Wo die Wuerfel fallen
mit der Einnahme Granadas 1492 durch König Ferdinand von Aragón und Kastilien.
Kreuzzüge
Die allmähliche Wiedereroberung Spaniens durch die christlichen Könige hatte schon einen Vorgeschmack auf das Geschehen gegeben, von dem das Abendland rund dreihundert Jahre lang in Atem gehalten werden sollte. Bereits Papst Gregor VII. hatte 1074 einen Kriegszug zur Befreiung des Heiligen Grabes in Jerusalem geplant, war aber dann durch den Investiturstreit zu sehr in Anspruch genommen.
Der erste Papst, der zu einem Kreuzzug aufrief, war Urban II. Auslöser war ein Hilfeersuchen des byzantinischen Kaisers, der seinen Herrschaftsbereich durch die Seldschuken bedroht sah. Diese |70| hatten Syrien sowie das Heilige Land mit Jerusalem erobert, 1071 in der Schlacht von Mantzikert das byzantinische Heer vernichtend geschlagen und große Gebiete in Kleinasien eingenommen. Byzanz hoffte nun auf die Hilfe der »Franken«, wie in der Kreuzzugszeit alle abendländischen Ritter pauschal genannt wurden.
Papst Urban hielt seine Kreuzzugspredigt am 27. November 1095 vor den Toren der Stadt Clermont-Ferrand, weil der Platz vor der Kathedrale nicht ausreichte. Alles war sorgfältig vorbereitet: Urban schilderte dramatisch die Leiden der Christen in dem von Muslimen besetzten Jerusalem sowie die Zerstörung der Grabeskirche und rief auf Altfranzösisch mit dem flammenden Appell »Deus lo vult« (Gott will es) zur Heerfahrt ins Heilige Land auf. Der Wille, »das Kreuz zu nehmen«, um Jerusalem zu befreien, erfasste die Volksmassen und die europäische Ritterschaft bis hinauf zu Kaisern und Königen. Der erste Kreuzzug begann unmittelbar nach dem Aufruf Urbans, und die ersten Kreuzfahrerheere standen schon 1096 sehr zur Überraschung des byzantinischen Kaisers vor den Toren Konstantinopels. Der letzte Kreuzzug endete mit dem Fall der einzigen noch verbliebenen Kreuzfahrerfestung Akkon im Jahr 1291.
Das Kreuz nehmen
Diese Metapher entstammt dem Pilgerwesen. Die Kreuzzüge waren stark von dem Pilgergedanken motiviert, sicher auch von persönlicher Frömmigkeit. Ein Sündenablass wurde in Aussicht gestellt, aber manchen verlockte auch die Aussicht auf reiche Beute oder auf einen Märtyrertod im Heiligen Land, der alle Sünden tilgte. Einige moderne Forscher sehen in den Kreuzzügen auch eine Maßnahme, um dem vagabundierenden Jungadel in Europa, also nicht erbberechtigten Rittersöhnen, die überall die Gegend unsicher machten, eine sinnvolle Aufgabe zu geben.
Malteser & Templer
Im Jahr 1099 wurde auf dem ersten Kreuzzug Jerusalem erobert. In einem dortigen Pilgerspital, das dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht war, wurde im gleichen Jahr der erste Kreuzfahrer-Ritterorden im Heiligen Land gegründet. Seine Aufgaben waren die Krankenpflege und der Waffendienst. Im Lauf der Zeit entwickelten die Hospitaliter oder Johanniter wie auch spätere |71| Ritterorden Aktivitäten in ganz Europa. 1291 mussten sie ihre Zentrale aus dem Heiligen Land zuerst nach Zypern, dann nach Rhodos und 1530 schließlich nach Malta verlegen. Damit wurde der Johanniterorden zum »Malteserorden«, der bis heute in der Krankenpflege tätig ist.
Anders erging es dem sagenumwobenen Templerorden, dem zweiten in Jerusalem gegründeten Ritterorden. Er hat seinen Namen (vollständig: »Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel«) vom Tempelberg in Jerusalem, wo König Balduin den Rittern um 1120 einen Flügel seines Palastes anwies. An dieser Stelle befindet sich heute die al-Aqsa-Moschee. Aufgabe der Templer war anfangs der Schutz des Heiligen Grabes und der Pilger. Seit 1291 hatten die Templer ihren Hauptsitz auf Zypern und ein weit gespanntes Netz von Stützpunkten in ganz Europa. Ortsbezeichnungen wie
Temple
in Paris oder
Tempelhof
in Berlin erinnern daran. Der Orden wurde sehr reich und mächtig. Aus nie ganz geklärten Gründen, wahrscheinlich aber aus Habgier bezichtigte der französische König Philipp IV. im Zusammenwirken mit Papst Clemens V., auf den er erheblichen Druck ausübte, die französischen Templer der Ketzerei und unsittlicher Bräuche und ließ sie 1307 verhaften. Jahrelang wurde ihnen der Prozess gemacht. Der letzte Großmeister des Templerordens, Jacques de Molay, starb 1313 auf dem Scheiterhaufen in Paris.
Der wahre Jakob
Die Stadt – damals eher ein Städtchen – Santiago de Compostela erhielt ihren Namen 1095 durch Papst Urban II., also im Jahr seiner großen Kreuzzugspredigt (s. o.).
Sant Jago
= Sanctus Iacobus = der heilige
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