Wo die Wahrheit ruht
mir”, sagte sie. “Ein ganz neuer Stil.”
“Ich versuche, mein Angebot zu erweitern.” Denise verschwand hinter dem Perlenvorhang. “Es liegen noch weitere Sachen, an denen ich gerade arbeite, in dem Schuhkarton unter der Kasse. Wirf doch mal einen Blick drauf.”
Grace fand den Karton, stellte ihn auf die Theke und öffnete ihn. Auf einer dicken Lage rosafarbenen Seidenpapiers lag eine Süßwasserperlenkette, an der ein wunderschöner lilafarbener, tropfenförmiger Stein hing. “Die Kette ist ja umwerfend. Ist das ein Amethyst?”
“Alexandrit”, rief Denise aus dem anderen Zimmer. “Der ist billiger als Amethyst, aber genauso hübsch.”
Grace schlug das Polster aus Seidenpapier zurück und entdeckte ein weiteres Schmuckstück – ein Goldarmband, das zur Hälfte mit kleinen Diamanten besetzt war. Neugierig, weil es nicht wie eines von Denise' Modellen aussah, nahm sie es in die Hand.
Auf der angehängten, winzigen Karte standen die handgeschriebenen Worte:
Vergib mir und komm zu mir zurück.
Die Unterschrift lautete:
Steven.
24. KAPITEL
G race blickte schnell in Denise' Richtung hinüber und musterte dann wieder die Karte.
Komm zu mir zurück.
Was mochte das bedeuten? Denise hatte nichts von einer Trennung erzählt.
Bevor Grace das Armband zurück in die Schachtel legen konnte, kam Denise mit einem Paket Servietten zurück. Als sie das Armband in Grace' Hand erblickte, blieb sie wie angewurzelt stehen. “Wo hast du denn das gefunden?”
“Unter dem Papier. Tut mir leid, wenn …”
Denise nahm Grace das Armband aus der Hand und legte es zurück in die Schachtel. “Mach dir keine Gedanken.” Sie schloss den Deckel und verstaute sie unter der Kasse.
Grace schwieg einige Sekunden verlegen und fragte dann leise: “Was hat er getan?”
“Was sagst du?”
“Steven. Was hat er getan, dass er dich um Verzeihung bitten musste?”
Denise zog zwei Servietten aus der Packung und legte sie auf die Glastheke. “Weiß ich gar nicht mehr. Muss wohl irgendeine Dummheit gewesen sein.”
“Der Steven, den ich kannte, hätte bei einer Dummheit Blumen und Pralinen verschenkt. Teuren Schmuck hätte er sich für die richtig üblen Fehltritte aufgespart.”
“Grace, bitte, lass es gut sein. Das geht dich überhaupt nichts an.”
Die Schärfe in Denise' Stimme verletzte sie ein wenig. “Das nenn ich aber einen ziemlich plötzlichen Meinungsumschwung deinerseits, findest du nicht auch? Noch vor ein paar Tagen war
ich
diejenige, die dir gesagt hat, dass mich dein Privatleben nichts angeht. Aber du hast darauf bestanden, mir alles über dich zu erzählen. Du hast mich mit hineingezogen, Denise. Du hast dafür gesorgt, dass du mir wichtig geworden bist. Du hast mich zu deiner Freundin gemacht. Ich habe nicht darauf gedrängt, eine Rolle in deinem Leben zu spielen, aber ob es dir nun gefällt oder nicht, jetzt bin ich hier. Damit musst du nun klarkommen.”
Denise hielt den Kopf gesenkt.
“Du hast mit ihm Schluss gemacht, stimmt's?”
“Nein.”
“Komm schon, Denise. Er hat dich gebeten, zu ihm zurückzukehren.”
Denise schwieg.
“Hat er was mit einer anderen angefangen?”
Röte schoss Denise in die Wangen. “Wieso denkt das bloß jeder? Nur weil er ein unverbesserlicher Charmeur war, heißt das noch lange nicht, dass er hinter jedem Rock herjagte.”
“War nicht genau das sein Ruf?”
“Er hat nichts mit einer anderen gehabt, verstanden?”
Das Läuten der Ladenglocke unterbrach ihr Gespräch. Grace blickte zur Tür und erkannte Josh Nader. Seine Miene war ernst, wie immer, als er den Hut vom Kopf zog.
Sein Blick glitt zwischen ihnen hin und her. “Ladies.”
“Was kann ich für Sie tun, Josh?”, fragte Denise.
Der Polizeichef wandte sich an Grace. “Würden Sie uns bitte entschuldigen, Miss McKenzie? Ich komme in einer polizeilichen Angelegenheit.”
“Natürlich.” Grace machte Anstalten, den Laden zu verlassen, doch Denise hielt sie zurück.
“Grace bleibt.”
Der Polizeibeamte insistierte nicht. “Wie Sie wünschen.”
Denise leerte ihren Kaffeebecher und warf ihn in den Mülleimer. “Bringen Sie gute Neuigkeiten?”
“Möglicherweise. Ich bin hergekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ungefähr ein Dutzend Bürger dieser Stadt eine Petition eingereicht haben. Sie fordern, dass die Ermittlungen im Mordfall Steven Hatfield erneut aufgenommen werden.”
“Na, das sind doch mal gute Neuigkeiten. Und ich muss sagen, das überrascht mich keineswegs. Sie sind der
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