Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
Vom Netzwerk:
die Befugnisse der Tribunen. »Tribunal« bezieht sich auf den erhöhten Amtssitz der Tribunen. Später wurde das Wort auf die ähnlich erhöhten richterlichen Amtssitze und schließlich auf Gerichtsverfahren übertragen. Auch in diesem Sinne, aber noch allgemeiner verwendet man den Begriff »Tribüne«.
    Veto
    Mit dem Einspruch
intercessio
konnte in Rom ein Tribun jede Amtshandlung eines anderen Magistrats, eines anderen Tribuns sowie jeden Volksversammlungs- oder Senatsbeschluss blockieren. Der Begriff »Vetorecht« (von lateinisch
veto
= ich verbiete) stammt aus der polnischen Verfassung von 1791, der ersten modernen Verfassung Europas.
    |41|
Begriffe & Redewendungen aus der römischen Geschichte
    Pyrrhussieg
    Seit etwa 350 v. Chr. hatten die Römer in schweren Kämpfen die umliegenden Stämme unterworfen und somit die Vorherrschaft in Mittelitalien errungen. Um 283 v. Chr. wurden sie von einigen unteritalischen Dörfern – wieder einmal – »zu Hilfe gerufen«. Die Dörfer lagen im Einflussbereich der wohlhabenden griechischen Stadt Tarent, die am »Stiefelabsatz« liegt. 282 v. Chr. überfielen die Römer mit einer Flotte den Hafen von Tarent. Die Tarenter riefen nun ihrerseits den König Pyrrhus von Epirus zu Hilfe. Epirus lag auf der anderen Seite der Adria und entsprach in etwa dem heutigen Albanien. Auf dem Westbalkan war Pyrrhus bereits ein mächtiger Mann. Er folgte dem Hilferuf Tarents und brachte mit seinen Truppen auch zwei Dutzend Kriegselefanten mit. In der ersten Schlacht mit den Römern (280 v. Chr.) versetzte ein verwundeter Elefant die anderen in Panik. Der fast schon sichere Sieg war verloren. Nach der zweiten Schlacht (279 v. Chr.), in der Pyrrhus siegte, waren seine Verluste so hoch, dass er die besiegten Römer um Frieden bat. Er soll gesagt haben: »Noch so ein Sieg, und ich bin verloren.« Die Römer lehnten sein Friedensgesuch allerdings ab. Letztlich konnte Pyrrhus sich in Unteritalien nicht halten. Damit war für die Römer der Weg nach Süditalien frei und somit begann ihr Aufstieg zur Großmacht in Italien. Heute spricht man von einem »Pyrrhussieg«, wenn man sich einen Erfolg zu teuer erkaufen muss.
    Hannibal ante portas!
    Dies war der Schreckensruf der Römer schlechthin. Kaum waren sie mit Pyrrhus fertig geworden, begannen die Punischen Kriege. »Punier« war das römische Wort für »Phönizier«. Das phönizisch-semitische Karthago (phönizisch = Neustadt) war damals die Großmacht im Mittelmeer, nicht etwa die politisch längst bedeutungslos gewordenen Griechen. Karthago wurde 814 v. Chr. von dem semitischen Handelsvolk der Phönizier gegründet, die vom Libanon aus nun die neue Seemacht im Mittelmeer bildeten, vor allem entlang der Küste Nordafrikas und bis nach Spanien. Etwa 600 Jahre später kam es in den Punischen Kriegen zur entscheidenden |42| Auseinandersetzung zwischen Rom und Karthago um die Vorherrschaft im Mittelmeer.
    In der Auseinandersetzung mit Pyrrhus waren Römer und Karthager noch Verbündete gewesen. Wieder kam ein »Hilferuf« – diesmal aus Messina. Als Ergebnis des Ersten Punischen Krieges (264 – 241 v. Chr.) musste Hamilkar Barkas, der Vater von Hannibal, die Inseln Sizilien, Sardinien und Korsika an Rom abtreten.
    Im Zweiten Punischen Krieg (218 – 201 v. Chr.) gelang Hannibal von Spanien her die legendäre Überquerung der Alpen mit den Elefanten, und in der Schlacht von Cannae (216 v. Chr.) vernichtete er ein doppelt so starkes römisches Heer in einer klassischen Umfassungsschlacht. Er wandte sich aber noch nicht gegen Rom selbst, sondern suchte Verbündete in Unteritalien. Als es 212 v. Chr. darum ging, das verbündete Capua zu retten, unternahm Hannibal einen Scheinangriff auf Rom, um die Römer zu erschrecken.
    Darauf bezieht sich der Ausspruch
Hannibal ante portas
(= Hannibal vor den Toren). Er entstand aber keineswegs in dieser Zeit. Denn er stammt aus dem Munde Ciceros (106 – 43 v. Chr.), der kurz vor seinem Tod in mehreren Senatsreden den Verbündeten Cäsars, Marc Anton, massiv angreift. Cicero hatte erkannt, dass Cäsar und Marc Anton darauf aus waren, die Republik abzuschaffen. Deshalb verglich er in einigen berühmten Reden Marc Anton mit dem römischen Erzfeind Hannibal.
    Philippika
    Cicero hat seine berühmten 14 Senatsreden gegen Marc Anton selbst als
philippicae
bezeichnet, in Erinnerung an die Reden des Demosthenes (384 – 322 v. Chr.), eines führenden athenischen Staatsmanns. Demosthenes hatte in den Jahren 351 – 341 die

Weitere Kostenlose Bücher