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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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lässt.« Davon leitet sich der Begriff Kadavergehorsam für bedingungslose Ergebenheit her. Der baskische Adelsspross Iñigo de Loyola (1491 – 1556) war zunächst Offizier und hatte, durch eine Kanonenkugel schwer verwundet, bei der Genesung auf dem elterlichen Schloss ein religiöses Erweckungserlebnis. Zum Zeichen seiner inneren Umkehr legte er am Altar einer Klosterkirche seine Waffen nieder, führte fortan ein frommes, asketisches Leben und vertiefte seinen Glauben mit strengen Bußübungen, bei denen auch die Geißel zum Einsatz kam.
    Ignatius von Loyola gründete den Jesuitenorden 1534.Die Jesuiten sehen sich als Elitesoldaten Christi. Sie sind bis heute dem Papst direkt unterstellt. Ihre Aufgabe sehen sie in der Verbreitung des katholischen Glaubens, in Erziehung und Mission. Sie gründeten viele Gymnasien und Hochschulen, aus denen manche unserer heutigen Universitäten hervorgingen. Ihr Ordensgeneral gilt als »Schwarzer Papst« (die Jesuiten tragen schwarze Kutten).
    Propaganda
    Lateinisch
propagare
ist eigentlich ein biologischer Fachausdruck und meint die »Weiterverbreitung des Samens«; auch das im Gartenbau gebräuchliche deutsche Wort »pfropfen« kommt daher. Nach dem für die innere Reform der Kirche und die Gegenreformation entscheidenden Konzil von Trient (1545 – 1563) gründete Papst Gregor XV. im Jahre 1622 die »Congregatio de propaganda fide« (= Kongregation zur Verbreitung des Glaubens) als päpstliche Behörde. Durch sie sollten die katholischen Glaubensinhalte und -formen besser kommuniziert werden. Die Kongregation wurde der Kürze halber »Propaganda« genannt. Dieser Begriff verselbstständigte sich im Zusammenhang mit der Französischen Revolution 1789 im Sinne der propagandistischen Beeinflussung der Massen |116| zur Verbreitung politischer Ideen. Die päpstliche Behörde besteht nach wie vor.

Königsworte & Königshöfe
    Der Staat bin ich – L’état c’est moi
    Die angeblich vor dem Parlament am 13. April 1655 ausgesprochenen Worte des französischen Königs Ludwig XIV., »L’état c’est moi« – »Der Staat bin ich«, sind wahrscheinlich so nie gefallen, aber sie charakterisieren Ludwigs Herrschaftsstil so treffend, dass sie zu Recht immer wieder mit ihm in Verbindung gebracht werden.
    Nie saß ein Herrscher so lange auf dem Thron wie der 1638 geborene Ludwig XIV. 1643 wurde er im Alter von vier Jahren nach dem Tod seines Vaters inthronisiert. Die Regentschaft führte seine Mutter Anna zusammen mit dem Kardinal und »Ersten Minister« Jules Mazarin (1602 – 1661). Nach dessen Tod verkündete der 2 3-jährige Ludwig dem Staatsrat, dass er keinen Premierminister mehr ernennen werde, und übernahm allein die Regierung. In seiner 72jährigen Herrschaft verkörperte Ludwig wie kein anderer den auf die Person des Monarchen zugeschnittenen absolutistischen Staat. Sein Regierungsstil, der Baustil, die Hofkultur in Versailles bis hin zur aristokratischen Mode wurden von den Fürstenhöfen in ganz Europa nachgeahmt.
    Absolutismus
    Dank der zentralistischen Politik der Kardinäle Richelieu und Mazarin, hatte Ludwig einen innerlich weitgehend gefestigten Staat übernommen. Frankreich war außerdem 1648 als Sieger aus dem Dreißigjährigen Krieg hervorgegangen.
    Die Idee, das Gemeinwesen als Staat, als eine einheitliche Korporation und Nation zu denken, die in feste Grenzen eingebunden ist, war etwa hundert Jahre zuvor in den italienischen Fürstenstaaten der Spätrenaissance eher praktiziert als theoretisch erörtert worden. Dazu zählte etwa das von den Medici regierte Großherzogtum |117| Toskana und der schon damals »modern«, das heißt durch eine Bürokratie verwaltete Kirchenstaat, der auch nichts weiter als eine Monarchie war. Auch italienische Renaissancefürsten hatten sich in ihren Kleinstaaten schon wie absolutistische Monarchen geriert. Sie orientierten sich im Minimaßstab am römischen Kaisertum. In der Imperatorenzeit liegt auch der Ursprung für den politischen Begriff des Absolutismus. Bereits der bedeutende römische Politiker und Rechtsdenker Ulpian (ca. 170 – 223) hatte formuliert: »Der Kaiser ist den Gesetzen nicht unterworfen« (
princeps legibus solutus)
. Wohlgemerkt: nicht den Gesetzen, wohl aber dem Recht. Als Freibrief für Willkür war das nicht gedacht. Nach diesem Konzept strebten auch die Landesfürsten und Landesherren in allen anderen Staaten der Epoche. Wo der Wille des Herrschers demzufolge Gesetz ist, liegt die große Gefahr dieser

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