Wo die Wahrheit ruht
Beziehung ähnelte er sehr seiner Mutter.”
“Glaubst du, er hat etwas über das Verschwinden meiner Schwester herausgefunden?”, fragte Denise und schaute Matt an.
“Gut möglich.”
“Aber dann hätte er es mir doch erzählt.”
“Nicht unbedingt”, warf Grace ein. Sie blickte zu Matt hinüber, der ihr kaum merklich zunickte.
Denise schaute von einem zum anderen. “Was geht da vor zwischen euch beiden? Was sollen die Blicke? Was verschweigt ihr mir?”
“Ich habe Geld im Cottage gefunden”, antwortete Grace.
“Geld? Du meinst Bargeld?”
“Eine viertel Million Dollar in Hundertdollarscheinen lag in seinem Küchenschrank versteckt.”
Jetzt zählte auch Denise eins und eins zusammen. Sie blickte Matt an. “Du glaubst nicht, dass das Geld aus dem Verkauf der Fälschungen stammt, nicht wahr?”
“Nein”, antwortete er leise.
Sie schlug sich die Hand vor den Mund. “Erpressung”, flüsterte sie.
Wie von einer Tarantel gestochen schnellte sie von ihrem Stuhl hoch. “Gütiger Gott! Er wusste, wer Felicia entführt hat.”
26. KAPITEL
W ie Matt es befürchtet hatte, sagte Lucy mit einer kurzen Nachricht auf seiner Mailbox ihre Verabredung zum Lunch ab. Er hatte anschließend lange überlegt, ob er ihr lieber Zeit lassen sollte, sich wieder zu beruhigen, oder ob er sie nach der letzten Vorlesung abholen sollte. Schließlich hatte er sich für Letzteres entschieden.
Ein paar Studenten verließen bereits das Gebäude, und wenige Minuten später erschien auch Lucy. Diesmal war sie allein und ging schnellen Schrittes, den Kopf gesenkt. Sie schaute erst auf, als Matt ihren Namen rief.
Überrascht blieb sie stehen. “Hast du meine Nachricht nicht bekommen?”, fragte sie. “Ich habe dir gesagt, du sollst nicht herkommen.”
“Ich liebe die Gefahr.”
Es gelang ihm nicht, ihr damit ein Lächeln zu entlocken. “Ich war schon beim Lunch”, sagte sie barsch.
“Dann gehen wir eben spazieren.” Ehe sie protestieren konnte, hatte er schon ihren Arm gepackt.
Er führte sie in die Richtung eines kleinen Weges, der parallel zum Fluss verlief.
“Was gibt es denn so Dringendes?”, fragte Lucy.
Matt war immer am besten damit gefahren, direkt auf den Punkt zu kommen. “Ich weiß von deiner Affäre mit Steven.”
Sie warf ihm einen panischen Blick zu, und die Röte schoss ihr in die Wangen. Sie bemühte sich, eine unbekümmerte Miene aufzusetzen, doch es wollte ihr nicht so recht gelingen. “Ich weiß nicht, wovon du redest.”
“Ich habe mit Denise gesprochen, und bevor du sie des Verrats beschuldigst, solltest du wissen, dass ich ihr praktisch keine andere Wahl gelassen habe.”
Sie schwieg einen Augenblick und fragte dann: “Warst du geschockt?”
“Du kannst aufatmen, eine Standpauke werde ich dir ersparen, auch wenn ich dein großer Bruder bin.”
“Danke.”
“Warum hast du es mir nicht erzählt?”
“Weil du es nicht verstanden hättest.”
“Dass eine neunzehnjährige Studentin eine Affäre mit ihrem Professor hat? Einem Mann, der einundzwanzig Jahre älter ist als sie? Da hast du recht. Das versteh ich wirklich nicht. Und wenn du es mir erzählt hättest, hätte ich wahrscheinlich versucht, dir den Kopf zurechtzurücken.”
“Weil du es nicht akzeptierst?”
“Weil es mir immer schon wichtig war, dich zu beschützen!”
“Ich muss nicht beschützt werden. Ich bin jetzt erwachsen. Ich kann alleine auf mich aufpassen.”
“Schon möglich, aber es muss ein herber Schlag für dich gewesen sein, herauszufinden, dass der Mann, den du liebst, der Liebhaber deiner Stiefmutter war.”
Sie setzte sich auf eine Bank und blickte schweigend in das trübe Wasser des Flusses.
“Schau mal, Süße”, sagte er und nahm neben ihr Platz. “Ich kann Dad nicht helfen, wenn du nicht ehrlich zu mir bist.”
Sie mied noch immer seinen Blick. “Was willst du wissen?”
“Erzähl mir, was an dem Abend passiert ist, als Steven Hatfield umgebracht wurde.”
“Ich weiß gar nichts, nur das, was man sich erzählt hat oder was in den Zeitungen stand.”
“Denise hat gesagt, nachdem sie dir von der Sache zwischen ihr und Steven erzählt habe, bist du aus dem Laden gestürmt.”
“Ich war völlig von Sinnen.”
“Wo bist du hingerannt?”
“Warum willst du das wissen?” Ihr Tonfall wurde zynisch. “Denkst du etwa,
ich
hätte Steven umgebracht?” Sie starrte ihm prüfend in die Augen. “Oh, mein Gott!”, rief sie. “Das denkst du tatsächlich!”
“Reg dich nicht auf
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