Wo die Wuerfel fallen
Äneas ausgewandert waren und sich am Tiber neu angesiedelt hatten. In Rom waren auch die Astrologie und der Glaube an die Wiedergeburt sehr verbreitet. Gemäß der astrologischen Vorstellung in Varros Zeit betrug die Zeitspanne bis zu einer Wiedergeburt 440 Jahre. Varro zählte also zum Jahr der Eroberung Trojas 440 Jahre dazu (1193 v. Chr.+ 440 = 753 v. Chr.) und legte den Zeitpunkt der Gründung Roms auf 753 v. Chr. fest, da er Rom als Wiedergeburt von Troja sah. Diese Zahl war also rein symbolisch.
Die historisch einigermaßen zuverlässige und tatsächlich praktizierte römische Zeitrechnung ist die Konsularliste, also die Liste der jährlich wechselnden Konsuln seit 510 v. Chr.
Republik
Könige hatte Rom nur in der Zeit von etwa 750 – 510 v. Chr., nachdem die Etrusker die Sumpfsenke am Forum entwässert (
Cloaca maxima
) und die umliegenden Hügeldörfer zu einer Stadtgemeinde organisiert hatten. Aus dieser Zeit sind sieben legendäre Königsnamen überliefert – wie genau die Herrschaft in jener Zeit organisiert war, ist nicht bekannt.
Um 510 v. Chr. nahmen die Römer ihre Verwaltung selbst in die |39| Hand. Sie vertrieben den letzten Etruskerkönig und kümmerten sich fortan selbst um die »öffentlichen Angelegenheiten«, die
res publica
. Die amerikanische und die Französische Revolution knüpften bewusst an diesen Begriff und das damit verbundene Vorbild für eine rationale Herrschaftsform ohne Monarchen und Dynastien an. Der Begriff »Republik« kennzeichnet heute die am weitesten verbreitete Grundordnung moderner Staaten.
Imperium
»Imperium« ist die Amtsgewalt – ursprünglich war es die Befugnis, ein Heer zu führen. Das Wort kommt von lateinisch
imperare
= befehlen. Es bezieht sich also auf die Macht und das Recht, Nachgeordneten Befehle zu erteilen. Die wichtigsten Inhaber dieser Amtsgewalt waren die Konsuln. Jeder Amtsträger strebte danach, seinen Entschluss, den er kraft eigener Amtsgewalt traf, durch
auspicia
(s. u.) bestätigen zu lassen. Dieses abergläubisch anmutende Element wird in der gängigen Geschichtsschreibung völlig übergangen, weil es nicht ins Bild der rational und machtbewusst handelnden Römer passt. Aber es war eine übliche und den Römern wichtige Staatspraxis bis ans Ende des Reiches. Die Auguren waren hoch angesehene und hoch bezahlte Staatsbeamte.
Auguren & Auspizien
Die Auguren waren die Orakelpraktiker der Römer, die aus Vogelflug, Tiereingeweiden und Ähnlichem das Schicksal und die Zukunft zu prophezeien suchten. »Augur« kommt vermutlich von lateinisch
augere
= vermehren. Möglicherweise war damit ein Ernte- oder Fruchtbarkeitsritual gemeint, das ursprünglich aus der etruskischen Staats- und Religionspraxis stammte. Der Augur verfügte über einen Krummstab, den
lituus
, der genauso aussah wie ein Bischofsstab. Damit markierte er unter freiem Himmel einen viereckigen Bezirk, das sogenannte
templum
. Der Begriff »templum« bedeutet »das Eingeschnittene, das Abgesonderte«, womit auch der »heilige Bezirk« gemeint ist. Später bezog sich das Wort dann auf die darauf errichteten Gebäude.
Was auf dem
templum
vor sich ging, deutete der Augur als günstiges oder ungünstiges Vorzeichen. Von besonderer Bedeutung war dabei der Vogelflug. Das lateinische Wort für »Vogel« wurde
auis
|40| (später
avis
) geschrieben;
auis spectare
war also die Vogelschau bzw. das Deuten von Vorzeichen (= Auspizien) aus dem Vogelflug.
Die Italiener sagen noch heute »Auguri«, wenn sie sich Glück wünschen.
Tribut, Volkstribun, Tribunal & Tribüne
Die römische Bürgerschaft war seit alters in Stämme (lateinisch
tribus
= Stamm) und später in (Wohn-)Bezirke eingeteilt, die vor allem die Grundlage für die Besteuerung und die Truppenaushebung bildeten. Dieser »Tribut« der Römer war aber keine monatlich oder jährlich zu entrichtende Einkommens- oder Umsatzsteuer, sondern eine Vermögenssteuer, die nur im Kriegsfalle erhoben wurde.
Ein
tribunus
war ursprünglich ein mit verschiedenen Aspekten der Verwaltung beauftragter Beamter. Als Folge von Auseinandersetzungen zwischen Plebejern und Patriziern setzten die Plebejer sogenannte Volkstribunen (
tribuni plebis
) durch, die die Interessen des Volkes im Senat vertreten sollten. Dies ist der Hintergrund des heute noch geläufigen Verständnisses des Begriffs »Volkstribun«.
Das Tribunenamt wurde im Laufe der Entwicklung in die übliche römische Ämterlaufbahn miteinbezogen. Zum Schluss übernahmen die Kaiser selbst
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