Wo die Wuerfel fallen
Zum »deutschen Nationalepos« wurde es erst im 19. Jahrhundert durch die Mittelalterbegeisterung der Romantiker.
Minnesang
In die Epoche der staufischen Kaiser (12./13. Jahrhundert) fällt die Blütezeit des Minnesangs, Ausdruck einer verfeinerten höfischen Kultur, in deren Mittelpunkt das Idealbild des edlen Ritters stand. Der kulturelle Aufschwung zu einer ersten Dichtung in deutscher Sprache war für das literaturlastige 19. Jahrhundert mit ein Grund, die staufische Epoche als »Glanzzeit des deutschen Mittelalters« zu sehen, da man sich vorstellte, die Staufer hätten über so etwas wie einen Nationalstaat geherrscht.
Die Dichtungen wurden durch fahrende Sänger, oft die Dichter selbst, vorgetragen. In der »hohen Minne« wurde in Gedichten und Epen die adelige Dame, die »hohe Frau« angehimmelt, die ansonsten »unerreichbar« blieb, sei es auch aus dem einfachen Grund, dass sie in der Regel bereits verheiratet war. Das Wort »Minne« ist verwandt mit lateinisch
mens
und englisch
mind
und bedeutet eigentlich »Gedenken, Erinnerung« im Sinne einer freundlichen inneren Zuwendung. Das Wort »Liebe« war damals nicht in Gebrauch. »Minnen« wurde aber im Laufe der Zeit immer stärker mit der »niederen Minne«, der konkreten, durchaus körperlich ausgelebten Leidenschaft, in Verbindung gebracht und etwa ab der Renaissancezeit nur noch als anstößig empfunden. Von da an sprach man eher von »lieben«, das mit »loben« zusammenhängt und somit eine der »hohen Minne« ganz ähnliche Art des »Frauenlobs« ausdrückt.
Troubadour
Der Minnesang hat sich aus der Troubadour-Lyrik entwickelt, die um 1100 in Südfrankreich, dem Gebiet der Langue |77| d’Oc, der okzitanischen Sprache, entstand. Der Troubadour (okzitanisch
trobador
) ist der »Liederfinder« – von altfranzösisch
trobar
= finden. Der aquitanische Herzog Wilhelm IX. (1071 – 1127) gilt als »der erste Troubadour«.
Russland & der Osten
Goldene Horde
»Horde« ist das einzige mongolische Wort, das sich in unserer Sprache eingebürgert hat, nimmt aber erst sehr spät, in der Landsknechtszeit, den abwertenden Sinn von »ungeordneter (Soldaten-)Haufen« an. Bei den Mongolen bezeichnete es den Herrscherpalast des Khans. Da die Mongolen und benachbarte turksprachliche Völker, die das Wort übernahmen, nomadische Reitervölker waren, muss man sich diesen »Palast« aber eher wie ein üppiges Feldlager vorstellen. »Goldene Horde« bezog sich ganz konkret auf das Hauptlager Batu Khans im Mündungsgebiet der Wolga. Batu Khan war ein Enkel Dschingis Khans (ca. 1160 – 1227), durch den die Mongolen weltgeschichtliche Bedeutung erlangten. Er begründete das flächenmäßig größte Reich, das es je gab; es reichte von China über ganz Innerasien bis nach Moskau und Kiew und bestand nach dem Tod von Dschingis Khan (= Ozeangleicher Herrscher) aus mehreren Teilreichen.
Die Bezeichnung »Goldene Horde« als Synonym für die Mongolen allgemein breitete sich über das Russische in allen europäischen Sprachen aus. Es gab auch weitere Teilreiche oder Nachfolgereiche, die u. a. »Blaue Horde« oder »Weiße Horde« hießen. Die Goldene Horde stand 1241 / 42 auch vor Breslau, Krakau und Wien.
Tatarenjoch
Die Herrschaft der Mongolen in Russland (Eroberung 1237 – 1240) ist später gleichbedeutend mit »Schreckensherrschaft« geworden. Tatar ist der Name eines mongolischen Stammes;
Ta-ta
wurde ein chinesisches Wort für die Mongolen generell und deswegen ist die korrekte Rechtschreibung auch Tataren und nicht |78| »Tartaren«. Diese Verballhornung entstand erst im Mittelalter durch die volksetymologische Herleitung des Wortes von lateinisch
tartaros
= Unterwelt, Hölle. Die Russen empfanden die annähernd zwei Jahrhunderte der mongolischen Oberhoheit als bittere Fremdherrschaft, eben als »Tatarenjoch«. Die Mongolen verlangten von den russischen Fürsten das Übliche: Steuern, Tribute, Truppen. Die russischen Fürstentümer wurden von den Mongolen in kleine Herrschaften zerspalten. Parierten sie nicht, wurden sie von kriegerischen Horden gezüchtigt. In jener Zeit verlor Russland den kulturellen Anschluss an den Westen. Der mühsame Rückeroberungsprozess verschiedener russischer Fürstentümer von 1380 bis 1480 etablierte erstmals Moskau als Zentrum Russlands.
Das Dritte Rom
Der Moskowiter Großfürst Iwan III. heiratete 1472 Zoë, eine Nichte des letzten byzantinischen Kaisers. Konstantinopel war bereits 1453 von den Osmanen erobert worden und damit war
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