Wo die Wuerfel fallen
ausgerichtet. Tapferkeit galt als höchste Tugend, die Individualität wurde nicht gefördert. Philosophische Werke, dichterische Ergüsse, künstlerische Leistungen sind aus Sparta nicht überliefert. Wie die organisierte und ritualisierte Homosexualität im Einzelnen aussah, können wir heute kaum mehr nachvollziehen. Im heutigen Sprachgebrauch bedeutet »spartanisch« streng, hart, genügsam und einfach und bezeichnet eben genau die Eigenschaften, die in Sparta eine wichtige Rolle spielten.
stoisch
Dieser Begriff ist im alltäglichen Sprachgebrauch des Deutschen das, was der Engländer noch allgemeiner als »philosophisch« bezeichnet. Es geht dabei um eine gewisse Abgeklärtheit, Gelassenheit und Distanz sowie die Nicht-Zurschaustellung von Gefühlen (auf Englisch:
stiff upper lip
). In der Tat sah die philosophische Lehre der Stoa in den Affekten, den Trieben, Leidenschaften und Gefühlsausbrüchen ein Hindernis auf dem Weg zur Vernunft- und Tugenderkenntnis. Höchstes Ziel der Stoiker war die Leidenschaftslosigkeit (
apatheia
). Der Begründer dieser philosophischen Schule war Zenon von Kition (um 354 – 262 v. Chr.), der in der
Stoa poikile
, der »bunten Säulenhalle«, lehrte – einem mit Wandgemälden geschmückten Wandelgang in Athen. Die Lehre der Stoa mit ihrer anspruchsvollen Ethik hatte in der späteren Antike großen Einfluss auf »Intellektuelle«, vor allem in Rom, sowie auf das Christentum. Die bekanntesten römischen Stoiker sind Seneca und der »Philosophenkaiser« Marc Aurel.
Die Juden in der Antike
Prophet
Die Prophetie, das Zungenreden, Zukunftsdeuten, Hellsehen und Wahrsagen war im Alten Orient und bis zum Ende der Antike, als auch die letzten Orakelstätten geschlossen und Mysterienkulte |35| abgeschafft wurden, eine weit verbreitete kultische Praxis mit vielen verschiedenen Schattierungen. Das griechische Wort
prophánai
bedeutet »vorhersagen, verkünden«. Für die Griechen und Römer, deren Kulte auf Naturreligionen aufgebaut waren und die keine »Offenbarung« kannten, stellten die Orakelsprüche von Propheten und Prophetinnen einen direkten Kontakt mit ihren Göttern dar. Deshalb waren sie ihnen auch wichtiger, als man das heute manchmal wahrhaben möchte.
Die Propheten in der Bibel sorgten sich vor allem um den religiösen Zusammenhalt des Volkes, das immer wieder geneigt war, sich anderen Kulten anzuschließen, andere Götter außer Jahwe zu verehren – so wie es bei allen anderen Völkern ringsum seit Jahrtausenden üblich war. Dies ist das Hauptthema in den zahlreichen Prophetenbüchern der Bibel von Jeremias über Elias bis Zacharias. Ein Mittel, die Leute bei der Stange zu halten, war die systematische Verteufelung der fremden Kulte. Daher werden deren Götternamen zu Teufelsnamen, zum Beispiel Beelzebub, Moloch oder Mammon.
Schwerter zu Pflugscharen
Die Sehnsucht nach einem ewigen Frieden unter dem Schutz Jahwes drückt der Prophet Jesaja mit den folgenden Worten aus: »Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.« (Jesaja 2,4; auch der Prophet Micha greift diesen Satz später nahezu wortgleich auf: Micha 4,3) Jesaja geißelte damit um 730 v. Chr. die Zustände unter den Nachfolgern der Könige David und Salomo in Jerusalem: »Deine Fürsten sind Abtrünnige und Diebsgesellen, sie nehmen alle gern Geschenke an und trachten nach Gaben. Den Waisen schaffen sie nicht Recht, und der Witwen Sache kommt nicht vor sie.« (Jesaja 1,23) Auch »Assur« (= Babylon) wird bereits als reale Bedrohung empfunden und die Möglichkeit einer Eroberung als »Strafe Gottes« gesehen (Jesaja 5, 25 – 29). Im 6. Jahrhundert kam es dann tatsächlich zur »babylonischen Gefangenschaft« (s. u.).
Mit dem Bild von den »Schwertern zu Pflugscharen« drückt Jesaja |36| seine Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden aus. Es wurde auch zu einem Motto der Friedensbewegung in der DDR.
Babylonische Gefangenschaft
In der Prophetenzeit geriet das politisch schwache Israel unter die Herrschaft des Neubabylonischen Reiches. Babylon verdankte seinen Wiederaufstieg um 600 v. Chr. dem Vater von König Nebukadnezar II. Nach der Festigung der Macht begann man sogleich mit dem Wiederaufbau und Ausbau der Hauptstadt Babylon, vor allem errichtete man gigantische Festungswälle. Nebukadnezar II. (babylonisch
Nabu-kudurri-usur
= Gott Nabu schütze meinen
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