepetete, um Fische auszunehmen oder lebende Köderfische auf Haken zu spießen.” Denise zog die Lasagne aus dem Ofen und stellte sie auf einen Untersetzer. Goldbrauner Käse und Tomatensoße verbreiteten einen verführerischen Duft. “Trotzdem ist er jeden Morgen zum Fluss runtergegangen, um mit Bernie zu plaudern. Dabei haben sie sich angefreundet.” Sie zuckte die Achseln. “Möglich, dass er tatsächlich angeln gelernt hat, er hat mir jedoch nichts davon erzählt. Ich habe nie eine Angelausrüstung in der Galerie oder seinem Cottage gesehen.”
    “Ich schon.”
    Beide Frauen richteten ihren Blick auf Grace.
    “Ich habe heute einen Kasten Angelköder im Hinterzimmer der Galerie gefunden”, erklärte Grace. “Sie sahen noch ganz neu aus.”
    Denise nickte. “Steven hat mir erzählt, dass er Bernie einen Köderkasten zum Geburtstag schenken wollte. Der ist ganz verrückt nach schicken Ködern, doch bei dem Gehalt, das er als Friedhofsgärtner verdient, kann er sich höchstens lebende leisten.”
    “Dann werde ich dafür sorgen, dass er sein Geschenk auch bekommt.”
    Ein lautes Klopfen an der Tür schreckte sie auf. Denise rollte die Augen. “Das kann nur Josh Nader sein. Es ist natürlich unter seiner Würde, die Klingel zu benutzen wie jeder andere auch.”
    Sie entfernte sich und kam wenige Augenblicke später mit dem Polizeichef im Schlepptau zurück.
    “Guten Abend, Lucy. Miss McKenzie.” Er nahm seinen Hut ab. “Sie haben noch einen weiteren Eindringling gemeldet?” Bildete sie es sich nur ein, oder klang er tatsächlich ein wenig skeptisch?
    “Nein, ich meine ja”, verbesserte sich Grace, als er fragend eine Braue hob. “Es war jedoch nur ein Missverständnis.”
    “Ein Missverständnis?” Er runzelte die Stirn. “Dann haben Sie also keinen Mann vor Ihrem Fenster gesehen?”
    “Das schon, aber wie sich herausgestellt hat, war alles ganz harmlos.” Sie lachte nervös. “Seit gestern Abend bin ich ein wenig schreckhaft”, sagte sie und befolgte Denise' Rat. “Ich habe die Sache einfach falsch interpretiert. Kein Grund zur Besorgnis.”
    “Finden Sie nicht, Sie sollten die Beurteilung der Fakten besser mir überlassen?” Er zückte wieder sein kleines Notizbuch. “Können Sie ihn diesmal beschreiben? Oder war es wieder zu dunkel?”
    Jetzt bestand kein Zweifel mehr – sein Ton war eindeutig sarkastisch. “Es war nicht derselbe Mann. Bitte lassen Sie ihn in Ruhe. Ich werde ihn nicht anzeigen.”
    “Sie wissen, wer es war?”
    Hilfesuchend blickte sie zu Denise hinüber, die ihr sofort Beistand leistete.
    “Es war Bernie.”
    Josh wandte sich erneut an Grace. “Karottenrote Haare, an den Seiten kurz rasiert, oben am Kopf länger? Große blaue Augen?”
    Grace nickte. Der Polizist steckte sein Notizbuch seufzend wieder ein. “Dabei kann es sich nur um Bernie handeln.”
    “Wir vermuten, dass er einfach

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