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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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öffnete.
    Unruhig schnuppernd stand das Leitschaf vor dem Durchgang zum nächsten Gehege. Der groß gewachsene Widder zuckte kurz, als eine Brise die Reihe der roten und gelben Werbewimpel zum Flattern brachte. Das Plastik klatschte hörbar gegen den Zaun. Die Zuschauer kommentierten den unglücklichen Zeitpunkt dieser Brise mit einem halblauten »Ahhh«. Der Widder scheute vor den Wimpeln zurück, machte kehrt und wich vom Durchgang zurück, gefolgt von seiner Herde. Rebecca blieb ruhig, denn Dags lief instinktiv um die Herde herum, um ihr den Weg abzuschneiden. Sie arbeitete gegen die Uhr, und sie wusste, dass ihr jede Sekunde, die sie am Anfang des Parcours vergeudete, am Ende der Strecke fehlen würde.
    »Vorwärts, Dags.«
    Der Hund näherte sich behutsam der Herde. Der Leitwidder stampfte drohend mit dem Huf auf. Dags zuckte kurz, schlich aber weiter auf die eigensinnigen Schafe zu und versuchte gleichzeitig, den Widder mit seinem unnachgiebigen Blick einzuschüchtern. Der Widder stampfte ein zweites
Mal auf, kehrte aber um, und gleich darauf schien sich die Herde um sich selbst zu falten, um möglichst schnell in den nächsten Pferch zu gelangen. Rebecca schloss das Gatter hinter ihnen. Lockerer Applaus plätscherte durch die Menge. Das erste Hindernis hatte sie geschafft, aber noch fehlten der Treibgang, die Laderampe, den Sortierstand und das Einpferchen, und die Uhr tickte unerbittlich weiter.
    Ihre Hände fummelten an der Torkette herum, doch schließlich hatte sie den Riegel gelöst und schwang das Tor auf. Sie holte tief Luft. Jetzt kam der schwierigste Teil. Dags war für einen Hunde-Trial manchmal zu ungestüm beim Treiben, darum gab sich Rebecca alle Mühe, ganz bedacht zu ihm zu sprechen.
    »Ruhig, Dags. Aufreiten.«
    In dem engen Treibgang lief Dags über die Schafrücken hinweg zum vordersten Tier der Herde nach vorn und ließ sich dann zu Boden fallen. Danach drückte er, halb unter den Schafen versteckt, den Körper gegen die Maschendrahtverkleidung des Ganges und kehrte zu Rebecca zurück. Seine bloße Anwesenheit ließ die Schafe hastig nach vorn drängeln, ohne dass er auch nur einmal zu bellen brauchte. Als er wieder auftauchte, schickte ihn Rebecca erneut über die Schafrücken ans vordere Ende des Treibganges, um dort Platz zu schaffen, damit sie das Tor am anderen Ende öffnen konnte. Diesmal waren Rebeccas Hände ruhiger, als sie die Kette des kleinen Treibgangtores aushängte. Dags gab ihr Zuversicht, und sie begann die Zuarbeit, die er leistete, zu genießen. Sie hatte befürchtet, dass er nach der aufreibenden Arbeit auf der Station keine Chance mehr als Vorführhund hätte, aber heute ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und war bereit, sich auf den Bauch fallen zu lassen, sobald sie »Stopp« pfiff.
    An der Laderampe schickte sie Dags erneut über die Schafrücken.
    »Gib Laut«, sagte sie, er bellte. Die Widder hetzten die
Rampe hinauf, Rebecca öffnete das Tor, Dags schlug ein zweites Mal an, und die Schafe hoppelten dicht an dicht auf der anderen Seite wieder hinunter.
    Sie lag gut in der Zeit und hatte, soweit sie erkennen konnte, kaum einen Fehler gemacht. Der Richter hatte mit seinem Stift kaum das Clipboard berührt, daraus schloss sie, dass sie die meisten der hundert Punkte behalten hatte, mit denen sie in das Rennen gestartet war.
    Am Sortierstand wartete Dags auf ihr Zeichen, während sie die ersten fünf Schafe durch den schmalen Metallgang ließ. Dann schwang Rebecca das Tor vor den nächsten zehn Schafen in die andere Richtung. Eines der Schafe bockte, verharrte schwer atmend und sah zu Rebecca auf. Sie wusste, wenn sie das Schaf berührte, würde ihr der Richter Punkte abziehen.
    »Rauf«, sagte sie. Dags hüpfte sofort auf den Rücken der im Gang steckengebliebenen Schafe, doch das erste Schaf rührte sich nicht vom Fleck.
    »Greif«, sagte sie. Dags wusste, was zu tun war. Er kniff mit den Zähnen in den »Topknot«, den Wollknoten zwischen den Ohren des Schafes. Das tat dem Schaf nicht weh, erschreckte es aber so sehr, dass es durch das Zähltor sprang.
    »Das genügt, Dags. Braver Hund.« Rebecca wusste, dass manche Richter Punkte abzogen, wenn ein Hund ein Schaf biss, aber sie wusste auch, dass manche Richter das sogenannte »Topknotting« guthießen, weil es ein seltenes Talent war, das einen Treiberhund zu etwas ganz Besonderem machte. Hoffentlich war dieser Richter derselben Meinung.
    Sie schwang das Sortiergitter wieder herum, die letzten fünf Schafe

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