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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Jakob. »Compostela« soll der Legende nach auf lateinisch
campus stellae
(= Feld der Sterne) zurückgehen, eine Lichterscheinung bei der Auffindung des Jakobsgrabes. Richtiger dürfte sein, dass sich der Name auf einen schon in römischer Zeit an dieser Stelle angelegten Friedhof bezieht.
    Der heilige Jakob ist der Apostel Jakob, einer der erstberufenen Jünger. Am See Genezareth sagte Jesus zu Petrus, Andreas, Jakob und dessen Bruder Johannes: »Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen« (Matthäus 4,18 – 22). Nach der Apostelgeschichte wurde Jakob unter Herodes Agrippa um 44 hingerichtet. |72| Wie Jakob bzw. seine Gebeine an diesen entlegenen nordwestlichen Zipfel Spaniens kamen, berichtet die Legende: Nach Christi Tod sei er nach Spanien gegangen, um dort zu missionieren. Nach seiner Rückkehr ins Heilige Land habe er den Märtyrertod erlitten. Seine Gefährten sollen seinen Leichnam in einem Boot auf dem Meer ausgesetzt haben. Von Engeln geleitet sei das Boot dann an die Nordwestküste Spaniens getrieben, damit der Heilige in seinem Missionsland begraben werden konnte.

Kirche & Ketzer
    Ketzer
    In den mit großer Grausamkeit geführten Katharerkriegen oder auch »Albigenserkreuzzügen« (1209 – 1229) wurden vor allem die Katharer (griechisch
katharos
= die Reinen) mithilfe der französischen Könige in Südfrankreich nachhaltig verfolgt. In katharischen Orten wie Béziers wurde die gesamte Bevölkerung massakriert (1209). Zentrum der Katharerbewegung war die südfranzösische Stadt Albi, deswegen spricht man auch von Albigensern. Sprachgeschichtlich kann man die Katharer als den Inbegriff aller Ketzer sehen, denn das Wort »Ketzer« selbst ist aus »Katharer« hervorgegangen.
    Der Katharerglaube war ein asketisches, ethisch strenges, an den Puritanismus erinnerndes Christentum. Eines seiner Hauptcharakteristika war die Aufnahme in die katharische Kirche durch Handauflegen, die sogenannte Geisttaufe. Im Anschluss oder in Abwandlung von gnostischen Vorstellungen wollten die Katharer in einer vom Teufel verführten »bösen« Welt durch Reinheit und gutes Verhalten das Gottesreich gewinnen.
    Inquisition
    Mit der Bestrafung der Ketzer beschäftigte sich die Inquisition – was Historienfilme und -romane heute gerne thematisieren und gruselig ins Bild setzen.
    Bei der Inquisition ging es um die
inquisitio haereticorum
, die |73| »Untersuchung der Häretiker«, das heißt der Abweichler. 1199 hatte Papst Innozenz III. die bischöflichen Inquisitionsgerichte erneuert, deren Prozessordnung dann auf dem 4. Laterankonzil 1215 festgelegt wurde. Die Beschuldigten hatten durchaus Rechte in dem Verfahren, das vor allem auf Verhör und Zeugenbefragungen beruhte. Es gab auch »Freisprüche«, falls die häretische Gesinnung des Beschuldigten nicht erwiesen werden konnte, und viele Strafen bestanden in Bußübungen oder Kerkerhaft. Man war nicht darauf aus, die Ketzer unbedingt auf den Scheiterhaufen zu bringen.
    Die Inquisitionsprozesse waren sogar insofern »fortschrittlich«, als es sich um rechtsförmliche Verfahren handelte, über die Protokolle erstellt wurden. Außerdem ermittelte die Inquisition »von Amts wegen«, also nicht auf Privatklage hin. Insofern ist auch der heutige Strafprozess ein Inquisitionsprozess, wie überhaupt das moderne Strafrechtsverfahren dem Inquisitionsverfahren viel verdankt. Unterschiede bestehen natürlich darin, dass heute Glaubensfragen kein Gegenstand von Strafprozessen mehr sind, die Verfahren öffentlich und nicht geheim sind und keine Folter angewendet wird. Aber auch im Inquisitionsprozess wurde die Folter erst 1352 durch Papst Innozenz VI. genehmigt, war also nicht von Anfang an Teil des Verfahrens.
    Auf dem Scheiterhaufen verbrennen
    Die Mitwirkung des »weltlichen Arms« bei der Ketzerverfolgung hatte der junge Kaiser Friedrich II. schon 1220 genehmigt und 1224 die Verbrennung als Todesstrafe für hartnäckige Ketzer verfügt. Die Kirche übernahm dies in die Ketzerdekrete von 1231. Begründet wurde diese Form der Todesstrafe damit, dass auf diese Weise wenigstens die Seele des Verurteilten durch die Fürbitten der Kirche gerettet werden könne (nach 1 Korinther 5,5). Die besonders krassen Autodafés in Spanien wurden erst um 1480 eingeführt. Die Scheiterhaufenverbrennungen waren eine Mischung aus Schauprozess und Volksfest.
    Jeanne d’Arc, die »Jungfrau von Orléans«
    Wie das schlichte, des Lesens und Schreibens unkundige Bauernmädchen aus Lothringen in der

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