Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
Vom Netzwerk:
diese verrückte alte Brahman-Kuh gegen das Gitter getreten hat. Bob ist wirklich beeindruckt.« Marg schenkte ihr ein warmes Lächeln und fuhr mit den Fingern durch ihre kurzen Locken.
    »Möchtest du vielleicht eine Cola mit Rum?«, hatte Bec gefragt.
    Marg hatte »Ja« geantwortet, und Bob hatte die beiden drei Stunden später hysterisch lachend und zu einem Tom-Jones-Song tanzend entdeckt. Rebecca erinnerte sich verschwommen daran, dass ihr die beiden anschließend aufmerksam zugehört hatten, während aus ihr herausgesprudelt war, was auf Waters Meeting alles passiert und wie wütend sie auf ihren Vater war. Bob und Marg waren sehr fürsorglich und mitfühlend gewesen. Sie hatten beschlossen, dass
Bec Aufmunterung nötig hatte. Und zwar so sehr, dass Bob befunden hatte, nur eine weitere Flasche Rum könne das bewerkstelligen. Es hatte nicht lang gedauert, da hatte Elvis aus dem CD-Player geplärrt, und die drei waren wild im Raum herumgetanzt.
    Yep, die Dinge hatten sich gut entwickelt, dachte Bec, während sie ein Bein über das Quad schwang und den roten Fingernagel vorreckte, um den Anlasserknopf zu drücken. Der Klang des anspringenden und startenden Motors gefiel ihr. Sie hatte die Schafe so schnell wie möglich geschlachtet, ohne dabei schlampig zu werden. Bob wurde jedes Mal stinkig, wenn sie zu viel Gewebe mit dem Fell abzog. Aber die abgezogenen Schafe sahen gar nicht schlecht aus, alle hingen leuchtend rosa im Schlachtschuppen.
    Becs Nägel wirkten so unpassend auf der Gabel des Quads, dass sie lächelnd über den staubig roten Weg holperte. Sie erinnerten sie an das Cover eines Joan-Collins-Romans, nicht dass sie sich je die Mühe gemacht hätte, einen zu lesen. Die einzigen Bücher, die um ihr Bett verstreut lagen, waren Handbücher für die Hundeausbildung und die offizielle Broschüre des Landwirtschaftsministeriums zum Bau besserer Schafstallungen.
    Sie spürte den warmen Wind im Gesicht. Die Sonne war so goldflüssig, dass sie sich wie Sirup über das trockengebleichte Gras ergoss. In den zehn Monaten auf Blue Plains hatte sie das offene, flache Land lieben gelernt. Anfangs hatten ihr die Heimat und die Berge gefehlt, die sich gegen den Himmel schmiegten, aber hier draußen war der Himmel dafür riesengroß. Jeder Sonnenuntergang war ein Meisterwerk auf einer riesigen Leinwand. Extravagant hingen die kühnen Gold- und Rosatöne in der Luft und waren im nächsten Moment verschwunden.
    Dafür fehlten diesem weiten Land im Westen die schweren, schwarzen Böden von Waters Meeting und auch das
ständige Rauschen des Flusses. Rebecca war schon vor ihrer Geburt im Rebecca River geschwommen, im warmen Wasser im Leib ihrer Mutter. Auf dem Rücken hatte ihre Mutter im Fluss gelegen, den runden Bauch himmelwärts gerichtet. Das Wasser war durch ihre ausgestreckten Finger geströmt, und rundherum waren Insekten vorbeigesirrt, die über einem tiefgrünen Spiegel schwebten. Hier draußen gab es keinen Fluss, nur Brunnenlöcher, Windräder und Betontanks, an deren Fundamenten grüne Büschel sprossen, sobald irgendwo ein Ventil tropfte. Sie versuchte, die Gedanken an ihr Zuhause im Zaum zu halten.
    Die Schweine drängten an den Zaun, sobald sie das Quad hörten. Wie üblich war Miss Oink als Erste am Gatter und begrüßte sie quiekend, während ihre Ferkel sich hinten im Auslauf versammelten. Die Ansammlung inzwischen zahmer, ungebändigter Schweine drängte kreischend näher und wartete gespannt darauf, dass der Inhalt des Eimers mit den Eingeweiden in den Stall geworfen wurde. Rebecca hob den Deckel von der rostigen Hundertfünfzig-Liter-Tonne und schaufelte das Korn darin mit einer alten Kakaodose in den Trog. Die Schweine rasten zum Trog und schubsten sich gegenseitig vom Futter weg, nur Miss Oink nicht, die wie immer den besten Platz einnahm.
    »Und hier kommt der Nachtisch!« Bec wuchtete den schweren Eimer über den Zaun und kippte die Schafsinnereien auf den Boden. Sofort waren die Körner vergessen, und die Schweine kamen angerannt, um die Eingeweide zu zerfetzen, darum zu kämpfen und schmatzend die Innereien zu verschlingen.
    »Wo bleiben eure Manieren!«, sagte Bec und schwang sich wieder auf das Quad. Wieder musste sie an ihren Vater denken. Er wäre entsetzt, wenn er mitbekommen hätte, dass Bec die Schweine mit Schlachtabfällen fütterte, aber wie Bec gelernt hatte, zählten Gesetze und Vorschriften hier draußen
wenig. Sie liebte den ungezähmten Westen und die Menschen hier, die darauf

Weitere Kostenlose Bücher