Wo die Wasser sich finden australien2
geflüchtet und hätte die Geister der Vergangenheit hinter sich gelassen. Schuldbewusst sah sie zu Rebecca auf.
»Peter und ich haben beschlossen, morgen Früh abzufahren. Das macht dir doch nichts aus, oder? Wir hatten vor, ein paar Tage am Meer zu verbringen, bevor wir wieder arbeiten müssen.«
»Nein! Macht nur. Charlie und ich kommen schon zurecht. Gönnt euch eine Pause.« Rebecca gab sich Mühe, unbeschwert zu klingen, doch ein Hauch von Ärger schlich sich in ihre Stimme und verlieh ihr eine unterschwellige Härte, eine Härte, die ihre Mutter spürte.
»Komm schon, Bec«, sagte Frankie. »Bis zum Abendessen ist es noch etwas hin. Ich helfe dir, dein Bett zu beziehen.« Widerstrebend stand Rebecca auf und folgte ihrer Mutter aus der Küche.
Im Schlafzimmer verfolgte Rebecca stumm, wie Frankie geschäftig das Bett machte und die Laken straff zog, wobei sie unausgesetzt schwatzte und die Anspannung in ihrer Stimme zu überspielen versuchte.
»So«, sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. »Alles bereit für dich und Charlie.« Sie sah ihre Tochter an. »Wie lange bleibt er?«
Rebecca sank müde aufs Fußende des Bettes und sagte tonlos: »Ich weiß es nicht.« Sie seufzte.
Ihre Mutter setzte sich neben sie.
»Rebecca. Hältst du es wirklich für eine gute Idee, hierher zurückzukommen? Ich meine, wäre es nicht besser für dich, mit Charlie auf seiner Farm zu wohnen … wenigstens ist es eine gut erhaltene, produktive Farm … und auch wenn es wie ein Klischee klingt, er ist ein netter Junge. Ein wirklich bezaubernder Mann, und ich kann sehen, dass er dich vergöttert.«
Rebecca merkte, wie ihre Wangen rot wurden. »Meinst du nicht, es ist ein bisschen spät, um in meinem Schlafzimmer Mutter-Tochter-Gespräche zu führen? Und wie kannst du das sagen? Wie kannst du mir raten, dass ich all das hier aufgeben soll, nur um es mir einfacher zu machen? Du hast das nie verstanden, oder? Nie. Du hast nie hierher gehört und hast es mir immer verübelt, dass ich es tue. Du bist immer nur weggelaufen. Du warst nie für uns da! Nie.«
»Das ist nicht wahr, das weißt du genau! Wie oft habe ich dir den Hintern gerettet, als du damals in der Stadt im Internat warst … wie oft habe ich dich vor deinem Vater beschützt? Versuch du nicht, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, Rebecca Saunders. Du bist alt und tapfer genug, um das zu verstehen. Manchmal hält eine Ehe eben nicht – und damit basta. Dein Vater und ich waren schlicht nicht füreinander bestimmt. Um euretwillen habe ich so lange ausgeharrt wie überhaupt möglich. Ich bin so lang geblieben, wie ich es aushielt. Ich habe euch so viel gegeben, wie ich damals konnte. Es tut mir leid, Rebecca, wenn das für dich nicht genug war. Aber lade mir nicht noch mehr Schuld auf. Glaubst du, ich habe noch nicht genug Schuld zu tragen … vor allem jetzt nach … Tom.« Tränen stiegen Frankie in die Augen, und Rebecca beobachtete, wie ihre Mutter zu schluchzen begann.
»Entschuldige«, sagte sie leise und legte dabei eine Hand auf Frankies Arm. »Es ist nur so, dass vor allem du mir beigebracht hast, in die Welt zu ziehen und das zu suchen, was
ich wirklich möchte. Du wolltest immer eine eigene Praxis, und jetzt sieh dich an – du könntest sogar expandieren und eine zweite eröffnen. Wenn du hier geblieben wärst, nur weil jemand gesagt hat, dass sich das so gehört, hättest du diesen Traum nie wahr machen können. Du bist gegangen und hast dir einen Herzenswunsch erfüllt. Und das hier ist das, wonach ich mich von Herzen sehne. Diese Farm hier. Also sag mir nicht, Mum, dass ich das alles aufgeben soll.«
Rebecca hatte immer ausschließlich ihrem Vater die Schuld daran gegeben, dass ihre Mutter sie verlassen hatte. Sie hatte Frankie so lange auf ein Podest gestellt, dass es beinahe eine Erleichterung war, die wahre Frankie zu erkennen. Dass sie ein Mensch mit menschlichen Fehlern und Ängsten war, genau wie ihr Vater. Sobald Rebecca an ihren Vater dachte, spürte sie ein Ziehen im Rücken und einen Schauer der Angst vor dem, was die Zukunft für Waters Meeting und für sie und Charlie bereithalten mochte. Ihr Gesicht knitterte ängstlich, und sie versuchte, ihre Gefühle herunterzuschlucken.
»O Mum. Es ist so schwer.«
Ihre Mutter strich ihr übers Haar, um ihre Tränen zu trocknen. »Ich weiß. Aber vergiss nie, dass ich dich liebe, meine Kleine. Ich werde dich bei allem, wofür du dich entscheidest, unterstützen … und ich bin stolz auf
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