Wo die Wuerfel fallen
spätmittelalterliches Festungsbauwerk (ähnlich im Deutschen: Bastion; von französisch
bâtir
= bauen) am Ostrand von Paris, 1369 – 1383 als Bollwerk gegen die Engländer im Hundertjährigen Krieg errichtet, war eine trutzige, zinnenbewehrte Anlage. Sie diente schon seit 1397 als Gefängnis. Voltaire und der Marquis de Sade hatten zu den prominenteren unfreiwilligen Staatspensionären gehört. Die Bastille galt als Symbol des Ancien Régime, der mittlerweile verhassten absolutistischen Königsherrschaft, auch wenn sie unter Ludwig XVI. kaum noch als Kerker genutzt wurde.
Wegen einer massiven Teuerungswelle, insbesondere der enorm gestiegenen Brotpreise, hatten erzürnte Pariser Bürger am 10. Juli 1789 die königlichen Maut- oder Zollhäuser rund um Paris in Brand gesteckt. Einen Tag später, am 11. Juli, entließ der König Finanzminister Jacques Necker, der maßgeblich an der Einberufung der Generalstände mitgewirkt hatte und dem Hof daher als Anführer der Revolution galt. Gleichzeitig zog Ludwig als Drohgebärde gegenüber der Nationalversammlung Truppen in Versailles zusammen. Die beiden Nachrichten erreichten am 12. Juli Paris und heizten die ohnehin gereizte Stimmung weiter an. Am 14. Juli 1789 stürmten die aufgebrachten Massen das Zeughaus und zogen mit den erbeuteten Waffen zur Bastille. Sie zwangen den Kommandeur nach blutigen Kämpfen zur Kapitulation und befreiten die dort befindliche Handvoll Gefangene. Bereits zwei Tage später begann der Abriss der Bastille. Heute erinnert nur noch der Name des Platzes, wo sie stand, sowie die dazugehörige Metro-Station an sie. Der 14. Juli ist seit 1880 offiziell der französische Nationalfeiertag.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – Liberté, egalité, fraternité
Die drei Begriffe waren als emphatische Schlagworte der Aufklärung und der Freimaurerei schon seit der Zeit um 1700 geläufig. Sie wurden während der Revolutionszeit oft gebraucht, waren aber nie ein offizielles Motto der Revolution. Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Begriffsdreiklang unter Napoleon III. (1808 – 1873) und während der Dritten Republik (1871 – 1940) propagiert. Im 20. Jahrhundert erlangten die Worte den Rang |135| eines Staatsmottos, das in der Verfassung der Fünften Republik (seit 1958) verankert wurde.
Allons enfants de la patrie
»Allons enfants de la patrie, le jour de gloire est arrivé« (Auf, Kinder des Vaterlandes, der Tag des Ruhms ist angebrochen) lautet die erste Zeile der Marseillaise. Sie wurde von dem französischen Offizier Claude-Joseph Rouget de Lisle als Marschlied »für die Armee am Rhein« komponiert. Im Juli 1792 marschierten Nationalgardisten aus ganz Frankreich nach Paris zur Feier des dritten Jahrestages des Sturms auf die Bastille. Die Kämpfer aus Marseille sangen bei ihrem Einmarsch in die Stadt das Marschlied von Rouget de Lisle. Es wurde rasch weiterverbreitet. Von Anfang an gab es verschiedene Versionen. Die Marseillaise wurde 1879 zur französischen Nationalhymne erklärt, die nach einer melodischen Neubearbeitung seit 1887 in ihrer heutigen Form existiert.
Die Revolution frisst ihre Kinder
Pierre V. Vergniaud (1753 – 1793) war einer der Führer der gemäßigten Girondisten, also eine Art Fraktionsführer im französischen Nationalkonvent 1792. Seit Anfang des Jahres 1793 geriet er wegen eher unbedeutender politischer Fragen in schärfsten Gegensatz zu Robespierre und Marat, den Anführern der radikalen Jakobiner. Robespierre versuchte die Vorherrschaft im Nationalkonvent zu gewinnen. Das gelang ihm erst, als er am 2. Juni 1793 mit 80 000 Sansculotten und 150 Geschützen den Tuilerien-Palast am Louvre umstellte, wo der Nationalkonvent tagte. Die protestierenden Girondisten wurden ausgeschlossen und in der Folge verhaftet. Auch Vergniaud wurde unverzüglich unter Hausarrest gestellt und am 30. Oktober 1793 zusammen mit weiteren führenden Girondisten in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am folgenden Tag vollstreckt. Auf dem Schafott sprach Vergniaud seine berühmten letzten Worte: »Die Revolution, wie Saturn, frisst ihre Kinder.« Mit ihm wurden innerhalb von vierzig Minuten 21 weitere Girondisten hingerichtet.
|136| Terror
Der von Maximilien de Robespierre geleitete Wohlfahrtsausschuss (1793 – 1794) war das erste Schreckensregime der Neuzeit, das systematisch ideologische und politische Ziele mit brutalsten Gewaltmethoden, mit Terror (französisch
terreur
= Schrecken)
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