Wo die Wuerfel fallen
Reichsdeputationshauptschluss ist der Beschluss über die Festlegung der Gebietsentschädigung für die deutschen Fürsten.
|131| Frankreich hatte während der Revolutionskriege die zum Reich gehörenden linksrheinischen Gebiete besetzt; die dortigen deutschen Fürsten verloren Land und Herrschaft. Nach dem sogenannten Zweiten Koalitionskrieg verfügte vor allem Österreich praktisch über keine Truppen mehr, die es der französischen Armee unter Napoleon mit Aussicht auf Erfolg hätte entgegenstellen können. Kaiser Franz II. sah sich daher gezwungen, die linksrheinische Besetzung durch Frankreich im Frieden von Lunéville 1801 anzuerkennen. Die Fürsten, die linksrheinische Gebiete verloren hatten, sollten entschädigt werden. Wie das vor sich gehen sollte, erarbeitete eine Kommission, die Reichsdeputation. Deren Abschlussbericht, der Hauptschluss, wurde auf der letzten Sitzung des Reichstages am 25. Februar 1803 als letztes Reichsgesetz verabschiedet. Dadurch wurde das Reich in seiner letzten Phase noch einmal tiefgreifend umgestaltet. Praktisch alle geistlichen Fürstentümer wurden aufgeteilt, ebenso viele kleinere Territorien und Gebiete der Reichsstädte. Hauptprofiteure der Regelung waren die drei neu geschaffenen protestantischen Kurfürstentümer Baden, Württemberg und Hessen-Kassel sowie Preußen und Bayern.
Säkularisation
Der Begriff »Säkularisation« bezeichnet die Auflösung von Kirchenbesitz. Säkularisationen in großem Umfang hatte es schon während der Reformationszeit in den protestantischen Ländern gegeben.
Gemäß dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurden sämtliche geistlichen Fürstentümer im Reich aufgelöst. Das heißt, ihre Herrschaftsrechte wurden außer Kraft gesetzt, Territorium und der gesamte Besitz (Gebäude, Bibliotheken, Kunstwerke) enteignet. Betroffen davon waren 25 Fürstbistümer und 44 Reichsabteien. Ca. 10 000 km² Land wechselten den Besitzer, betroffen davon waren drei Millionen Menschen. Dieser Besitz ging an weltliche Territorialherren, die linksrheinische Besitzungen verloren hatten, ferner an Bayern, Württemberg und Baden. Sie wurden später von Napoleon als seine Verbündeten (Rheinbund 1806) zu Königreichen bzw. Großherzogtümern erhoben. Im Norden profitierte vor allem Preußen von der Säkularisation.
|132| Mediatisierung
bezeichnet die Aufhebung aller »immediaten«, also reichsunmittelbaren Reichsstände. Die Mediatisierung wurde im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 festgelegt. So verloren Reichsfürsten, die Reichsritter, Reichsklöster oder Reichsstädte ihre unmittelbare Unterstellung unter den Kaiser und wurden der Oberhoheit der jeweiligen Territorialherren unterworfen. Fast alle Reichsstädte wurden mediatisiert. Ausgenommen waren Augsburg, Bremen, Frankfurt, Hamburg, Lübeck und Nürnberg. Die Zahl der reichsunmittelbaren Territorien verringerte sich von mehreren hundert auf 34.
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|133| Vom Sturm auf die Bastille bis zum Fin de Siècle
Die Französische Revolution
Revolution
In der Astronomie der frühen Neuzeit, etwa bei Kopernikus, verstand man unter dem spätlateinischen Wort
revolutio
die jährliche Umlaufbahn der Planeten. Danach wurde das Wort als »Umwälzung« ins Deutsche übersetzt. Die Bedeutung im Sinne eines politischen Umsturzes erhielt der Begriff mit der Französischen Revolution. Diese wurde eingeleitet, als sich am 17. Juni 1789 der Dritte Stand zur »Nationalversammlung« erklärte. Der Dritte Stand repräsentierte mit Abstand die Mehrheit des Volkes. Sechs Wochen zuvor war in Versailles zum ersten Mal seit 1614 eine Versammlung der Generalstände (Adel, Klerus, Bürgertum) zusammengekommen, um nach Auswegen aus der – vor allem finanziellen – Staatskrise zu suchen. Doch gab es einen grundlegenden Streit über den Abstimmungsmodus (nach Ständen oder Köpfen). Mit der Erklärung des Dritten Standes zur Nationalversammlung wurde die »Verfassung« des französischen Staates mit einem Schlag grundlegend verändert: Das Feudalsystem und die absolutistische Monarchie waren de facto abgeschafft. Nachdem sich der Klerus angeschlossen hatte, gingen auch Teile des Adels zur Nationalversammlung über, die sich am 9. Juli 1789 zur verfassunggebenden Nationalversammlung erklärte und damit ihre Absicht deutlich machte: Umgestaltung von Staat und Gesellschaft durch eine Verfassung nach dem Vorbild der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika.
|134| Der Sturm auf die Bastille
Die Bastille, ein
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