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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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Augen, um nicht loszuheulen. Als sie die Augen wieder öffnete, wurde der Raum von dem milden Licht der Papierlampions im Garten erfüllt. Magisch tanzte es auf den Goldbuchstaben ihrer Preisbänder und beschien die winzigen Gesichter in den Fotorahmen. Sie schaltete das Licht an und stand unvermittelt mitten in ihrer Vergangenheit. Ihrem Zimmer. Ihrem Heim.
    Alles war genau so, wie sie es zurückgelassen hatte, nur dass ihr Bett mit Schachteln voller Hochzeitskarten und den gleichen goldenen Bändern, die in der Kirche die weißen Rosen gehalten hatten, beladen war. Trudy war in ihrem Zimmer gewesen. Rebecca biss die Zähne zusammen und trat an ihren Schrank.
    Drinnen lagen ihr Lederfärbe- und ihr Bierbrauer-Set unter ihren Kleidern, Kleidern, die einer Fremden zu gehören schienen.
    Sie stellte sich an den Schreibtisch und beugte sich zu den Fotos am Pinnbrett vor. Eine junge Rebecca mit Rattenschwänzchen lächelte sie an. Sie saß mit ihren Brüdern und ihren Cousins auf den Stufen vor dem Haus. Reg, ihr alter rotbrauner Hund, lehnte an ihrem Bein und sah zu ihr auf. Auf einem zweiten Bild war sie älter. Mit wild wehender Mähne auf Ink Jet, die über einen Baumstamm setzte.
Bei der Heuernte am Steuer des Deutz-Traktors. Grimassen schneidend auf einem Aussichtsturm über einem Berggipfel. Genau wie Tom. Neben ihrer Mutter hinter strahlenden Kerzen bei einer Dinnerparty im großen Esszimmer. Gemeinsam mit ihren Brüdern kopfüber an einem Pick-up hängend, mit bleichem, verquollenem Gesicht nach einem B&S.
    Rebecca verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte eine Gänsehaut. Auf dem ganzen Brett gab es kein einziges Bild, das ihren Vater zeigte.
    Sie holte einen Rucksack aus ihrem Schrank und begann, die Fotos abzunehmen und einzupacken. Dazu stopfte sie etwas Wechselkleidung und ein paar ihrer liebsten Ratgeber für Hundeausbildung. Dann fuhr sie mit den Fingern über den flauschigen Filz der Ponyclub-Bänder und schloss noch einmal die Augen.
    Als sie wieder aufsah, stand er in der Tür.
    »Was tust du hier oben? Bist du gekommen, um mich zu beklauen?«
    »Dad.«
    O Gott. Was konnte sie zu ihm sagen? Sie sah ihm in die Augen. Was sollte sie zu ihm sagen? Vielleicht würde er sie ausgerechnet jetzt wieder aufnehmen. Sie blieb vor ihm stehen.
    »Raus aus meinem Haus.«
    Die Worte trafen sie wie eine Ohrfeige.
    »Dad?«
    »Glaub bloß nicht, dass du einfach wieder anspaziert kommen kannst, nachdem du so abgehauen bist. Glaub bloß nicht, dass du hier wieder einziehen kannst, nachdem du ein ganzes Jahr weg warst und Cowgirl gespielt hast. Nach allem, was du mir angetan hast.«
    »Ich wollte nicht … ich wollte nur …«
    »Du verschwindest auf der Stelle von hier.« Er schwenkte
den Arm in Richtung Treppe und trat auf sie zu. Sie sah ihm an den Augen an, dass er betrunken war. Er beugte sich über sie und knurrte durch die weinfleckigen Zähne: »Ihr habt vielleicht Nerven, hier gleichzeitig aufzutauchen, du und deine Mutter.«
    » Was ich – «
    »Halt den Mund. Bei dir heißt es immer nur ›ich‹. ›Ich kann‹, ›ich will‹, ›ich bin‹. Du hast mich nie respektiert. Nie. Immer hast du alles in Frage gestellt, was ich gesagt habe. Tja, hier geht es nicht nach deinem Kopf. Mick und Trudy werden hier einziehen, und sie werden mit mir zusammen hier wohnen. Trudy ist ein anständiges Mädchen. Sie wird bei ihrem Mann bleiben. Sie wird im Haus bleiben. Sie wird weiter als Lehrerin arbeiten und Geld ins Haus bringen. Sie wird den Druck von uns nehmen. Nicht wie du. Nicht wie du und deine Mutter. Kein bisschen wie du. Und jetzt raus. Raus aus meinem Haus.« Er riss ihr den Beutel aus den Händen, warf ihn auf den Boden und schubste sie aus der Tür.
    Rebecca, benebelt vom Alkohol, fehlten die Worte. Während sie sich durch den Gang von ihm entfernte, sah sie ihm in die Augen und erklärte bitter: »Ich liebe dich auch, Daddy.«

3. Teil

Kapitel 12
    Der Richter hob das rote Clipboard in den blauen Himmel und ließ es dann fallen. Der Zeitnehmer nahm das Signal nickend zur Kenntnis und blies in seine Trillerpfeife. Dags saß Rebecca zu Füßen und beobachtete nervös zitternd die Schafe. Sie hob kurz die Hand und sagte ruhig: »Dags, nach links.« Den Bauch dicht über dem Boden, umschlich er im Uhrzeigersinn die Herde. Erst im Laufschritt, dann beinahe kriechend, näherte er sich den Schafen. Die Herde wich vor ihm zurück und drängte in einer engen Gruppe auf Rebecca zu, die daraufhin das Tor

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