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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Anwesenheit Kaiser Karls V. verlesen. Die protestantischen Reichsstände bekannten sich dazu. Es dauerte aber nun noch einmal 15 Jahre, die vom Schmalkaldischen Krieg und Fürstenaufstand gegen Karl V. gekennzeichnet waren, bis zum Augsburger Religionsfrieden 1555, der die politischen Auseinandersetzungen um die Reformation in Deutschland abschloss.
    Vor allem für Deutschland ist der Augsburger Religionsfrieden so bedeutend, weil er die Religionsfreiheit sozusagen als Verfassungsprinzip erstmalig festlegte: 1. Die protestantischen Reichsstände wurden als gleichberechtigt anerkannt und man schloss untereinander Frieden. 2. Den Reichsständen und Reichsrittern wurde das Recht garantiert, sich einer der beiden Konfessionen anzuschließen und ihren Untertanen die Annahme des gleichen Bekenntnisses vorzuschreiben (»Cuius regio, eius religio«). 3. Die Untertanen eines weltlichen Fürsten, die das von ihm gebotene Bekenntnis nicht annehmen wollten, erhielten das Recht der Auswanderung (
ius emigrationis
), was sich in der Praxis allerdings eher als Ausweisungsbefugnis der Obrigkeit erwies. Hier liegt auch der historische Ursprung des Wortes »Emigranten«.
    Religionskrieg
    Der erste Religionskrieg in Europa war der Schmalkaldische Krieg (1546 – 1547). Die protestantischen Fürsten und Reichsstädte wollten sich dem Vollzug des Wormser Edikts von 1521 nicht unterwerfen. Außerdem gab es noch andere Gründe, Kaiser Karl V. gegenüber Vorbehalte zu haben – erstens, weil er die beherrschende Figur der katholischen Gegenreformation war und den Protestanten gegenüber sehr feindselig auftrat, und zweitens, weil er versuchte, seinen Sohn, den spanischen König Philipp II., zu seinem Nachfolger als Kaiser zu machen. Der Landgraf von Hessen, Philipp der Großmütige, und der Kurfürst Johann von Sachsen schlossen sich daher mit anderen protestantischen Reichsständen in der Stadt Schmalkalden zu einem Bund zusammen und stellten |114| ein gemeinsames Heer auf. 1546 und 1547 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den kaiserlichen Truppen, die allerdings die Oberhand behielten. Ein Grund für die Schwäche der Protestanten waren unter anderem interne Zwistigkeiten. Ein berühmtes Reiterporträt Tizians (heute in der Alten Pinakothek, München) zeigt Karl als Sieger in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe (24. 4. 1547), die das Ende des Schmalkaldischen Krieges besiegelte.
    Gegenreformation
    Nach der Reformation waren zum Zeitpunkt des Augsburger Religionsfriedens 1555 im Reich nur noch zehn Prozent der Bevölkerung katholisch. Auch die habsburgischen Länder Ungarn, Böhmen, Mähren, Schlesien sowie fast alle habsburgischen Stammlande in Österreich bis auf Tirol waren mehrheitlich protestantisch geworden. Dabei wäre es ohne die erfolgreiche Gegenreformation wohl auch geblieben. Besonders wirksam für die Gegenreformation, die ihren Höhepunkt im Dreißigjährigen Krieg erreichte, waren die Jesuiten und die Kapuziner und unter den Fürsten das Haus Habsburg, die Wittelsbacher in Bayern sowie die geistlichen Fürstentümer (Fulda, Würzburg, Mainz, Köln, Trier). In Frankreich bewirkte die Gegenreformation 1685 die Aufhebung des Toleranzedikts von Nantes von 1598 durch Ludwig XIV., was zur Vertreibung der Hugenotten führte, die über ganz Europa zerstreut wurden, vor allem nach Holland und Preußen.
    Ein leuchtendes Bild der Macht und geistigen Kraft der Gegenreformation geben vor allem in Süddeutschland und Österreich die zahlreichen prächtigen, als Gesamtkunstwerke konzipierten Barockkirchen und -klöster, die nicht nur künstlerisch hochbedeutend sind, sondern auch eindrucksvoll die propagandistischen Fähigkeiten ihrer Stifter und Erbauer widerspiegeln. Als Gegenpol zur eher spartanischen, bilderfeindlichen Gestaltung der protestantischen Gotteshäuser sollten die Barockkirchen mit ihrem überbordenden goldglänzenden Dekor die Gläubigen nachhaltig beeindrucken und den Triumph der erneuerten katholischen Kirche verkünden.

    |115| Kadavergehorsam
    In den Ordensregeln für die »Societas Jesu«, den Jesuitenorden, schrieb ihr Gründer Ignatius von Loyola den unbedingten Gehorsam gegenüber Gott, dem Papst und den Vorgesetzten vor: »Wir sollen uns dessen bewusst sein, dass ein jeder von denen, die im Gehorsam leben, sich von der göttlichen Vorsehung mittels der Oberen führen und leiten lassen muss, als sei er ein toter Körper, der sich wohin auch immer bringen und auf welche Weise auch immer behandeln

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