Wo die Wasser sich finden australien2
treiben.«
»Abgemacht«, sagte sie und sah ihm nach, während er breitbeinig zu der vor den Viehvermittlern versammelten Menge spazierte.
»Wieso tragen Männer ihre Hosen immer so, dass ihnen der Boden in den Kniekehlen hängt?«, fragte sie halblaut Dags, der keuchend neben ihr saß, das große Maul zu einem breiten Kelpie-Lächeln gedehnt.
Gegen Ende der Auktion, als die Sonne hinter den Pfefferbäumen versunken war und die Kakadus auf den Stromleitungen krakeelten, hatte Bec ein kaltes Bier in der Hand und einen Job als Jillaroo auf der Blue Plains Station. Die Station war Teil einer Kette von Landgütern, die der Australian Rural Company gehörte, von den Arbeitern immer nur AR genannt. Blue Plains umfasste 65 000 Hektar von größtenteils hügeligem Land, auf dem traditionell Merinoschafe gehalten wurden. In jüngster Zeit hatte das Unternehmen diversifiziert und etwas extensive Getreidewirtschaft sowie eine Herde von achthundert Zuchtrindern eingeführt. Alastair erzählte ihr, nachdem das Wetter während der letzten Jahre mitgespielt habe, seien die Herden vergrößert worden, sodass mittlerweile 30 000 Schafe auf den Weiden und den knisternden Weizenstoppeln weideten. Er lehnte sich an die Plane des Pick-ups, der einem Viehvermittler gehörte, und nahm einen Schluck Bier.
»Sie könnten genau die Richtige sein, um die Schafböcke für die Shows vorzubereiten. Seit sie die Shows verkleinert haben, haben wir auch unsere Show-Mannschaft verkleinert. Trotzdem war es der Firma immer wichtig, auf den entscheidenden Ausstellungen aufzutreten. Wir werden jemanden brauchen, wenn die Saison beginnt.«
Bec hatte zwar wenig Bezug zu den steifen Schaf-Vorführungen
und den in Tweed gewandeten Gestalten, die dort aufkreuzten, doch sie nickte eifrig. Sie musste an den unfruchtbaren Schafbock denken, den ihr Vater gekauft hatte, und an den haarigen, selbstverliebten Kerl, der ihn gezüchtet hatte.
»Sicher.« Sie lächelte. »Super, Mr Gibson. Das wäre toll!« Bec wusste, dass auf den Schaf- und Wollvorführungen oft auch Hütehunde-Trials stattfanden. Das bedeutete möglicherweise, dass sie ihre Hunde auf einem Wettkampf antreten lassen konnte, wenn sie gerade nicht mit den Schafen zu arbeiten hatte.
Sie hob ihre Bierflasche in Rodneys und Alastairs Richtung. »Danke für die Chance, und danke für den Job.«
»Sieht aus, als wärst du mir einen von deinen zukünftigen Welpen schuldig.« Rodney zwinkerte.
»Sieht so aus«, sagte Bec und stieß mit ihm an. Dann tranken alle. Eiskalte Flüssigkeit rann durch ihre Kehle. Noch nie hatte Rebecca ein Bier so gut geschmeckt.
Kapitel 4
Tom schob die Tür zum Pub auf, und Mick marschierte mitten ins Gedränge. Hinter dem Tresen warf ein fassbäuchiger Mann die Hände in die Luft.
»Woo-hoo! Die Saunders-Buben sind in der Stadt! Nehmt euch in acht, Mädels!«
Mehrere Köpfe drehten sich zum Eingang, und der stetige Gesprächsfluss im Gastraum flaute kurzfristig ab. In einer Ecke des Pubs beugten sich mehrere Mädchen vor und begannen hektisch hinter vorgehaltener Hand zu flüstern. Ihre Blicke flogen Mick zu. Er war deutlich größer als Tom. Er hielt die Schultern gerade und den Kopf hoch erhoben. Stoppeln säumten sein energisches Kinn, und seine blauen Augen strahlten hinter dunklen Wimpern hervor, als sein Blick durch das Pub wanderte und auf dem Tisch der jungen Frauen liegenblieb. Dann setzte er seinen Weg durch die Menge an die Bar fort.
Die Blicke der Mädchen folgten seinem kleinen Bruder. Auch er war ein Bild von einem Mann. Aber er strahlte weniger Selbstvertrauen aus. Seine großen braunen Augen hatten etwas Verträumtes. Trotzdem waren die beiden die bestaussehenden Männer in der Bar.
Während sich die Brüder durch die Menge arbeiteten, stießen ein paar der hiesigen Jungs auf sie an, mehrere von ihnen klopften Mick auf die Schulter oder streckten ihm die Hand hin. Tom folgte leise nach.
»Dirty Weatherby! Wie geht’s, wie steht’s?« Mick krempelte die Hemdsärmel auf und stemmte die kräftigen Arme auf die Theke. Während Mick das Portemonnaie hinten aus seiner Jeans zog, ließ sich Tom auf dem Barhocker nieder,
auf dem er immer während ihrer Freitagabend-Trinkgelage saß.
»Das Übliche, danke, Dirty.« Mick zog einen Zwanziger aus der Tasche.
Während Dirty das Glas gegen das Dosierkreuz unter der Flasche mit Bundaberg-Rum drückte, rief er ihnen über die Schulter zu: »Schon was von eurer kleinen Schwester gehört? «
»Nee. Nichts. Sie
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