Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
Vom Netzwerk:
eingeschaltet, unter dessen Dampf die Fenster beschlugen, bis der Sonnentag draußen trüb und grau erschien.
    Als die Vesper kam, war die Stille eine Wohltat. Die surrenden Sunbeam-Schermaschinen kamen ratternd zum Stehen, dann griffen die Scherer nach den Ölkannen, Handtüchern und Zigaretten. Während sich einer nach dem anderen zum Tee niederließ, waren nur noch die scharrenden Hufe der
Schafe zu hören, die langsam in ihrem Gehege herumwanderten. Die AR-Manager hatten die meisten Ställe auf ihren anderen Gütern genau im Auge, aber auf Blue Plains musste die Qualitätskontrolle während der Schur erst noch aufpoliert werden. Die Schreibtischhengste hatten es noch nicht so weit hinaus geschafft, darum war das Rauchen im Stall noch nicht verboten worden, und alle aßen ihre Vesper auf den niedrigen Holzbänken bei den Wollbehältern. Bec gefiel diese altmodische Nonchalance, doch ihr war klar, dass sich die Dinge ändern mussten. Auf Waters Meeting hatte sie ihren Vater zu überzeugen versucht, die Schadstoffbelastung der Wolle zu minimieren und dafür einen Pausenraum anzubauen, aber ihre Vorschläge waren auf ein schlichtes, endgültiges »Quark …« gestoßen, was in der Sprache ihres Vaters hieß, dass er nichts weiter davon hören wollte.
    Hier auf Blue Plains war dies die letzte Schur, bevor der Scherstall umgearbeitet werden sollte. Wahrscheinlich war es auch Becs letzte Schur hier, denn in wenigen Monaten würde sie ihr Studium aufnehmen. Sie beschloss, das Beste daraus zu machen und die Scherer zum Lachen zu bringen. Sie flehte Dave an, kein Eiersandwich zu essen.
    »Es löst eine Abwehrreaktion im Unterleib aus«, erläuterte sie scheinbar verzweifelt und mit aufgerissenen Augen, »die ziemlich schmerzhaft und äußerst unangenehm für alle Beteiligten sein kann!«
    Dave ließ einen krachenden Furz fahren, der die lanolindunklen Dielen, auf denen er saß, vibrieren ließ.
    »Genau das«, sagte Barney, riss Dave das Sandwich aus der Hand und schleuderte es über die Gittertür auf den Rost hinaus. Dann warf er sein durchschwitztes Handtuch über Daves Kopf.
    »Oi!«, protestierte Dave unter seinem gestreiften Kopfputz hervor.
    Die Scherer redeten mit Bob über Sport und das Wetter,
während Bec mit Barney über Hunde sprach. Dave saß still und langsam kauend daneben.
    Es war Freitag, Annabelle würde heute Abend vorbeikommen, und Bec hatte angeboten, den beiden einen Braten zu machen. Sie müsste nach der Arbeit sofort losrennen, wenn sie noch die Hunde füttern und den Braten rechtzeitig in den Ofen bekommen wollte.
    Was man nicht alles aus Liebe tut, dachte sie. Der Liebe anderer Leute zuliebe.

    Sie war gerade dabei, den schweren Bräter in den fettigen Ofen zu schieben, als die Fliegentür quietschend verkündete, dass jemand auf die Veranda gekommen war. Es war Bob, und er war außer Atem.
    »Telefon für dich«, schnaufte er.
    Der Apparat für die Arbeiter, ein Münztelefon, war aus unerfindlichen Gründen in einer Ecke jenes Pultdachschuppens aufgehängt, in dem die Motorräder standen. Es war ätzend, in kalten Nächten zu telefonieren, und es war auch nicht der Ort für vertrauliche Gespräche, weil die Mechaniker immer Schlange standen, um das Telefon zu benutzen. Infolgedessen rief Bec kaum jemanden an.
    Der Hörer baumelte neben dem Haken, und Bec fragte sich stirnrunzelnd, wer sie wohl anrief.
    Ihr »Hallo« kam eher zaghaft.
    »Schwester!«
    »Mick! Warum zum Teufel rufst du an?« Seit Monaten hatte sie nichts von ihm gehört. Was sie über ihn wusste, hatte sie von Tom oder ihrer Mum erfahren. Augenblicklich begann ihr Herz zu klopfen. »Was ist passiert?«
    »Noch gar nichts, du Schaf. Ich wollte nur anrufen, um dir zu sagen, dass ich heiraten werde.«
    »Heiraten! Heilige Maria. Ich meine, herzlichen Glückwunsch! Du heiratest doch Tur … ich meine Trudy?«

    »Logisch! Hier. Sie steht hier neben mir, ich gebe dich mal weiter.« Bec wollte noch protestieren, aber Mick war schon weg, und ihr tröpfelte ein zuckersüßes »Hi Becky« ins Ohr.
    »Ähh. Ja. Guten Tag. Wie geht’s? Nett, dass wir uns mal sprechen. Ähm. Herzlichen Glückwunsch übrigens! Das sind ja tolle Neuigkeiten.« Bec schnitt sich selbst eine Fratze und schob die Hand tief in die Tasche ihrer schafdungbefleckten Jeans.
    »Ich habe darauf bestanden, dass Mikey dich anruft. Er schiebt dieses Gespräch schon seit Tagen vor sich her – ich bekomme ihn kaum aus dem Maschinenschuppen. Er telefoniert wirklich

Weitere Kostenlose Bücher