Wo die Wuerfel fallen
modernen organischen Chemie. Als Erster erkannte er, dass bei der Verbrennung Sauerstoff verbraucht wird und dass Wasser aus Wasserstoff und Sauerstoff besteht. Außerdem führte er die beiden Begriffe »Sauerstoff« (französisch
oxygène
) und »Wasserstoff« (französisch
hydrogèn
e) und viele andere in die Wissenschaftssprache ein. Damals herrschte in der Chemie noch ein Durcheinander von Begriffen, die zum Teil noch aus der Alchemistenzeit stammten. Das Werk Lavoisiers stieß in den damaligen Fachkreisen auf viel Widerspruch, doch schließlich erkannten selbst skeptische Kollegen die zwingende Logik der Erkenntnisse und der Nomenklatur Lavoisiers. Damit hatte sich die von ihm ausgelöste sogenannte chemische Revolution durchgesetzt.
Barock & Weimarer Klassik
Barock
Das englische Wort
rock
bedeutet Fels. Eine
barocca
ist im Portugiesischen, woher das Wort stammt, ein Steinchen. Das Wort war seit der Renaissancezeit im Französischen ein Fachbegriff bei Goldschmieden für unregelmäßig geformte Perlen. Dafür gab es sogar eine deutsche Entsprechung, die sogenannte Brockenperle. Im |127| 18. Jahrhundert war »brocken«, »baroken« oder »barokisch« ein durchaus gängiger Begriff für »verschroben, übertrieben, schwülstig«. Im Klassizismus, der sich am antikisch geraden Formenkanon orientierte, wurde Barock als Stilbezeichnung in der bildenden Kunst in abwertendem Sinn gebraucht. Auch der Baseler Kunsthistoriker Jacob Burckhardt (1818 – 1879) sah den Barock zunächst noch als Verfall der Renaissance, später aber als ihre produktive Fortsetzung. Zum Epochenbegriff wurde »Barock« erst im 20. Jahrhundert. Er umfasst hauptsächlich das 17. und beginnende 18. Jahrhundert, also die Zeit der Gegenreformation, des Absolutismus und der beginnenden Aufklärung.
Rokoko und Klassizismus
Schon Goethes Vater hatte eine Bildungsreise nach Italien unternommen. Im Haus am Hirschgraben hingen die Wände voll mit Veduten »klassischer« Landschaften und Bauwerke und so war Goethe von Kindesbeinen an geprägt vom klassizistischen Geschmack und ließ kaum mehr etwas anderes gelten. Zustimmend berichtet er in seiner Autobiografie
Dichtung und Wahrheit
von einem Besuch während seiner Studentenzeit in Leipzig bei dem damaligen Direktor der Dresdner Gemäldesammlung, den er als »abgesagten Feind des Muschelwesens« charakterisiert. Mit dem »Muschelwesen« ist die unmittelbar voraufgegangene Kunstepoche des Rokoko gemeint, stammt doch dieses Wort von französisch
rocaille
= Muschel. Die muschelförmigen Verzierungen sind eine ornamentale Leitform in der Zeit ab 1730, vor allem als Stuck oder auf Möbeln. Dem nachfolgenden Klassizismus waren sie verhasst. Insgesamt kann man die Rokokokunst als eine eher intime Kunst bezeichnen im Vergleich zu dem äußerst »repräsentativen« Barock. Und sie ist sehr vergeistigt. Inbegriffe der Rokokokunst sind der Maler Watteau und Mozart.
Edle Einfalt, stille Größe
Im deutschsprachigen Raum hat der Klassizismus einen wenn nicht direkten Namengeber, so doch geistigen Begründer: Johann Joachim Winckelmann (1717 – 1768), der mit seinem Werk
Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst
, das 1755 erschien, eine ganze |128| Epoche prägte. Trotz seiner geringen Erstauflage von 50 Exemplaren wurde das Buch zu einem großen Erfolg. Der in Stendal geborene Winckelmann reiste viel und lebte ab 1758 in Italien. 1763 wurde ihm vom Papst das Amt des Oberaufsehers für die Altertümer in Rom übertragen. Den Kunstgeschmack der Weimarer Klassik beeinflusste er aufs Nachhaltigste. Goethe war einer seiner Bewunderer und widmete ihm das Werk
Winckelmann und sein Jahrhundert
(1805). Auch auf die Kunst und insbesondere den Baustil des beginnenden 19. Jahrhunderts wirkte Winckelmann außerordentlich anregend.
Wie Goethe war Winckelmann allerdings nie in Griechenland. Auch heute noch ist unsere Kenntnis der griechischen Kunst in Wahrheit sehr begrenzt. Von der Malerei ist nichts geblieben und es gibt nur wenige Originalskulpturen. Selbst weltberühmte Werke wie der Diskuswerfer von Myron sind nur als römische Kopien überliefert. Vieles von dem, was in Griechenland in Bronze gegossen und verziert war, führten die Römer nur in Marmor aus. Von der leuchtenden, geradezu üppigen Farbigkeit griechischer Skulpturen, Tempel und Tempelfriese hatte Winckelmann keine Ahnung. Er hielt jedoch das Aussehen der traurigen, im Lauf der Jahrtausende jeder Farbe
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