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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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sieht merkwürdige Sachen, und manchmal, wenn sie einen ganz schlimmen Anfall hat, landet sie im Krankenhaus am Tropf. Heute ging’s nicht gut, und wir mussten den Rollstuhl nehmen, deshalb konnte ich mich nicht mit dir treffen.« Sie machte eine Pause. »Warum gehst du das Leben nicht ein bisschen mehr an? Ich weiß, das klingt hart, aber der Einzige, der deinem Glück im Weg steht, bist du selbst.«
    Plötzlich wünschte ich mir, ich könnte jetzt mit Ros reden. Sie sagte mir auch manchmal Sachen, die ich nicht unbedingt hören wollte, aber sie kriegte es immer so aufmunternd hin, dass ich mich optimistisch fühlte, nicht klein und wertlos.
    Â»Gut«, sagte ich gespielt lässig, »wenigstens weiß ich jetzt, was du denkst.«
    Freya legte ihre Hand auf meine Brust. »Jetzt sei nicht eingeschnappt. Wir können trotzdem ein schönes Wochenende verbringen.«
    Ich seufzte. »Ja, ja.«
    Es hatte keinen Zweck, die andere Sache zu erwähnen, die mich belastete, nämlich dass ich jetzt erst merkte, wie wenig Ähnlichkeit die Londoner Freya mit der Freya hatte, von der ich mich zu Hause verabschiedet hatte. Hatte sie sich einfach weiterentwickelt oder hatte ich mir etwas vorgemacht?
    Rosalind
    Samstag, 4. Oktober, 16.00 Uhr
    Die ganze Woche über schaffte ich es nicht, mit Jonathan zu reden. In meiner Inbox waren mehrere E-Mails von ihm.
    Von: Jonathan H. Oxley
    An: Ros Fielding
    Sonntag, 28. September, 10:06
    Ros?
    Du hast sicher die Nachrichten bekommen, die ich auf deinem Handy hinterlassen habe. Tut mir leid, wenn ich zu viel Druck gemacht habe, aber ich war davon ausgegangen, dass du mich treffen wolltest. Ist was passiert oder hattest du gar nicht vor zu kommen? Ich dachte, wir wären Freunde.
    Komm schon. Rede mit mir, Ros.
    Das war die schlimmste. Er klang so verletzt. Mehrmals hätte ich fast geantwortet, aber dann fiel mir nichts ein, was ich hätte schreiben können.
    Nachdem wir fast täglich miteinander geredet hatten, schien jetzt ein riesiges Loch in meinem Leben zu klaffen. Nicht zu wissen, was Jono machte oder wie es ihm ging, brachte mich fast zum Wahnsinn. Ständig fielen mir Dinge ein, die ich ihm erzählen wollte, Sachen, die sonst keiner verstehen würde. Ich las alte Mails noch mal in der Hoffnung, dann das Gefühl zu haben, dass er da war, aber das machte alles nur noch schlimmer.
    Am meisten hasste ich es zu wissen, dass er das Wochenende mit Freya verbracht hatte. Es war nicht richtig, jemanden nicht zu mögen, den man noch nie gesehen hatte, aber das tat ich. Sosehr ich mich auch anstrengte, so viel ich Jonathan auch geben würde, es wäre nie genug, denn sie war seine Nummer eins und würde es immer bleiben. Zum hundertsten Mal fragte ich mich, was er wohl in ihr sah. Klar, sie war umwerfend, und die Musik verband sie miteinander, aber ich glaubte nicht, dass die beiden wirklich auf derselben Wellenlänge sein konnten – nicht so wie wir jedenfalls. Vielleicht würde Jono das eines Tages auch merken.
    Am Samstagmorgen um zehn befand ich mich in der High Street Kensington. Ich trug eine Latzhose mit Schlag aus den Siebzigern, die ich in einem Secondhandladen gefunden hatte. Ich brauchte eine Weile, bis ich Gabes Haus wiedergefunden hatte. Bei Tageslicht sahen die Straßen irgendwie anders aus. Die Klingel war kaputt, deshalb klopfte ich an die Tür. Nach einer Weile wurde sie aufgerissen.
    Â»Du! Was zum Teufel ist das denn für eine Zeit, Leute zu besuchen?«
    Hugh stand vor mir, gekrümmt wie ein Urmensch, der in einer Höhle geschlafen hatte. Ich merkte, wie ich rot wurde, und guckte schnell weg. Im Fernsehen hatte ich schon oft Männer ohne Hemd gesehen, aber trotzdem war es mir peinlich, vor Hughs nackter Brust zu stehen.
    Â»Ich hab meine Mütze liegen lassen«, sagte ich. »Hoffentlich habt ihr sie nicht weggeworfen.«
    Â»Ha! Die süße-aber-viel-zu-argwöhnische Ros. Coole Hose übrigens.« Er stieg die Treppe rauf und kratzte sich dabei die Schulter. Ich schloss die Tür und folgte ihm ins Wohnzimmer, wo ich fast von einem sehr aufgeregten Hund umgerissen wurde. Er lief schwanzwedelnd im Kreis um mich herum und warf sich dann auf den Rücken. Gerührt, dass er sich an mich erinnerte, hockte ich mich hin und kratzte ihm den Bauch.
    Â»Er mag dich.«
    Ich schaute hoch zu Hugh. »Ich mag ihn auch.«
    Dann streichelte ich Hund zum Abschluss noch einmal,

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