Wo die Wasser sich finden australien2
heraus. »Macht sich bestimmt super als Klopapierrollenhalter. «
»Gut gemacht! Gut gemacht, Dags!« Charlie bückte sich, nahm den Hundekopf in seine großen, braun gebrannten Hände und kraulte Dags hinter den Ohren. Dags badete in seiner Anerkennung und schmiegte sich prompt schwanzwedelnd an Charlies Bein.
»Er mag dich. Er macht das nur bei Menschen, denen er vertraut«, sagte Bec.
Charlie sah Dags in die Augen. »Zu schade, dass ich dich nicht in Aktion sehen konnte, mein Freund.« Dann sah er wieder zu Bec auf. »Wir sind gerade erst angekommen. Als wir durch die Stadt fuhren, fiel meinem Dad ein, dass er im Pub vorbeischauen könnte, um mit ein paar von den Schafsköpfen über die Arbeit zu schwatzen. Was treibst du so? Du bist hier ganz schön weit weg von Blue Plains. Arbeitest du immer noch da oben?«
Bec merkte, wie eine warme Welle sie überspülte. Sie hatte
ihm nie erzählt, wo sie arbeitete, demnach musste er sich nach ihr erkundigt haben.
»Schon. Ich leite inzwischen den Widderstall. Eigentlich sollte ich schon drüben bei den Pferchen sein, um mich für den nächsten Klassifizier-Wettbewerb vorzubereiten. Seit vier Monaten fahre ich von einer Show zur nächsten. Es nervt ein bisschen – manche Menschen sind solche Anallöcher –, aber dafür komme ich viel rum und lerne viele nette Leute kennen. Außerdem lasse ich mich nur zu gern mit einem Hunde-Trial ablenken, aber mein Boss meint, das ist alles gute Publicity für die Firma.«
Sie spürte einen kurzen Stich, als das Bild eines niedlichen Achtzehnjährigen in ihrem Kopf aufblitzte. Dunkles Lockenhaar, schlanke Glieder und ein kleiner, muskulöser Hintern. Er hieß Jeremy, und sie hatte ihn verführt, nachdem er auf der Western Region Show den Wettkampf der Junioren im Beurteilen gewonnen hatte. Seither hatte sich im ganzen Showzirkus herumgesprochen, dass Rebecca mit einem milchbärtigen Lover im Heu herumgetollt war. Sie sah immer noch vor sich, wie er sie mit seinen dunklen Welpenaugen angeschmachtet hatte, als sie zusammen in dem weichen, sauber riechenden Stroh des Schaftransporters gelegen hatten, sein blaues Siegerband quer über Rebeccas nackten Leib gebreitet. Beide hatten hysterisch gekichert. Es war eine der intensiveren Erinnerungen aus den Monaten auf ihrer Show-Rundfahrt.
Meist waren Rebeccas Tage als Tierpflegerin lang und monoton. Die Schafe füttern, die Streu in den Pferchen wechseln, die Wassertröge auswaschen, stundenlang mit dem LKW zu den Veranstaltungsgeländen fahren, die fast ausschließlich von bockigen alten Männer mit ihren Schafen bevölkert wurden. Ganze Tage brachte sie damit zu, den Böcken den Kopf zu waschen, ihre Wolle mit der Schere zu schneiden und dann herumzustehen und die Tiere festzuhalten,
damit ein meckernder Richter sie begutachten konnte. Außerdem schleppte sie Wasser in schweren schwarzen Kanistern vom Laster zu ihren Tieren. Es war Wasser aus Blue Plains. Bob bestand darauf, dass die Schafböcke nur das Wasser zu trinken bekamen, das sie gewohnt waren. In manchen Orten wandten die Widder angewidert das Gesicht ab, weil das Wasser so eigenartig roch und schmeckte, also schleppte sie täglich Kanister.
Ihre Schafböcke, insgesamt zehn Tiere, gehörten bei allen Shows zu den Favoriten, und Rebecca hatte im Lauf der Zeit die verschiedenen Charaktere lieb gewonnen. Am liebsten war ihr Alf, nicht nur weil er der produktivste Bock war, optisch wie auf dem Papier, sondern auch weil er ein absolutes Weichei war. Wenn am Morgen die Sonne über den Horizont linste, begann Alf laut nach Rebecca zu rufen, sobald sie den Truck betrat. Alf war ihr ans Herz gewachsen und ihr ganzer Stolz.
Stundenlang konnte sie mit den Männern in den Schafpferchen über Stammbäume und Vererbungslinien fachsimpeln. Oft frustrierte es sie, dass nur zaghaft anerkannt wurde, welchen Nutzen die neuen Wissenschaften brachten, um das Durchsetzungsvermögen einer bestimmten Vererbungslinie zu bestimmen. Inzwischen gehörte sie zu der neuen Generation junger Merinozüchter, die gegen die bei diesen Vorführungen vorherrschenden antiquierten Auffassungen anrannten. Die jungen Züchter nutzten alle technischen Möglichkeiten für ihre Zuchtversuche, während die alte Generation sich an Traditionen festklammerte, die mehrere hundert Jahre alt waren. Manche davon klammerten sich auch an ihrem »alten Geld« und ihrem Dünkel fest. Das nervte Rebecca, aber sie versuchte, im Interesse ihrer Firma als vollkommene Diplomatin
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