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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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Gesicht ab, doch sie konnte den Schmerz in seiner Miene sehen.
    »Vergiss einfach, dass ich was gesagt hab.«
    »O Tom.« Bec schloss ihn in die Arme. Als sie ihn so hielt, spürte sie, wie ihr betrunkener Bruder unter ihrer Berührung zerbrach und in sich zusammensackte.
    »Komm wieder nach Hause, Bec. Komm einfach wieder nach Hause. Ohne dich halte ich es hier nicht aus. Ohne dich und Mum. Ich halte es mit ihnen nicht mehr aus. Es geht einfach nicht mehr.«
    Rebecca hielt ihn von sich weg.
    »Dann geh! Komm mit mir nach Blue Plains.«
    »Nein.«
    »Warum denn nicht? Warum schreibst du dich nicht an der Uni ein? Für Kunst oder so? Du weißt, dass du begabt
bist. Du könntest mit Mum zusammen in der Stadt wohnen …«
    »Nein«, schluchzte Tom und schlug ihre Hände weg. Mit schmerzverknittertem Gesicht sagte er: »Ich werde hier nie weggehen. Das ist mir klar geworden. Wohin ich auch gehen würde, er wäre immer schon da … und was ich auch anfangen würde, er würde es kaputt machen.«
    »Wer?«
    »Du weißt schon, wer. Sag mir nicht, dass du seine Stimme nicht in deinem Kopf hörst. Jeden Tag. Voller Tadel. Ich halte es nicht mehr aus. Es geht einfach nicht mehr.« Er begann an seinen Haaren zu zerren.
    Rebecca konnte nichts weiter tun, als ihren weinenden Bruder an seinen breiten Schultern zu fassen. Sie strich ihm über die Haare und sagte immer und immer wieder: »Psst. Psst. Psst.«

    Rebecca zog die Decke über Toms Schultern und stellte den Eiskrem-Behälter an den Bettrand. Dann beugte sie sich über ihn und redete auf ihn ein wie auf einen halb tauben Greis.
    »Der Eimer steht direkt neben dem Bett, wenn dir übel wird, Tom. Ich habe ihn dir hergestellt, Tom. Wenn dir übel wird. Tom, der Eimer.« Keine Reaktion.
    Hinter dem Fenster konnte sie die Schatten der Gäste sehen, die sich innerhalb des Zeltes bewegten. Schatten, die zum »Chattanooga Choo Choo« tanzten.
    Sie trat aus Toms Zimmer in den Gang. Blumensäulen reihten sich an der Wand. Es war Jahre her, seit sie das letzte Mal Blumen in diesem Haus gesehen hatte. Sie fuhr mit der Hand über die kühle Mauer. Dann bemerkte sie eine Gestalt hinter sich und schreckte zusammen.
    Sie drehte sich um – es war Frankie. Es war so befremdlich, sie hier im Haus stehen zu sehen.

    »Mum!«
    »Sag es nicht deinem Vater. Ich habe ein bisschen herumgeschnüffelt. Das Haus ist eindeutig aufgeräumter als zu meiner Zeit«, sagte sie. »Aber es ist immer noch dunkel und kalt.« Sie schauderte sichtbar.
    Rebecca hätte am liebsten geantwortet: »Kein Wunder, dass es unaufgeräumt war, du warst ja nie zu Hause!« Aber sie behielt ihre Gedanken für sich und sagte leise: »Mum. Es ist wegen Tom. Es geht ihm nicht gut.«
    »Mach dir keine Sorgen. Der muss sich nur ausschlafen. Weißt du noch damals nach dem großen Flohmarkt, als du zwölf warst und er dreizehn und ihr beide die Kiste Sekt aufgetrieben hattet und – «
    »Nein. Das meine ich nicht. Es geht ihm nicht gut, du weißt schon .« Rebecca tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
    »Bec, er war schon immer empfindlich. Das weißt du doch. Er wird schon darüber hinwegkommen. Diese Launen gehen vorüber.«
    Rebecca packte ihre Mutter am Arm. »Mum, du musst mit ihm reden. Du musst etwas unternehmen.«
    »Was denn unternehmen? Er ist mein Sohn. Ich kenne seine Launen. Sie gehen vorüber.« Die Reaktion ihrer Mutter machte Bec fassungslos. »Machst du das immer so?« Plötzlich wurde Rebecca wütend und spürte, wie die Gefühle sie überwältigten.
    »Wie meinst du das?«
    »Wegrennen. Wenn dir etwas zu anstrengend wird – so wie deine Familie.«
    »Rebecca, das ist nicht der Zeitpunkt und nicht der Ort dafür.«
    »Ach so, und wann ist für dich der richtige Zeitpunkt und Ort, dich der Tatsache zu stellen, dass dein Sohn von seinem Vater erdrückt wird?«

    Frankies Gesicht schrumpfte in sich zusammen, und plötzlich standen Tränen in ihren Augen. »Ich kann das jetzt nicht, Rebecca. Es war schwer genug für mich, hierher zu kommen … Du weißt ja nicht, wie das ist.«
    »Nein, das weiß ich nicht, und ich werde es hoffentlich nie wissen«, brüllte Rebecca sie an. »Warum läufst du nicht zu deinem neuen Lover, haust mit ihm ab und überlässt es wie üblich mir, alles auszubaden?« Sie drängte an ihrer Mutter vorbei, stampfte den Gang hinunter und trat instinktiv in ihr ehemaliges Zimmer. Sie knallte die Tür zu, lehnte sich mit dem Rücken gegen das schwere hölzerne Türblatt und schloss die

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