Wo die Wasser sich finden australien2
genießen. Sie und Charlie hatten über Funk geturtelt.
»Roger-Dodger, Ranger One, hier spricht Smokey Bandit Jail Bait, höre dich laut und deutlich.« Flirtsprüche und Witze waren durch den Äther geflogen. Aber das hatte Mrs Lewis gerade eben unterbunden, dachte Rebecca.
Sie sah Dags an, der im Fußraum des Trucks hockte und sabbernd auf die Scones starrte. »Tja, das Leben ist eben kein Spaß«, erklärte sie ihm. »Das Buch der Bücher ist nicht gerade eine Witzesammlung, wenn du verstehst.«
Dags stemmte die Pfoten aufs Armaturenbrett und hielt durch die Windschutzscheibe Ausschau nach nicht existenten Schafen inmitten der gelben Weizenstoppeln. Bec strich mit der Hand über seinen glatten, festen Rücken.
»Tut mir leid, Dags. Wir besorgen dir bald ein paar Schafe.«
Sie winkte Mr Lewis zu, der ihr in der Baumwollerntemaschine auf der schmalen Asphaltstrecke entgegengeholpert kam. Er war auf dem Weg zu einer anderen Farm, um dort gegen Entgelt bei der Ernte zu helfen. Nachdem sie den Baumwollernter passiert hatte, lenkte sie den Truck wieder in die Straßenmitte.
»Alter Stinker«, sagte sie. Dags sah zu ihr auf und hörte kurz auf zu hecheln. »Du doch nicht!«, lachte Rebecca.
Sie dachte über Mr Lewis nach. Fast meinte sie ihren Vater in ihm wiederzuerkennen. Sie spürte, wie es in ihr zu kochen begann, wenn er so herablassend mit Charlie redete. Dass Mr Lewis sie praktisch ignorierte, war schlimm genug, aber dass er Charlie bei jeder Gelegenheit rücksichtslos das Wort abschnitt, machte Rebecca richtig wütend. Charlies Schultern schienen herabzusacken, sobald sein Vater den Raum betrat, und sofort senkte sich das Schweigen wie eine dunkle Wolke über ihn. Charlie hatte so viele geniale Ideen für die Farm, und er teilte sie alle mit Rebecca. Er platzte vor Leidenschaft für die Landwirtschaft, aber er hatte keine Möglichkeit, sie auszuleben.
»Bei dieser Art von Boden fährt man am besten mit Minimalanbau«, hatte er ihr eines Tages erklärt. »Mit möglichst schonender Landwirtschaft. Damit könnten wir die Erträge unglaublich steigern, und wir würden weniger Wasser zum Bewässern verbrauchen … es wäre rundum besser.«
Rebecca hatte seine Vorstellungen mit ihm diskutiert und ihn dann mit ungezügeltem Enthusiasmus dazu getrieben, seinen Vater darauf anzusprechen. Zum Teil rührte ihr Drang nach Veränderung aus ihrer Frustration, auf Waters Meeting nichts erreicht zu haben. Mit Becs Unterstützung und Ermutigung im Rücken, hatte Charlie seine Gedanken offenbart. Da hatten die Auseinandersetzungen zwischen Charlie und seinem Vater begonnen. Das Gebrüll im Maschinenschuppen. Das Aufheulen der Motoren von Motorrad und
Pick-up, die sich mit quietschenden Reifen voneinander entfernten. Das grollende Schweigen am Esstisch. Mrs Lewis’ verstohlene, anklagende Blicke auf Rebecca. Mr Lewis’ missbilligende Seufzer bei dem Gedanken, dass sein Sohn an ein Mädchen »gekettet« war.
Rebecca hätte schon hundertmal gepackt und die Farm verlassen, wäre Charlie nicht gewesen. Tief in ihrer Magengrube lag die grauenvolle Angst, dass etwas Schlimmes geschehen konnte, wenn sie ihn verließ, so wie sie Tom verlassen hatte. Ein herzensguter, einsamer Farmerboy. Isoliert. Ausgeschlossen.
Dags stieß mit der feuchten Schnauze an ihre Hand, und Bec musste über seine Einfühlsamkeit lächeln. Sie fegte die deprimierenden Gedanken beiseite, griff nach dem Funkmikrofon, drückte den Knopf und setzte ihre süßeste Stimme auf.
»Wo bist du gerade, Charlie?« Während sie darauf wartete, dass er antwortete, stellte sie sich vor, wie seine braune, feste Hand nach dem Mikrofon griff.
»Auf der Ostseite.«
Ostseite. Ostseite? Sie hatte in diesem brettebenen Land Schwierigkeiten, sich zu orientieren, doch schon nach kurzer Zeit hatte sie ihn entdeckt. Sie schaltete einen Gang nach unten und hielt mit dem Truck am Feldrand. Dann sprang sie aus dem Führerhaus, rief Dags zu sich und blieb, die Hände in die Hüften gestemmt, in der Hitze stehen, bis die riesige Maschine brüllend zum Stehen gekommen war. Dags reckte schnuppernd die Nase in die Luft, wedelte mit dem Schwanz, als er Charlie gewittert hatte, und legte sich gleich darauf in den Schatten des Trucks, um nach Fliegen zu schnappen.
Charlie sprang aus der Kabine und kam auf sie zu. Er trug Shorts, und sie konnte sehen, wie sich bei jedem Schritt seine Beinmuskeln anspannten.
»Hallo, Spunky«, sagte sie und reckte sich zu einem Kuss.
»Zeit für
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