Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
Vom Netzwerk:
Sally gefragt.
    »Nicht, nachdem du draufgesabbert hast«, hatte Bec geantwortet, und beide mussten lachen. Es war der Beginn einer übermütigen Freundschaft – von zwei Mädchen, die nie wirklich in die schnatternde Schar von »jungen Damen« passten, die diese Schule besuchten. Anfangs hatte sie ihr spröder Humor verbunden, aber bald vertiefte sich ihre Freundschaft, bis sie einander fast jeden Gedanken und jede Sorge anvertrauten, die sich ergaben, wenn man als Teenager in einer bedrückenden, verlogenen Privatschulkultur überleben wollte.
    Um während der Mittagspausen die Zeit totzuschlagen, imitierte Sally oft ihren Vater, einen Arzt. Selbst nach fünfundzwanzig Jahren in Australien war sein englischer Akademikerakzent unüberhörbar, und er bestand darauf, an jedem Wochentag zur gleichen Zeit den Nachmittagstee zu nehmen.
    »Du hast ein ›Ausreichend‹ in Chemie, mein Mädel. Formidabel! «, imitierte Sally ihn wild gestikulierend und mit vorgerecktem Kinn. »Das ist eine gewaltige Steigerung gegenüber dem vergangenen Jahr, meine Rosenblüte.«
    Dr. Carter verwendete ständig Bezeichnungen wie »Rosenblüte«, »Blume« oder »Kürbis«, wenn er sprach, doch am öftesten sagte er »meine Liebe«.
    »Noch etwas Tee, meine Liebe?«, sagte er etwa zu Bec, wenn sie sich auf der Kante der mit Chintz bezogenen Chaiselongue im Wochenendhaus der Carters niederließ. Dann tauschten die beiden Mädchen heimlich ein kurzes Lächeln, während Dr. Carter Bec eine Blumenmuster-Teetasse
mit Goldrand reichte und ihr dazu einen original englischen Haferkeks anbot.
    Dr. Carter war so anders als Becs Vater, dass sie sich oft dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte und jede seiner Bewegungen verfolgte, als sei er ein Außerirdischer. Mrs Carter war nicht minder faszinierend, wenn sie, die Hände in blumenbedruckte Gartenhandschuhe gepackt und mit einem Weidenkorb über dem Ellbogen, auf Zehenspitzen durch den Garten tippelte.
    »Mann«, sagte Bec zu Sally, während sie Mrs Carter durch das Fenster beobachtete. »Sie erinnert mich an Mrs Bucket aus Mehr Schein als Sein.«
    Sally verdrehte die Augen und kaute an ihren Nägeln.
    »Komm schon, lass uns die Schlüssel zur Bar suchen, damit wir Mums Gin wegputzen können, bevor sie reinkommt«, sagte sie augenzwinkernd.
    Bec verbrachte viele Wochenenden bei den Carters. Wenn Dr. Carter nicht in seiner Praxis war, fuhren sie auf ihren kleinen Wochenend-Bauernhof nahe der Stadt. Rebecca starrte jedes Mal ungläubig auf die blanken Zäune, die adretten, amerikanisch aussehenden Scheunen und die schlaglochfreie Einfahrt, die links und rechts von weißen Schmucklilien gesäumt war.
    »Wahnsinn, Sal, schau mal, wie viele Zaunpfosten dein Dad da gesetzt hat … und Maschendrahtzaun! Der Zaun muss ein Vermögen gekostet haben! Was will er auf der Koppel halten? Elefanten?«
    »Alpakas«, erwiderte Sally trocken. Bec spürte, dass ihrer Freundin der yuppiehafte Farmstil ihres Vaters peinlich war.
    »Ich nehme an, als Nächstes kommen ein Olivenhain und ein Weinberg«, sagte Bec.
    »Nein.« Sal verschränkte die Arme. »Trüffel.« Sie seufzte.
    Es war kein Wunder, dass Sally an einer Universität mit einem Studiengang in Agrarökonomie gelandet war, wo sie
zur landwirtschaftlichen Finanzberaterin ausgebildet wurde. Sie hatte für ihren Vater schon Zillionen von potenziellen Anbauprojekten überprüft und alle Kosten- und Einnahmeschätzungen für ihn durchgerechnet. Aber vor allem die zerklüfteten Berge und üppigen Flussebenen von Waters Meeting hatten Sally dazu verleitet, sich für eine Laufbahn im landwirtschaftlichen Bereich einzuschlagen. Sie war für ihr Leben gern während der langen Sommerferien auf die Saunders-Farm entflohen. Und Bec hatte Sally alles darüber beigebracht, welche Art von Anbau in der Region betrieben wurde. Sally wäre zu Tode betrübt, wenn sie erführe, dass Bec Waters Meeting endgültig verlassen hatte.
    Bec stopfte die letzten Pommes frites in ihren Mund, wischte die Hände an den Jeans ab und schubste den Pappbehälter auf den Wagenboden. Sie spielte mit dem Gedanken, ihre Freundin anzurufen und zu besuchen, aber Rebecca war klar, dass die vernünftige Sally mit ihrer pragmatischen Lebenseinstellung sie überreden würde, umzukehren und heimzufahren. Sie beschloss, Sally erst später anzurufen und ihr den Streit mit ihrem Vater zu beichten. Bis zum Abend wäre sie mehrere hundert Kilometer von der Farm entfernt, und es gäbe kein Zurück mehr.
    Während

Weitere Kostenlose Bücher