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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Einzige, der an Freds Schuld glaubt.” Sie verschränkte die Arme. “Und? Werden Sie den Fall neu aufrollen?”
    “Ich werde mir den Antrag und seine Begründung sicher mal ansehen.”
    “Und die wäre?”
    “Es wurde die Vermutung geäußert, dass Steven außer ihnen noch eine weitere Affäre mit einer anderen Frau hatte.”
    Grace warf einen Blick zu Denise hinüber und sah, wie sie erbleichte.
    “Ist das wahr?”, fragte der Polizeichef.
    “Nein, ist es nicht”, erwiderte sie mit der gleichen Bestimmtheit, die sie schon vorher gezeigt hatte. “Glauben Sie mir, das hätte ich gewusst.” Sie befeuchtete ihre Lippen. “Stützt sich der Verdacht auf konkrete Hinweise?”
    Josh Nader schüttelte den Kopf. “Ausschließlich auf Stevens schlechten Ruf. Die Leute glauben, dass er vielleicht eine andere Frau verlassen und ihr damit ein Motiv für einen Mord geliefert hat.”
    Denise lachte. “Die Theorie der verschmähten Geliebten? Ist das nicht ein bisschen zu melodramatisch?”
    “Die andere Theorie besagt, dass Sie von der Affäre erfahren haben und Steven in einem Anfall von Eifersucht getötet hätten.” Er musterte sie eindringlich, während er sprach.
    Grace stellte sich demonstrativ an Denise' Seite, um ihr Beistand zu signalisieren. “Wie können Sie nur so etwas sagen? Ihnen dürfte klar sein, dass die Petition auch allein aus purer Rache Denise gegenüber eingereicht worden sein könnte.”
    “Ich weiß zwar, dass Denise nicht gerade beliebt in der Stadt ist, aber dennoch, es haben genug Leute ihre Unterschrift darunter gesetzt, um Nachforschungen über Steven Hatfields Liebesleben zu rechtfertigen.”
    “Nur zu, ermitteln Sie, so viel Sie wollen”, sagte Denise. “Mein Gewissen ist rein. Und nur fürs Protokoll – ich bleibe bei meiner früheren Aussage. An dem Abend, als Steven umgebracht wurde, war ich bis sieben Uhr abends hier im Baubles.”
    “Dann müssen Sie sich ja keinerlei Sorgen machen, nicht wahr, Denise?”
    “Wozu auch?”
    Sie starrten sich einige Sekunden lang feindselig an. Der Polizeichef wusste offensichtlich nichts mehr zu sagen, setzte seinen Hut auf und ging grußlos hinaus.
    Sobald er verschwunden war, wandte sich Grace an Denise, deren Gesicht langsam wieder Farbe annahm. “Was sollte das Ganze?”
    Denise zuckte die Achseln. “Och, du weißt doch, der Polizeichef bläht sich immer gern ein bisschen auf.”
    “Diesmal steckte mehr dahinter. Er ist hergekommen, um dich zu warnen, Denise.”
    “Mach dir keine Sorgen deswegen. Ich tue es auch nicht.”
    “Tust du wohl. Ich weiß es, und viel wichtiger, Josh Nader weiß es auch.” Grace senkte die Stimme. “Was ist los, Denise? Sag's mir. Vielleicht kann ich dir helfen.”
    “Nichts ist los.”
    “Das glaube ich dir nicht. Du verschweigst etwas, und was immer das sein mag, du stellst dich ziemlich dumm dabei an, also warum vertraust du es mir nicht an? Ist das nicht der Sinn einer Freundschaft? Sich gegenseitig beizustehen?”
    Denise arrangierte schweigend die kleinen Ständer auf dem gläsernen Ladentisch neu. Sie tauschte einen Ring mit einem Armband, nahm anschließend eine Kette in die Hand und hängte sie an einen anderen Ständer. Grace ließ ihr Zeit. Manche Geheimnisse ließen sich schwerer erzählen als andere.
    “Du darfst es niemandem weitersagen”, sagte sie schließlich. “Matt eingeschlossen.”
    “Steht es mit dem Mord an Steven in Verbindung?”
    “Ich sage kein Wort, bevor du es mir nicht versprichst.”
    “Schon gut, ich verspreche, es niemandem zu erzählen.”
    Denise stellte das Spiel mit der Auslage ein. “Er
hat
sich mit einer anderen getroffen.”
    Grace ließ sich nichts anmerken, doch ihre Gedanken wanderten zurück in eine andere Zeit, an einen anderen Ort – der Mann war derselbe. “Wie bist du dahintergekommen?”
    “Eines Tages bin ich ihm nach seiner letzten Unterrichtsstunde gefolgt.” Denise schaute auf, ihre Augen brannten vor Wut. “Ich habe ihn dafür gehasst, was er aus mir gemacht hatte – ein eifersüchtiges Weib, das ich verachtete.”
    Der Gefühlsausbruch überraschte Grace. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass Denise zu so einer Wut fähig wäre. “Wo ist er hingegangen?”, fragte sie.
    “Zum Cottage, wo sie schon auf ihn wartete. Der Bastard hat nicht einmal den Anstand besessen, sie mit in ein Hotel zu nehmen. Er musste sie genau dort vögeln, im selben Bett, in dem er sonst mit mir schlief. Kannst du dir das vorstellen?”
    Ja, das konnte sie.

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