Wo die Wasser sich finden australien2
Küche kam.
»Ich sagte, nach dem Unfall war jemand hier.«
»Dieser Kasten ist ja riesig!«, bemerkte er, ohne auf ihre Antwort einzugehen, und sah verblüfft über die Größe des Hauses zur Decke auf.
»Und leer«, ergänzte Bec.
Sie stand in der Küche und wusste plötzlich nicht mehr, was sie jetzt tun sollte. Wo sie anfangen sollte. Am liebsten hätte sie nach Tom gerufen. Bestimmt wäre er irgendwo im Flur, im Arbeitszimmer oder oben in seinem Zimmer. Einen Moment musste sie krampfhaft die Tränen hinunterschlucken. Charlie legte von hinten die Arme um sie und küsste sie auf den Hals.
»Eine Tasse Tee?«, fragte sie ihn mit halb erstickter Stimme. Noch während sie sich aus seiner Umarmung befreite und nach dem Kessel griff, fragte sie sich, warum es ihr vorkam, als hätte sie einen Fremden im Haus.
»Ich hole die Milch und das restliche Zeug aus dem Auto«, sagte Charlie.
Während der elektrische Wasserkocher in der Küche summte, eilte Rebecca von Zimmer zu Zimmer, riss die Vorhänge zurück und ließ die Rollos in lärmender Hast nach oben schnappen.
Sie wollte Licht und Leben ins Haus zurückholen. Im Arbeitszimmer blinkte ärgerlich und drängend das rote Lämpchen auf dem Anrufbeantworter. Bec wusste, dass das Band mit Anrufen von der Bank, von Viehmaklern, die auf ihr Geld warteten, und Nachfragen nach Harrys Unfall randvoll
sein musste. Sie beschloss, die Nachrichten später abzuhören.
Im muffigen Halbdunkel des Esszimmers kniete sich Bec auf ein altes Sofa und spähte aus dem Fenster. Hinter dem gedämpften Licht unter den Pinien konnte sie die Garage sehen. Sie wirkte unheilverheißend. Sie stellte sich vor, wie Tom darin hing, und schauderte.
»Hallooooo?« Charlie wanderte schon wieder durch den Korridor, schaute in jedes Zimmer und versuchte sich mit dem erdigen Geruch des alten Hauses anzufreunden. Versuchte sich darin wohlzufühlen, Bec zuliebe.
»Ich glaube, ich habe das Mysterium der aufgefüllten Vorratsschränke gelüftet«, verkündete er grinsend. »Ich habe eben einen kurzen Blick in die Schuppen geworfen, in einem davon steht der Wagen von deiner Mum.«
»Mum?« Rebecca traute ihren Ohren nicht. »Was macht die denn hier?«
»Ich habe nach ihr gerufen, aber hier ist definitiv niemand«, sagte Charlie.
»Ah. Das erklärt, warum Inky und Hank nicht da sind. Bestimmt sind sie auf ihnen ausgeritten.«
Rebecca verstummte und versuchte die merkwürdigen Ereignisse zu verarbeiten. Das befremdliche Gefühl, wieder auf Waters Meeting zu sein. Dass ihre Mutter irgendwo hier war.
Charlie blieb in der Tür stehen und versuchte, ihre Laune zu erspüren. »Das Wasser kocht«, sagte er schließlich.
Rebecca kehrte dem Blick auf die Garage den Rücken zu und lief zu ihm. Sie holte tief Luft und sah ihn an. Wie er in seinen Jeans und seinem blauen Hemd im Türrahmen lehnte. Mit hochgekrempelten Ärmeln und leuchtend grünen Augen. Sie merkte, wie warme Lust in ihr aufstieg.
»Komm mit«, sagte sie und streckte ihm die Hand hin. »Den Tee trinken wir später. Ich zeige dir das Obergeschoss …
und mein Zimmer.« Sie ließ die Brauen wackeln und grinste. »Bevor Mum und Peter zurückkommen …« Plötzlich wollte sie sich vor allem lebendig fühlen. Wollte Charlies glatte, warme Haut tröstend an ihrer spüren, wollte die Kälte aussperren, den Tod und den Verfall in diesem Haus und auf der ganzen Farm.
Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn die knarrende Treppe hinauf. Er strich mit der freien Hand über das glatte Holz des Geländers und folgte ihr nach oben.
Sie stellte sich vor, wie sie ihn auf ihr Bett werfen und ihn so ungestüm lieben würde, dass er nie wieder in die Ebene zurückkehren wollte. Morgen würde sie dann mit ihm in die Berge reiten, damit er sich in der Wildheit ihrer Landschaft verlieren konnte. Ein ganzer Film lief in ihrem Kopf ab. Doch stattdessen schnürte ihr der fette Gestank des Todes die Kehle zu, sobald sie die Tür zu ihrem Zimmer aufstieß. Sie sah zu dem braunen Fleck an der Zimmerdecke hoch und dann auf die frischen, fetten, sich ringelnden Maden auf der Tagesdecke ihres Bettes.
»Verfluchte Fuchskusu«, sagte sie seufzend.
Der Rest des Tages war grau geworden, und an den Berghängen hatten sich Wolkenschleier verfangen. Mossy wanderte schnuppernd im Garten herum, als sie plötzlich zu bellen begann. Die anderen Hunde stellten die Ohren auf und bellten ebenfalls, die Köpfe wie Mossy der Furt am Fluss zugekehrt. Rebecca sah auf und war
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