Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
Vom Netzwerk:
nicht viel machen, oder?«
    Wir fuhren mit der Bahn nach Hammersmith, wo wir umsteigen mussten. Weil wir früh dran waren und Jonathan seine Prepaidkarte aufladen musste, suchten wir uns einen Zeitungskiosk. Als wir zum Bahnhof zurückkamen, herrschte dort großes Gewimmel, und die Züge waren total voll.
    Â»Ist das hier immer so?«, fragte Jonathan, als wir uns in einen Waggon quetschten.
    Â»Um diese Zeit schon. Die Leute kommen von der Arbeit.« Ein Geschäftsmann sprang gerade noch rein, als die Türen zugingen, und ich wurde an Jonathan gedrückt. Hilfe, aus der Nähe sieht er sogar noch besser aus!, dachte ich, und mir war nur allzu bewusst, dass ich seine Rippen spüren konnte. Ich wusste nicht, wo ich hingucken sollte. Wenn ich wegschaute, sah es so aus, als ob ich gar nicht hier sein wollte, wenn ich geradeaus guckte, konnte ich nur seine Brust sehen, und wenn ich ihm in die Augen schaute, würde ich rot werden. Am Ende drehte ich meinen Kopf so, dass ich ihm über die Schulter gucken konnte.
    Â»Kriegst du Platzangst?«
    Aus dem Augenwinkel konnte ich ihn lächeln sehen. »Nee. Hoffentlich hast du heute Morgen geduscht.«
    Der Zug nahm Fahrt auf, und ich musste richtig viel Kraft aufwenden, um mich nicht an ihn zu lehnen. Dabei hätte ich so gern meinen Kopf an seine Brust gelegt. Aber ich beschloss, mich lieber auf das Praktische zu konzentrieren. »Auf dieser Linie fahren wir bis Green Park, dann müssen wir noch mal umsteigen«, sagte ich.
    Â»Die Route überlasse ich dir. Ich kenn mich immer noch nicht aus. Bevor Freya hergezogen ist, bin ich nur ein paarmal in London gewesen.«
    Â»Und wie gefällt’s dir?«
    Â»London ist klasse, aber die U-Bahn überfordert mich total. Wo ich herkomme, ist es viel einfacher. Man steigt ins Auto und fährt von A nach B. Sobald man siebzehn ist, lernt man bei uns Autofahren.«
    Bis jetzt hatte ich noch nicht mal an Fahrstunden gedacht. Es schien noch endlos lange hin zu sein, bis ich siebzehn wurde.
    Â»Als du telefoniert hast, hab ich nachgedacht«, sagte ich, wobei ich darauf achtete, nicht zu verraten, dass ich mehr über Freya wusste, als ich eigentlich wissen sollte. »Freya scheint keins der Mädchen zu sein, die es still in sich reinfressen, wenn sie sich ärgern.«
    Â»Sie hat ihre Freunde angebrüllt, dass sie abhauen sollen. Vielleicht weil ihr das Ganze peinlich war. Sie haben ja mehr oder weniger alles mitgehört.«
    Â»Dann ist sie vielleicht zu einer anderen Freundin oder einem Freund gegangen, der an dem Abend nicht dabei war. Es ging ihr nicht gut, sie hat sich schlecht gefühlt, und sie wollte mit jemandem sprechen, der die Sache so sah wie sie und ihr sagte, dass sie das Richtige gemacht hat. Das könnte jemand sein, der dich nicht kennt.«
    Jonathan legte den Kopf schräg. »Hm. Das hat was. Freya steht total auf Mitgefühl.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also holte ich meinen kleinen Stadtplan aus der Tasche und zeigte Jonathan, wo genau Freyas Restaurant war.
    Â»Du bist echt gut organisiert«, sagte er, und ich konnte hören, dass er wirklich beeindruckt war. »Freya und ich haben uns immer verlaufen, wenn wir zum ersten Mal irgendwo waren. Sie hat nur Watte im Kopf, wenn sie sich zurechtfinden soll, und bei mir ist es auch nicht viel besser.«
    Â»Ich weiß einfach gern, wo ich bin«, sagte ich. »Ist das ein Italiener, bei dem Freya arbeitet? Der Name klingt so.«
    Â»Ja. Hast du Hunger?«
    Ich guckte auf meine Füße. »Ja, aber ich hab kein Geld dabei.«
    Â»Aber ich.« Jonathan schenkte mir sein typisches schiefes Lächeln. »Wie wär’s mit einer Portion Spaghetti?«
    Als wir bei dem Restaurant ankamen, war noch genügend Zeit, bevor Freyas Schicht anfing, also setzten wir uns tatsächlich rein und aßen Spaghetti. Das Problem war nur, dass es da ziemlich teuer war, also teilten wir uns einen Teller. Spaghetti sind allein schon schwierig genug zu essen, aber wenn man sich welche teilt, ist die Katastrophe vorprogrammiert – wir spritzten die Tomatensoße in alle Richtungen. Vielleicht lag es daran, dass wir so angespannt waren, jedenfalls fanden wir alles ziemlich witzig – besonders als Jonathan sagte, die Situation würde ihn an die berühmte Szene aus Susi und Strolch erinnern.
    Â»Gut, dass wir keine Fleischklößchen bestellt haben, sonst müsste

Weitere Kostenlose Bücher