Wo die Wasser sich finden australien2
können wir das geregelt bekommen? Wir haben das schon oft genug durchgesprochen. Geändert hat sich nie etwas.« Er drehte sich zu ihr um und griff sie an beiden Armen. In seinen Augen standen Tränen. Sie erschrak.
»Ich wollte dich schon so lange fragen, ob du mich heiraten möchtest … ich liebe dich, Bec …«
Die Worte schwemmten über sie hinweg und erfüllten sie im ersten Moment mit Freude. Doch dann sprach Charlie leise weiter.
»Ich weiß, dass du es bei uns kaum aushältst und dass du das Gefühl hast, nicht in meine Familie zu passen …« Seine Stimme wurde beschwörend, er sprach schneller und flehentlich. »Ich weiß, du magst die Ebene mit den weiten Feldern nicht, aber wir können es trotzdem schaffen. Wir werden uns Vieh zulegen. Du kannst Schafe halten. Wir werden deine Pferde mitnehmen. Wir brauchen nicht in der Hütte direkt neben Mum und Dad zu wohnen. Wir können uns weiter weg ein neues Haus bauen.«
Rebecca versuchte sich diese neue Welt, diese neue Zukunft an Charlies Seite vorzustellen.
»Nein«, sagte sie zu abrupt. Sie wich unwillkürlich zurück. »Nein. Ich bin eben erst zurückgekommen. Ich werde nicht wieder weggehen. Nie wieder.«
»Aber hier hast du nichts zu erwarten! Was willst du ganz allein hier ausrichten?«
»Was meinst du mit ganz allein? Du glaubst wohl nicht, dass eine Frau so etwas zustande bringen könnte? Du hörst dich allmählich genauso sexistisch an wie unsere Väter.«
»Stell dich nicht dumm, Bec.«
»Dumm! Du bist genau wie all die anderen Mistkerle! Du glaubst, ich hätte kein Recht, mein eigenes Land zu bestellen, im Gegensatz zu dir, weil du nämlich ein Mann bist! Du hast ein Recht auf deinen Anteil an brettebenem, chemie- und salzverseuchtem Dreck, während ich kein Recht auf meinen Anteil an verlottertem, heruntergewirtschaftetem Bergland habe. Du brauchst dich wirklich nicht aufzuspielen und mir zu erklären, dass ich hier nichts verloren hätte. Ich habe eine Chance, um diese Farm zu kämpfen … und ich habe ein Anrecht darauf!«
»Fein.« Charlie machte auf dem Absatz kehrt und spazierte aus der Küche.
Er lief die Treppe hinauf und begann seine Sachen in die Reisetasche zu werfen.
»Charlie!« Ihre Stimme bebte hysterisch, als sie ins Zimmer trat und sah, was er tat. Er schüttelte ihre Hände ab, die sich in sein Hemd gekrallt hatten.
»Lass mich in Ruhe!« Wütend zog er den Reißverschluss der Tasche zu und marschierte mit schweren Schritten die Treppe hinunter, durch den Flur und aus der Tür. Die Hunde sprangen auf, als die Tür zuknallte, und blickten aufmerksam abwechselnd auf Bec und Charlie. Sie wussten, dass etwas passiert war, und hielten sich automatisch in Rebeccas Nähe.
»Wo willst du hin?« Sie lief ihm hinterher.
Er brüllte, während er den Weg hinunterging: »Du hast dich entschieden, Bec! Du hast dich für diese Farm und deinen Vater und gegen mich entschieden! Na schön. Ich überlasse dich deinem Schicksal! Viel Spaß.«
Er öffnete die Tür des Pick-ups und stieg ein. »Charlie«, sagte Bec mit panisch ansteigender Stimme. »Charlie! Fahr noch nicht!«
Er sah sie an, und Tränen flossen aus seinen grünen Augen. »Fahr noch nicht? Du hast sowieso nicht vor, mit mir heimzufahren. Du hast nie geglaubt, dass es dir genügen würde, mit mir zusammenzuleben. Du bist so verflucht egoistisch. Genau wie dein Vater!«
Er versuchte mit jedem Muskel im Leib, die Tränen zurückzuhalten. Die Zähne fest zusammenbeißend, ließ er den Motor an.
Rebecca packte den Griff, um die Fahrertür aufzureißen, doch er zog sie ruppig wieder zu. Mit rotem Gesicht und tränenüberströmt schrie sie ihn an: »Nein, Charlie, fahr nicht! Verlass mich nicht!« Er sah sie ein letztes Mal an und gab Gas. Sie sank schluchzend in den Dreck.
Jahre des Zorns machten sich Luft. Sie schluchzte, bis sie zusammengerollt im Dreck liegen blieb. Die Hunde kamen herbei, um ihr tränenüberströmtes Gesicht abzulecken.
Nur Mossy blieb ein wenig abseits sitzen und begleitete Becs Schreie mit ihrem traurigen Geheul.
Als sie die Augen aufschlug, sah sie die Farm seitwärts gekippt. Eine sanfte Brise fuhr raschelnd durch das Blech und die Bretterverschalungen der Schuppen. Am Rand des Blickfelds erhoben sich die dunklen Pinien und die Garage. Rebecca stand auf, lief zum Maschinenschuppen und rollte die schweren hölzernen Torflügel beiseite, sodass Licht in den unaufgeräumten, ölfleckigen Innenraum fiel. Den Unterkiefer verbissen vorgeschoben, eilte
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