Wo die Wuerfel fallen
gehalten.
Die Schlüssel des Himmelreichs
Papst Leo der Große (reg. 440 – 461) verkündete die Lehre vom Stuhl Petri, also die Lehre der apostolischen Sukzession (= Nachfolge): »Weide meine Schafe« lautete nach Johannes 21,17 der Auftrag Jesu an den Apostel Petrus, dem er somit die »Schlüssel des Himmelreichs« übergeben hatte (Matthäus 16,19). Deshalb sind auch die beiden Schlüssel seit jeher die wesentlichen Bestandteile des Papstwappens. Wegen der apostolischen Sukzession waren nach Auffassung der katholischen Kirche natürlich nur die Bischöfe von Rom in der Lage, diese Nachfolge ununterbrochen weiterzugeben, denn nur sie saßen auf dem »Stuhl Petri« (
cathedra Petri
), dem »Heiligen Stuhl«. (Deswegen verkündet der Papst übrigens seine Dogmen
ex cathedra
.)
Bete und arbeite – ora et labora
Enttäuscht von dem Lotterleben im alten Rom zog sich der junge Gutsbesitzersohn und Student Benedikt (ca. 480 – 547) aus der umbrischen Kleinstadt Nursia mit einigen Gefährten für drei Jahre in eine Felshöhle in einem schmalen Tal bei Subiaco im Apennin zurück. Im Jahr 529 zog er mit einigen Getreuen auf den Monte Cassino in Kampanien und gründete das Kloster, das zum Mutterhaus des Benediktinerordens und damit zum Ausgangspunkt des westlichen abendländischen Klosterwesens werden sollte. Mit diesen Mönchsgemeinschaften tauchte eine völlig neue Form des kontemplativen, weltabgeschiedenen Lebens in Europa auf. Das kommt bereits in den lateinischen Zentralbegriffen dieser neuen Lebensform zum Ausdruck: »Kloster« und »Klause« kommen von
clausum,
das heißt abgeschlossen, und »Mönch« ist eigentlich der »Einsiedler« (von lateinisch
mono
= einer, allein).
|64| Für die Klostergemeinschaft in Monte Cassino schrieb Benedikt Regeln des Zusammenlebens auf, die
Regula Benedicti
. Ihr Inhalt wird meist in der schlagwortartigen lateinischen Formel
Ora et labora
(= Bete und arbeite) völlig zutreffend zusammengefasst, obwohl sie nicht wörtlich in der
Regula
steht. Was damit gemeint ist, wird klar in dem Sinnspruch
Ora et labora / Deus adest sine mora
(= Gott hilft ohne Verzug): Beim Beten und Arbeiten ist Gott wirklich gegenwärtig.
Die Forderung an die Brüder zu arbeiten war damals vollkommen neu und ohne Beispiel. In der spätantiken und mittelalterlichen Gesellschaft war körperliche Arbeit ausschließlich eine Angelegenheit der Unterschichten und bei der Oberschicht verpönt. Im Mittelalter stammten fast alle Mönche aus der Oberschicht.
Apostel der Deutschen
Der bekannteste Wandermönch und Missionar in Deutschland war ein Angelsachse aus Wessex: Bonifatius (ca. 672 / 675 – 754), der »Apostel der Deutschen« genannt wird. Irland und England waren im frühen Mittelalter Hochburgen der Gelehrsamkeit; hier hatten das Christentum und vor allem die Kenntnis der lateinischen Sprache die Stürme der Völkerwanderung einigermaßen unbeschadet überdauert. Seit ihrem Übertritt zum Katholizismus riefen die fränkischen Könige immer wieder Wandermönche aus diesem »Fernen Westen« zur Missionierung in ihr Reich.
Bonifatius’ angelsächsischer Name lautete Wynfreth (Winfrid). Ab 716 predigte er zunächst vergeblich in Friesland. Als Feinde der benachbarten, mächtigen Franken, deren Oberschicht bereits christianisiert war, wollten die Friesen nichts vom Christentum wissen. 719 erhielt Wynfreth vom Papst in Rom persönlich seinen neuen Ehrennamen Bonifatius (= Wohltäter) zusammen mit dem Auftrag, bei den christlich noch etwas ungefestigten Mainfranken, Thüringern und Baiern zu missionieren. Berühmt ist die Episode, wie Bonifatius bei den von den Franken unterworfenen Chatten in der Nähe des heutigen Geismar in deren Waldheiligtum eine als heilig verehrte Eiche fällte (»Donar-Eiche«). Als der Missionar nach diesem »Frevel« nicht sogleich vom Blitz des Donnergottes erschlagen wurde, |65| glaubten auch die Chatten an den mächtigeren Zauber der Christen. 722 ging Bonifatius nach Rom, wurde zum Bischof geweiht und stellte die Kirche im damaligen Westfrankenreich organisatorisch auf die Beine. So stiftete er die Bistümer Regensburg, Freising, Passau, Salzburg, Würzburg, Eichstätt und Erfurt sowie die Klöster Fritzlar und Fulda. Vor allem hierin liegt seine große historische Bedeutung. Noch im hohen Alter brach er zu einer letzten Mission bei den Friesen auf, wo er erschlagen wurde.
… seit Christi Geburt
Die Zeitrechnung nach der »christlichen Ära« verbreitete sich ab dem 6.
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