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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Statue und ohne ein Wort zu sagen stand sie vor mir, als ob ich ihr die Nachricht vom Tod eines völlig Fremden mitgeteilt hätte.” Sie erschauderte. “Es war schrecklich.”
    “Wahrscheinlich stand sie unter Schock.”
    Denise schüttelte den Kopf. “Du hast dich eben gewundert, warum ich sie nicht gefragt habe, wo sie gewesen ist. Das war gelogen. Natürlich habe ich sie gefragt. Es war sogar die erste Frage, die ich ihr gestellt habe.”
    “Was hat sie geantwortet?”
    “Dass sie ziellos umhergefahren sei, um sich zu beruhigen, bevor sie nach Hause zurückkehrte.”
    “Das machen viele Menschen so, wenn sie aufgewühlt sind.”
    “Aber die kommen dann nicht mit kalkweißem Gesicht nach Hause, völlig zerzaust und am ganzen Körper schlotternd.”
    “Sie ist doch noch ein Kind, Denise. Du kannst nicht erwarten, dass sie ihre Gefühle so kontrollieren kann, wie wir es vielleicht können.”
    “Sie wusste, wo der Revolver ihres Vaters lag. Sie kann ausgezeichnet schießen, und sie war außer sich vor Wut.”
    “Das warst du auch.” Die Worte waren ihr einfach über die Lippen gesprudelt.
    “Mit dem kleinen Unterschied, dass
ich
Steven nicht umgebracht habe. Ich hätte es liebend gern getan, aber ich war's nicht.”
    “Könnte das Gleiche nicht auch auf Lucy zutreffen? Nur weil sie Steven hätte umbringen
können
, heißt das noch lange nicht, dass sie es wirklich getan hat.”
    Denise antwortete nicht.
    “Möchtest du hören, was mein Gefühl mir sagt?”, fragte Grace.
    Ein ermunterndes Nicken ersetzte die Antwort.
    “Rede mit Matt. Ruft eine Familienkonferenz zusammen – du, Lucy und Matt als großer Bruder, und dann legt eure Karten auf den Tisch.”
    “Ich weiß nicht, Grace. Wenn es sich um jemand anders handeln würde als Matt, würde ich diesen Weg vielleicht wählen, aber er und ich stehen uns nicht im Mindesten nahe.”
    “Du hast mir gesagt, er sei gut darin, Probleme zu lösen.”
    “Ist er auch.”
    “Dann sieh mal einen Moment über eure Differenzen hinweg und rede mit ihm. Versuch nicht, diese Last allein zu tragen. Du machst dich sonst noch verrückt.” Sie schüttelte Denise' Schulter sanft. “Vertraust du mir?”
    “Das weißt du doch.”
    “Dann hör auf mich und rede mit Matt.”
    “Reden mit Matt, worüber?”
    Erschrocken schnellten ihre Köpfe hoch, als Matt den Laden betrat.
    Er musterte sie beide mit einem prüfenden Blick. “Das
war
doch mein Name eben, nicht wahr?”, fragte er Grace. “Oder gibt es noch einen anderen Matt in der Stadt, den ich nicht kenne?”
    Grace schwieg. Sie hatte Denise versprochen, ihr Geheimnis nicht zu verraten, und sie würde dieses Versprechen nicht brechen.
    “Grace hat mit dem Ganzen nichts zu tun, Matt. Ich bin diejenige, die hier herumgesponnen hat.”
    “Bist du in Schwierigkeiten, Denise?”
    “Das ist mal wieder typisch”, antwortete sie gereizt. “Du nimmst natürlich gleich das Schlimmste von mir an. Könntest du mir nicht wenigstens ein einziges Mal einen kleinen Vertrauensvorschuss geben?”
    Freundlich und beschwichtigend beugte Matt seinen Kopf. “Du hast recht, und es tut mir leid.” Er deutete auf einen Hocker an der Wand. “Darf ich?”
    Denise zuckte die Achseln. “Am besten machst du es dir gleich richtig gemütlich.”
    “So schlimm also?” Er blinzelte Grace kurz zu, bevor er seine Aufmerksamkeit Denise zuwandte. “Kann ich helfen?”
    “Vielleicht.” Sie räusperte sich und erzählte Matt alles, was sie soeben Grace berichtet hatte. Matts Miene blieb unbewegt, bis er von Lucys Affäre mit Steven erfuhr. Im ersten Moment machte er den Eindruck, als würde er gleich vom Stuhl aufspringen, um Steven aus seinem Grab zu zerren. Doch er beherrschte sich und ließ Denise weitererzählen.
    “Ich danke dir”, sagte er, als sie geendet hatte. “Danke, dass du Lucy schützen wolltest. Und auch dafür, dass du so ehrlich über dich und deine Gefühle gesprochen hast.”
    Grace stand auf. “Ich glaube, es ist besser, wenn ich euch beide allein lasse.”
    “Nein.” Denise legte eine Hand auf ihren Arm. “Bitte bleib.” Sie schaute Matt an. “Du bist doch einverstanden, oder? Ich würde jetzt nicht mit dir hier reden, wenn Grace nicht gewesen wäre.”
    “Sie hat recht”, sagte Matt an Grace gewandt. “Bitte bleiben Sie.” Er wartete, bis sie wieder Platz genommen hatte, und fuhr dann fort. “Auch ich kann nicht glauben, dass Lucy eine Mörderin ist, aber ich habe schon zu viele Überraschungen in

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