Wo die Wasser sich finden australien2
unten und sah ihrer Freundin in die betrunkenen blauen Augen.
»Dad kann mich mal. Scheiß auf die Farm, selbst Tom hat seine Sachen schon gepackt. Die ganze Kacke ist total verfahren.« Bec fuhr sich mit der schmutzigen Hand durch den verfilzten blonden Schopf und biss in den Rand ihres Bechers.
»So gut, wie?« Beide schwiegen, während Sally ihnen wacklig den nächsten Drink einschenkte.
»Mir fehlt Waters Meeting, Sal.« Bec stiegen Tränen in die Augen. Sie begann leise zu weinen. »Dieser verdammte Idiot. Was soll ich nur machen, Sal? Eigentlich will ich bloß heim. Heim nach Waters Meeting und zu meinem Fluss. Ich vermisse mein Pferd … die Tiere, alles.«
Sal legte den Arm um Becs Schulter und lehnte ihre Stirn an Becs.
»Ich weiß beim besten Willen nicht, was du machen sollst, Bec.«
»Ich genauso wenig.«
Es blieb kurz still.
»Scheiß doch drauf, Sal! Saufen wir uns lieber einen an.«
»Ähm, Bec, das haben wir schon getan, und hat das vielleicht was genutzt?«
»Mmmm.« Bec begann Blasen in ihrem Becher zu blasen, kippte dann den Inhalt in ihren Mund, drehte sich wieder auf den Rücken und stieß ein »Ärrgh!« aus.
Sal tat es ihr gleich: »Ärrgh!« Dann »ärrghten« sie noch ein paar Mal und grunzten zum Abschluss, weil sie betrunken waren und Spaß hatten.
Plötzlich spürten Rebecca und Sally Hände um ihre Armgelenke und Knöchel. Dave, Johnno, Arnie und ein kleiner, drahtiger Junge trugen sie zum Fluss.
Am Ufer spürte Rebecca, wie sie hin und her geschwungen wurden, dann lösten sich die Hände, und sie segelte durch die Luft. Sie landete, das kühle Wasser spritzte um sie herum auf.
Als sie aufstand, sah sie, dass sie in bauchtiefem Wasser stand. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Die Jungs plantschten ihr nach und riefen: »Nasses T-Shirt! Nasses T-Shirt!«
Rebecca sah auf ihre Brüste, die sich deutlich unter dem durchtränkten, an der Haut klebenden Stoff abzeichneten. Sie tauchte ganz in den trüben Fluss ein und schwamm unter Wasser zur Mitte des Schwimmteiches. Beim Wassertreten entdeckte sie Charlie Lewis am Ufer. Er lagerte auf einer lila Aufblascouch und hatte eine Rumflasche unter den Arm geklemmt. Seine Kumpels fielen über ihn her, zogen ihm die Flasche unter dem Arm hervor und hoben ihn mitsamt der Couch hoch. Laut johlend kippten sie ihn in das schlammige flache Wasser am Ufer.
Als er auftauchte und sie in der Mitte des Flusses Wasser treten sah, schwamm er zu ihr. Als er näher kam, sah sie
seine Augen. So grün. Lange, dunkle, mit Flusswasser benetzte Wimpern.
»Howdy Dudey«, sagte Bec.
»Aber Miss Rebecca, ich muss schon sagen. So begegnen wir uns wieder«, antwortete er.
Er trat wie wild Wasser und schüttelte ihr darum leicht unsicher die Hand. Sie war überrascht, dass er sich nach der gestrigen nächtlichen Alkoholfahrt im Einkaufswagen an ihren Namen erinnerte. Er paddelte so dicht neben ihr her, dass sie spürte, wie seine Fingerspitzen das Wasser durchgruben.
»Sollen wir flussaufwärts oder flussabwärts schwimmen?«, fragte er flirtend.
»Ich bin lieber oben«, sagte Bec, stieß sich mit den Zehenspitzen vom schlammigen Flussgrund ab und begann gegen die sanfte Strömung anzuschwimmen.
Ein großer, vor langer Zeit ins Wasser gekippter Baumstamm bildete ein nasses Liebesnest, auf dem sie sich niederließen und sich in die Augen sahen. Beide hatten eine leichte Gänsehaut. Charlie sah sie lange an und strich die Strähnen aus ihrem Gesicht.
»Hab ich einen Popel an der Nase oder was?« Bec rieb sich unsicher mit der Hand über die Nase.
Charlie lachte leise und nahm ihre Hand von ihrem Gesicht. »Ach was. Deine Nase ist perfekt.«
Die Wellen leckten an Charlies Brustwarzen, und obwohl er bibberte, fühlte sich seine Hand warm an. Bec wartete darauf, dass er sie küsste. Zu ihrer Verwunderung verzehrte sie sich so nach diesem Mann, dass sie kaum noch Luft bekam. Er war perfekt. Braune Haut, kantiges Kinn mit leichtem, dunklem Schatten, volle Lippen und diese Augen.
Als er mit der Hand über ihren Arm und ihre Schultern strich, überschlugen sich die Fragen in ihrem Kopf. Woher kam er? Mochte er Hunde oder Vanilleeis oder Cricket?
Warum fühlte sie sich so zu ihm hingezogen? Empfand er das Gleiche für sie? War das nur der Rum?
Stattdessen schwieg sie. Sie ließ zu, dass seine Lippen ihre berührten, und gleich darauf begann sie wieder zu schwimmen. Sie schwamm in einem unglaublich warmen Rumkuss, der ihr Herz zum Schmelzen brachte.
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