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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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erzählte oft und gern die Geschichte, wie er Rebecca und ihre Hunde auf den Viehhöfen »entdeckt« hatte. Aber er erinnerte sich lieber nicht daran, dass er ihr versprochen hatte, sie könne mit den Zuchtwiddern arbeiten. Rebecca liebte zwar die körperliche Arbeit auf der Station, aber sie sehnte sich danach, mehr mit den Zuchttieren arbeiten zu können, ihre genetischen Eigenschaften zu studieren und das Muster der Vliestypen zu prophezeien, das jedes Schaf liefern würde.
    In letzter Zeit allerdings waren ihre Gedanken, selbst hier auf dem Scherstand im Stall, meilenweit von jeder Wolle entfernt. Während Rebecca die Vliese hochwarf und sortierte, träumte sie immer wieder von ihrem Flusskuss. Immer wieder durchlebte sie jeden Augenblick bis zu der Sichtung des U-Bootes. Seit der Party hatte sie sich über Charlie schlau gemacht. Seine Party-Persönlichkeit »Basil« war legendär. Er stammte irgendwoher aus dem Südwesten. Einen »Diesel-Dick« hatte ihn jemand genannt, und einen »Getreidegeier«.
Rebecca kannte diese Art von Farmerjungen. Es waren Burschen, die Traktoren, Sämaschinen, Ackerfräsen, Trucks, Getreidesilos, Bulldozer und alles andere aus Metall liebten. Die glückselig Tag und Nacht auf einem Traktor schnurgerade Furchen ziehen konnten oder die ganze Tage im Maschinenschuppen untertauchten, um an den Motoren herumzubasteln oder etwas Neues zu erfinden. Diesel-Dicks waren jene Typen, die nach der Ernte aufmerksam und hoffnungsvoll auf den Regen warteten, damit sie den Boden endlich wieder umpflügen und die neue Saat ausbringen konnten. Lächelnd stellte sich Rebecca Charlie hoch oben auf einem riesigen Traktor vor. Nackt.
    Sie schüttelte den Gedanken aus dem Kopf und trat schnell vor, um die Bauchwolle aufzunehmen und hastig die urinfleckigen Stellen auszuzupfen; dann warf sie die Wollreste wie ein Basketballer in die Tonne und begann, mit einem Lächeln für Neville, den Wollklassifizierer, die Locken unter dem Tisch zusammenzukehren. Sie liebte das Zuarbeiten. Es war wie ein zweimal vierstündiger Aerobic-Kurs jeden Tag. Nicht einmal stützte sie sich auf den Besen. Die Scherer nahmen das wahr und mochten sie dafür. »Dampfnudeldave« musste hingegen die endlosen Neckereien der Scherer über sich ergehen oder, wie sie es nannten, sich »anpieseln« lassen. Sie nannten ihn Dampfnudel, weil er sich so langsam erhob wie Hefeteig. Er ließ sich Zeit am Scherstand, vor allem, wenn er sich bückte, um ein Vlies aufzuheben.
    »Letztes Schaf!«, rief Reg, der den letzten schweren Widder aus dem Pferch hereinschleifte. Der Widder sackte zwischen seinen Beinen zu Boden, Reg zog die blauen Hosen hoch, wischte sich das Gesicht am Handtuch ab und zog im Bücken das Kabel der Schermaschine zu sich her. Dann fasste er nach dem Scherkopf und begann zu scheren. Wenn die Scherer »Letztes Schaf!« riefen, kam Bec Dave regelmäßig zuvor. Sie pfiff nach Dags und marschierte zu den hinteren Pferchen.

    »Zusammentreiben, zusammentreiben«, befahl sie ihm, und Dags ritt auf den Schafen in die Haltepferche. Inzwischen hatte sie es raus, wie sich die Tiere im Stall verhielten. Wenn sie den richtigen Zeitpunkt erwischte, konnte sie alle auf einmal mit einem Minimum an Gedränge und Geschubse durch das Tor treiben. Aber wenn sie diesen Zeitpunkt verpasste, kam das Leitschaf zum Stehen, kehrte um und war dann nicht mehr zu bewegen. Anschließend musste sie dann jedes Mal die Schafe einzeln wieder umdrehen und in die richtige Richtung schubsen, wobei sie das Tor einsetzen musste, um zu verhindern, dass sie zurückliefen. Gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht zu lange vom Scherstand fernbleiben konnte, weil Dave in Panik geriet, wenn zwei Schafe gleichzeitig abgeschoren waren.
    Aber mit Dags an ihrer Seite konnte sie den Job im Nu erledigen. Selbst Stubbys Welpe Mouse zeigte schon vielversprechende Ansätze im Scherstall und bewies große Kraft. Ein Scherer hatte ihr fünfhundert Dollar für Mouse geboten, aber Bec ließ sich nicht beschwatzen, solange sie nicht mehr als das Doppelte geboten bekam. Mouse war jeden Dollar wert.
    Rebecca versuchte nicht auf die Uhr zu sehen, als eine Gruppe von Schafen nach der anderen an ihr vorbeilief, aber an diesem Nachmittag konnte sie nicht anders. Es waren nur noch fünf Minuten bis zur Nachmittagsvesper. Gleich würde die Köchin Katie mit einem großen Korb voller Sandwichs und Wurstbroten in Alufolie in den Stall marschiert kommen. Dave hatte schon den Teekocher

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