Wo die Wasser sich finden australien2
auf seine breiten Schultern geheftet, während er telefonierte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wusste, was kommen würde, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
»Das war noch mal Mum«, sagte er und drehte sich zu ihr um.
Rebecca biss die Zähne zusammen.
»Dad hat einen Großauftrag – er soll für die Cotton Co. die Saat ausbringen. Sie brauchen mich auf der Farm. Glen ist vom Internat zurück, aber er schafft das noch nicht allein. « Charlie beugte sich leicht vor und sah Rebecca tief in die Augen. »Aber keine Angst, sie brauchen mich nicht sofort. Ich kann auch morgen fahren.«
»Morgen! Super!«, kommentierte Rebecca sarkastisch und stapfte durch den Hausflur davon.
»Was denn? Was soll ich denn machen? Ich wusste doch nicht, dass er den Auftrag annimmt!« Charlie folgte ihr mit ausgebreiteten Armen.
Sie blieb in der Küchentür stehen, starrte ihn an und spürte gleichzeitig, wie ihr Blut vor Wut und Verletzung zu sieden begann. »Nichts. Nein, ganz toll. Ganze drei Tage hier sind super. Herrgott noch mal, Charlie, du warst nicht mehr von der Farm weg, seit du vom College zurück bist – nicht mal übers Wochenende, nie. Sie könnten dir wenigstens – «
»Ach komm schon, Bec, glaubst du tatsächlich, eine Woche mit dir hier wären Ferien für mich? Wir haben den Rest
der Farm noch nicht mal gesehen, aber die Pferche und Schuppen sind völlig verrottet … und glaubst du wirklich, dass wir bei diesem Haus in einer Woche viel ausrichten können? Um diese Farm wieder auf die Beine zu bringen, braucht es ein ganzes Leben.«
»Ach ja? Etwas Unterstützung wäre trotzdem sehr nett.«
»Unterstützung? Seit wir miteinander gehen, habe ich dich immer nur unterstützt – dir in deinen Familiendramen den Rücken gestärkt, geduldig deine Launen ertragen, dir nach Toms Tod beigestanden.«
Auf diese Worte hin öffnete sich eine Kluft des Schweigens zwischen ihnen, die Gedanken begannen in Rebeccas Kopf zu schwirren. Plötzlich begann sie in einer Stimme, die ihr selbst völlig fremd war, zu zetern.
»Ach so! So ist das also! Ich war dir nur eine Last. Tom, die ganze Geschichte … der treue Freund war also nur geschauspielert, während du dich im Stillen immer über mich geärgert hast! Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie schwer das alles für mich war? Und damit meine ich nicht nur das hier«, sie schwenkte wild den Arm, um das Haus und die Farm einzuschließen, »sondern auch, mich in deine Familie einzufügen! Nicht ein einziges Mal haben sie Anerkennung für die Arbeit gezeigt, die ich geleistet habe, ganz zu schweigen davon, dass sie mir etwas dafür gezahlt hätten. Sie haben mich nie wirklich teilhaben lassen. Ich bin nicht gut genug für ihren Erstgeborenen. Nicht mal annähernd. Sie können es kaum erwarten, dass ich endlich abhaue!«
»Das ist nicht wahr!«
»Quatsch, Charlie! Sie möchten, dass du dir eine Frau suchst, die gerne gärtnert, dich bekocht und als Lehrerin oder Krankenschwester ein nettes kleines, unabhängiges Einkommen mitbringt. Oder die sich freiwillig engagiert, indem sie beim Tennistag Sandwiches belegt! Also, ich werde mich nicht zurücklehnen und tatenlos zuschauen, wie du die
ganze Arbeit machst. Das kann ich nicht. Ich will gleichberechtigt neben dir arbeiten. Du bist nur der Sklave deines Vaters. Und obendrein ein Muttersöhnchen. Ich bin in genau derselben Situation gelandet wie damals, als ich noch hier gelebt habe!«
»Ach, wie nett. Echt nett.« Er biss so fest die Zähne zusammen, dass unter seiner Haut ein Muskel zuckte. Die Wut pumpte Blut in seine Wangen. »Was erwartest du denn von mir? Dass ich alles stehen und liegen lasse, was ich zu Hause habe, und herziehe, um dir zu helfen, dieses Ding hier schuldenfrei zu bekommen?«
»Dass du alles zurücklässt, was du zu Hause hast? Wach endlich auf! Charlie, du hast nichts zu Hause. Dein Dad kontrolliert die Farm, und deine Mum kontrolliert dich!«
»Fang bloß nicht an, mir was über Familien erzählen zu wollen – meine hält wenigstens zusammen. Mit einer Familie wie deiner im Rücken bist du wirklich nicht in der Position, mir Ratschläge zu erteilen! Warum sollte ich in dieses Chaos hier einzusteigen?« Er drehte ihr den Rücken zu und marschierte in die Küche. Rebecca folgte ihm und sah ihn an der Spüle stehen, wo er aus dem Fenster auf die Pinien sah.
»Charlie! Wir müssen das geregelt bekommen! Wir müssen das endlich durchsprechen!«
»Geregelt bekommen! Durchsprechen? Wie
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