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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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mir anderes übrig, wenn ich nicht draußen herumstehen wollte? Ich ging also nach oben und sagte mir, dass ich es für Jonathan tat.
    Freyas Zimmer war klein und quadratisch, mit Postern und Fotos an den Wänden. Das Bett war nicht gemacht, und überall lagen Kleider, auf dem Stuhl, im Regal, auf der Kommode.
    Neben dem Bett lag etwas Rotes, Seidiges. Ich konnte nicht widerstehen und hob es auf. Ein Nachthemd – eins von diesen sexy Dingern, die Abby und ich immer in den Schaufenstern von Dessousshops bewunderten. Mir war ein bisschen schlecht. Es war klar, dass ein Mädchen wie Freya so eins haben würde. Ob Jonathan es für sie gekauft hatte?
    Â»Vielleicht hatte sie, als sie nach London gekommen ist, noch gar nicht vor, sich von mir zu trennen.« Jonathan stand am Fenster. In der Hand hielt er ein weißes Plüschhäschen mit einer rosa Schleife um den Hals. Schnell ließ ich das Nachthemd fallen.
    Â»Wie kommst du darauf?«
    Er wedelte mit dem Häschen. »Den hab ich ihr zum Valentinstag geschenkt. Fand ich süß – ein Bunny von Squeebunny. Den Spitznamen hatte sie mir verpasst, Squeebunny. Zuerst hab ich ihn natürlich gehasst, aber irgendwie ist er trotzdem hängen geblieben.«
    Â»Oh. Okay.«
    Â»Ich weiß, das ist nur ein Stofftier, aber es ist trotzdem was Besonderes. Zu Hause hat er immer bei ihr auf dem Kopfkissen gesessen und sie hat ihn sogar mit zu Prüfungen genommen. Warum hätte sie ihn hierher mitnehmen sollen, wenn ihr schon nichts mehr an mir lag?«
    Das Häschen starrte uns mit blanken, fröhlichen Augen an und ich guckte weg.
    Â»Weiß nicht.«
    Jonathan wackelte mit den Ohren des Häschens. »Quietsch«, sagte er trocken und setzte es wieder hin. Dann ging er zur Wand gegenüber dem Bett und sah sich die Fotos an, die dort hingen. Ich wollte sie mir eigentlich gar nicht anschauen, aber plötzlich stand ich neben ihm. Einige Bilder waren schon älter; auf einem war Freya etwa so alt wie ich jetzt und stand mit ihren Eltern hinter einem Geburtstagskuchen. Schon damals hatte sie toll ausgesehen. Ich fragte mich, ob sie sich je unwohl in ihrem Körper gefühlt oder für jemanden geschwärmt hatte, der sich nichts aus ihr machte. Ziemlich sicher nicht.
    Es gab auch jede Menge Fotos von dem Plüschhäschen.
    Â»So verrücktes Zeug machen wir immer«, sagte Jonathan. »Das war Freyas Idee, sie ist ganz wild aufs Fotografieren. Wir fotografieren das Häschen an seltsamen Orten. Einmal haben wir es ins Büro vom Schuldirektor geschmuggelt und auf seinem Stuhl geknipst.«
    Das gab mir einen Stich. Er fühlte noch immer eine so tiefe Verbindung zu Freya, obwohl sie ihn so schlecht behandelt hatte.
    Â»Da sind ja auch ein paar schöne Fotos von dir«, sagte ich.
    Â»Schön würde ich die nicht nennen. Ich bin nicht besonders fotogen.«
    Â»Ohne Brille siehst du ganz anders aus.« Ich zeigte auf ein Bild, auf dem er zu schlafen schien, das Häschen guckte neben ihm unter der Decke hervor. Jonathan verzog das Gesicht.
    Â»Igitt.«
    Â»Wo war das?«
    Â»In Edinburgh. Meine Tante und mein Onkel wohnen da, sie hatten uns eingeladen, nach unseren Prüfungen Ferien bei ihnen zu machen. Sie selbst waren dann gar nicht da, wir waren also ganz für uns. An einem Morgen ist Freya früh aufgewacht und hat sich einen Spaß draus gemacht, peinliche Fotos von mir zu schießen.«
    Â»Oh. War das okay für deine Eltern?«
    Â»Was? Dass wir nach Edinburgh gefahren sind?« Er sah mich komisch an. »Klar.«
    Argh! Warum musste ich bloß immer so blöde, kindische Fragen stellen? Sie waren sechzehn gewesen, alt genug, um allein unterwegs zu sein und zu tun, was sie wollten. Alt genug, um sich ein Bett zu teilen.
    Jonathan bekam nicht mit, dass ich rot wurde, sondern redete weiter. »Das war wirklich eine tolle Woche. Ich weiß, ich rede permanent von ihr, aber man hatte einfach so viel Spaß mit Freya, besonders wenn man allein mit ihr war. Wir haben uns jede Menge Sehenswürdigkeiten angeguckt und auf der Burg herumgealbert und so getan, als wären wir Piraten – keine Ahnung, warum, aber damals fanden wir das gut. Das Beste waren die letzten beiden Tage. Wir hatten unser ganzes Geld schon ausgegeben und sind nur in der Stadt herumgelaufen und haben geredet. Damals hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass mich jemand versteht. Vielleicht

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