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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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das byzantinisch-oströmische Reich untergegangen. Iwan sah sich bewusst als dessen Rechtsnachfolger und übernahm die autokratische Herrschaftsform. Die orthodoxe Kirche begrüßte ihn als Stellvertreter Gottes auf Erden (wie früher die byzantinischen Kaiser). Daher ist in diesem Zusammenhang von Moskau die Rede als dem »Dritten Rom«.
    Tatarennachricht
    Die Redewendung von der »Tatarennachricht« stammt aus dem 19. Jahrhundert. Sie bezieht sich auf eine sich rasch verbreitende Falschmeldung über den angeblichen Fall der osmanischen Festung Sewastopol im Jahre 1853 während des Krimkrieges (1853 – 1856) zwischen dem Osmanischen Reich, Russland und den mit ihm verbündeten europäischen Großmächten. Die Nachricht war von einem berittenen Boten, einem Tataren, überbracht worden. Nach der Zurückdrängung der Goldenen Horde hatten sich tatarische Bevölkerungsgruppen in Russland unter anderem auf der Krim behauptet.

|79| Städte & Hanse
    Hanse
    Im mittelalterlichen Handelsverkehr bezog sich das althochdeutsche Wort
hansa
(= Bund, Schar) auf einen Zusammenschluss von Kaufleuten im Ausland, also etwa der kölnischen Kaufleute in London, der lübischen oder hamburgischen in Brügge. Kaufmännische Hansebünde sind seit ca. 1160 institutionell fassbar. Aus den anfänglichen Fahrgemeinschaften, zu denen man sich für die Handelsreise zusammentat, wurden dann Schutzgemeinschaften vor Ort.
    Als Beginn der Kaufmannshanse wird der Erwerb des später sogenannten Stalhofes in London am Nordufer der Themse als Stapelplatz, Versammlungsort und Gildehaus (
Guildhall
) genannt, der den reisenden Kaufleuten auch als »Hotel«, also als Unterkunft diente. Hauptexportgut der Kölner nach London war zunächst Wein. Während der Blütezeit der Hanse im 14. und 15. Jahrhundert gehörten ihr mehr als 100 Städte an. Hamburg, Lübeck und Bremen führen bis heute den offiziellen Namen »Hansestadt«.
    zünftig
    Den anschaulichsten Begriff von der mittelalterlichen Zunftherrlichkeit kann man sich beim jährlichen Sechseläuten-Umzug in Zürich, einem Frühlingsfest, machen sowie im dritten Akt der Oper
Die Meistersinger von Nürnberg
von Richard Wagner. Neben den Kaufleuten organisierten sich auch die Handwerker in Vereinigungen oder »Verschwörungen«, die den Schutz ihres jeweiligen Berufsstandes zum Ziel hatten. Alles wurde geregelt: Ausbildung (Lehrling, Geselle, Meister), Arbeitszeiten und Produktion – etwa wie schwer die Brötchen sein mussten und was sie kosten durften. Dies ist auch die Bedeutung des Wortes »Zunft« und »zünftig«. Es ist verwandt mit »ziemen« = alles, was sich ziemt, was den Regeln entspricht. Dementsprechend ist heute noch in Bayern eine »zünftige Maß« ein nach allen Regeln der Kunst eingeschenkter Krug Bier.
    Gilde
    Die Zünfte, auch »Gilden« (in Köln »Gaffel«) genannt, hatten in den Städten, zu deren Aufstieg sie wesentlich beitrugen, oftmals |80| beträchtlichen politischen Einfluss. Eine liberale Wirtschaftsordnung beförderten sie mit all ihrem Regelwerk aber nicht. Vor allem beschränkten die Zunftregeln den Zugang zu dem jeweiligen Gewerbe oder Handwerk und damit die Berufsfreiheit. Deshalb wurden die Zünfte oder Gilden im 19. Jahrhundert durch die Einführung der Gewerbefreiheit abgeschafft.
    Das erste Bauwerk der Gotik: St. Denis
    Nur ganz selten kommt es in der Architektur vor, dass wie hier mit dem Aufstreben in die Vertikale und der Durchfensterung der Wände etwas vollkommen Neues entsteht. Das Wort »Gotik«, das heute jedem dazu einfällt, stammt aber erst aus dem 19. Jahrhundert: Die Romantiker hatten die charakteristische mittelalterliche Bauweise mit hochstrebenden Pfeilern und spitzbogigen Fenstern auf die Goten zurückgeführt.
    Abt Suger (um 1081 – 1151) verwirklichte den neuen Stil zuerst im Chorneubau der Klosterkirche von St. Denis nördlich von Paris. St. Denis ist die Grablege fast aller französischen Könige. Baubeginn war 1137, Chorweihe am 11. Juni 1144. Diese Architektur konnte nur möglich werden, weil Suger genaue mathematische Berechnungen durchgeführt hatte. In der Folgezeit entbrannte in den Städten geradezu ein Wettstreit um den höchsten oder größten Kirchenbau. Die gotischen Kathedralbauten sind der sichtbare Ausdruck des Aufblühens der Städte im Hochmittelalter.

Universitäten & Gelehrte
    Stipendium
    Seitdem die Dom- und Kathedralschulen in den Städten die höhere Bildung von den Klosterschulen übernommen hatten, strömten die Scholaren

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