Wo die Wuerfel fallen
Richter, zitiert:
Pacta, conventa … servabo
: »Verträgen und Vereinbarungen werde ich gehorchen.«
|61| Salisches Gesetz
Auch bei den germanischen Völkern finden sich in jener Zeit zahlreiche Gesetzeskodifizierungen ihres Gewohnheitsrechts, kaum dass sich ihre Reiche etabliert hatten. Es gibt die
Lex Burgundionum
aus der Zeit um 500 sowie den
Codex Euricianus
des Westgotenkönigs Eurich. Am bekanntesten ist die auf Veranlassung des Frankenkönigs Chlodwig (ca. 466 – 511) ebenfalls um 500 niedergeschriebene
Lex Salica
, das salische Gesetz. Die Salfranken waren eine Untergruppe der Franken, zu der auch der Merowinger Chlodwig gehörte. Neben vielen Regelungen des Alltags finden sich in der
Lex Salica
auch historisch bedeutsame Erbrechtsregelungen, die teilweise heute noch für monarchische Dynastien und Adelshäuser Gültigkeit haben. Eine bekannte Bestimmung ist, dass Söhne zu gleichen Teilen erben. Dies war ein typisch germanischer Rechtsgrundsatz. Er führte zu den vielen Reichsteilungen der Merowinger. Auch das Reich Karls des Großen wurde gemäß dem salischen Gesetz unter seinen drei Söhnen aufgeteilt und später unter deren Söhnen weiter geteilt. Eine der ersten Maßnahmen der ottonischen Könige im 10. Jahrhundert war, das Erbrecht der Krone nur auf den ältesten Sohn übergehen zu lassen (Primogenitur).
In Gottes Namen
Säulenheiliger
Säulenheilige oder sogenannte Styliten (von griechisch
stylos
= Säule) praktizierten eine besondere Form des einsiedlerischen Mönchslebens, vor allem in Syrien. Der berühmteste war Symeon Stylites (ca. 390 – 460), der 47 Jahre unter asketischen Bedingungen auf einer Säule zubrachte und viele Nachahmer fand. Säulenheiliger zu sein war in jener Zeit eine Art Dauer-Event. Die Volksmassen waren von solchen »heiligen Männern« fasziniert, erwarteten Wunder, (göttlichen) Rat und Heilung. Man nahm an, dass sie eine besondere Nähe, wenn nicht gar Gegenwart des Göttlichen besaßen und deshalb ein spürbares spirituelles Erlebnis vermitteln |62| konnten; danach bestand in jener Zeit ein großes inneres Bedürfnis. So kletterte sogar der byzantinische Kaiser Theodosius II. auf einer Leiter zu der drei Meter hoch gelegenen Plattform des Symeon Stylites hinauf.
Das gleiche Phänomen zeigte sich schon bei den Eremiten. So wandte sich der heilige Antonius (ca. 250 – 356) von der Zivilisation ab und brachte sein langes Leben in asketischer Hinwendung zu Gott an verschiedenen Plätzen am Rande der Wüste zu. »Eremit« bedeutet so viel wie »Wüstenbewohner« (altgriechisch
eremos
= Wüste).
Papst
Der Papst ist nicht vom Himmel gefallen. Das Christentum war 313 durch das Toleranzedikt Kaiser Konstantins anerkannt worden und keinen Verfolgungen mehr ausgesetzt. 392 war es durch Kaiser Theodosius schließlich Staatsreligion geworden.
Papst Damasus (reg. 366 – 384) beauftragte nicht nur den Kirchenvater Hieronymus mit der kompletten Bibelübersetzung ins Lateinische (die sogenannte
Vulgata
), sondern er begann auch mit dem Bau des Apostolischen Palastes bei der Lateranskirche in Rom. Im gesamten Mittelalter war S. Giovanni in Laterano die Hauptkirche der Päpste. Sie lag, anders als St. Peter im Vatikan, innerhalb der Stadtmauern. Wer sich einen Palast baut, verfügt über eine gesicherte Macht und hat einen hohen herrscherlichen Anspruch.
Damasus’ unmittelbarer Nachfolger Siricius (reg. 384 – 399) war der Erste, der die Bezeichnung Papst (von lateinisch
papa
= Vater) im Titel führte. Damit betonte Siricius die Vorrangstellung des »Erzvaters«, also des Patriarchen von Rom gegenüber den anderen Patriarchen. Ihren Primat gründeten die Päpste immer auf die Verfügung über die Apostelgräber, vor allem das des heiligen Petrus auf dem Vatikanhügel.
Den Primat des Papsttums gegenüber Ostrom betonte nachdrücklich der aus dem Senatorenadel stammende Papst Gregor der Große (reg. 590 – 604), der Schöpfer des straff verwalteten Kirchenstaates, der festlegte, dass nur der römische Bischof den Titel »Papst« führen darf.
|63| apostolisch
Siricius war auch der erste Papst, der den Begriff »apostolisch« verwendete; gemeint ist damit die einzig legitime Nachfolge der Apostel. Um seinen Machtanspruch zu unterstreichen, übernahm Siricius den Schreibstil der kaiserlichen Hofkanzleien – einen Befehlston, der sich nicht lange mit Begründungen aufhält. Bis dahin hatten sich die römischen Patriarchen eher an einen bittenden und mahnenden Briefstil
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