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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor?
Autoren: Richard Gordon
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Diagnose eintrichtern.«
    »Sir Lancelot, so etwas würde ich nie tun.«
    »Ich habe gehört, daß Sie Ihren Preis von fünf Pfund auf drei Pfund fünfzig gesenkt haben. Das gibt mir neue Hoffnung. Es zeigt, daß die Kandidaten mit der Zeit klüger werden.« Er wandte sich dem älteren Semester zu: »Sehen Sie sich einmal diesen Mann an und kommen Sie dann zu mir und erzählen Sie, was Sie herausgefunden haben. Er genießt gerade einen freien Tag von seiner Arbeit im Stab des Spitals. Natürlich kennt er sämtliche Prüfungsantworten. Wie ich zufällig weiß, ist es Ihnen, Mr. Pottle, und allen anderen Kandidaten bekannt, daß Mr. Winterflood der Mann mit der erweiterten Milz ist. Aber er hat noch eine Menge anderer Beschwerden. Und nach unseren Regeln zählt die Milz heute vormittag nicht.«
    Sir Lancelot ging zum Tisch zurück und betätigte die Glocke. Ein dünner, recht schwächlich aussehender junger Mann in einem modischen braunen Anzug erschien.
    Sir Lancelot runzelte die Stirn. »Nehmen Sie bitte Platz. Mir scheint, wir haben einander noch nie gesehen. Stimmt’s?«
    »Nicht, daß ich mich daran erinnern könnte, Sir.«
    »Ihr Name?«
    »Chisley, Sir.«
    »Und Sie sind aus...«
    »London, Sir.«
    »Aus dem Londoner Nebel also. Was würden Sie sagen, wenn Sie eines Abends in meine Ordination kämen und mich, heulend vor Bauchschmerzen, auf dem Kaminvorleger vorfänden?«
    »Ich würde einen Arzt rufen lassen, Sir.«
    Sir Lancelot funkelte ihn an. »Bitte, keine Frechheiten.« Er schob einen zylindrischen Tiegel über den Tisch. »Was ist das?«
    »Nicht die geringste Ahnung, Sir.«
    »Es ist ein Bandwurm.«
    »Uff!«
    »Sie scheinen sich nicht besonders vorbereitet zu haben, Mr. Chisley. Das überrascht mich bei einem Kandidaten aus einem Londoner Spital.«
    »Ich bin aus keinem Spital. Mich hat die Stellenvermittlung für Hauspersonal hergeschickt, Sir.«
    Ein hübsches junges Mädchen stürmte durch die Trennwände. »Wer von den Herren ist Sir Lancelot Spratt?« fragte sie wütend. »Sie hier, mit dem Bart? Ich hätte gute Lust, Sie anzuzeigen. Ich bin eine Spezialitätenköchin und keine Dirne.«
    Sir Lancelot sprang auf. Ein weiteres Paar Trennwände flog auseinander, und der Dean erschien mit Josephine. »Lancelot...! Wo ist Winterflood...? Wir haben alle Laborräume nach ihm durchsucht...«
    »Ah - dort hinten ist er...«
    »Dean! Wir haben hier ein Examen und keinen Jahrmarkt...«
    »Winterflood...« Der Dean stieß den erschreckten Mr. Pottle zur Seite. »Haben Sie diesen Montag einen Schwangerschaftstest mit einer Urinprobe von meiner Tochter gemacht oder nicht?«
    »Ich bin nicht berechtigt, über meine Patienten Aus...«
    »Kommen Sie mir nicht mit diesem Blödsinn. Antworten Sie mit >Ja< oder >Nein<, oder Sie sind sofort noch überflüssiger als ein Präservativ für einen Eunuchen.«
    »Lionel!« rief Josephine.
    »Ja, Sir, ich habe den Test gemacht.«
    »Und war er positiv oder nicht?«
    »Positiv, Sir.«
    Der Dean schlug sich mit der Faust an die Stirn. »Fatal! Daß ich meiner Tochter als Studentin von St. Swithin genug Hirn zugetraut habe, zu wissen, ob sie schwanger ist oder nicht! Und sie baut ihre Diagnose auf einem einzigen Urin-Test auf! Sie muß den Verstand verloren haben!«
    »Aber er war ganz bestimmt positiv, Sir«, sagte Winterflood. »Ich habe ihn zweimal wiederholt. In Gegenwart der jungen Dame.«
    »Hören Sie: sie ist nicht schwanger. Ihre Menstruation hat sich ein paar Tage verspätet, das ist alles. Wie es eben bei einem jungen Mädchen, das, wie seine Mutter, ein zartes Gemüt hat, zu erwarten ist.«
    »Nun, das sollte die Dinge wesentlich vereinfachen«, warf Sir Lancelot über die Schulter des Dean ein. »Mr. Winterflood«, fragte Josephine ruhig, »haben Sie an diesem Montag noch eine weitere Probe untersucht? Eine, die Sie, aus verschiedenen Gründen, nicht zur Kenntnis des Professors gelangen lassen sollten?«
    Winterflood schaute von einem zum andern. »Ja.«
    »Und ging dieser Test positiv oder negativ aus?«
    »Negativ.« Er rückte unruhig auf der Couch hin und her. »Ich fand das ganz erwartungsgemäß im Hinblick - hm -auf das Alter der Patientin.«
    »Ich bin Ihrer Meinung, Mr. Winterflood. Ich dachte selbst, daß die Symptome eher vom Beginn der Wechseljahre herrühren. Aber ich fürchte, Sie haben die zwei Proben vertauscht - noch dazu, wo derselbe Name auf beiden Testfläschchen stand.«
    »Was hat dieses Gerede zu bedeuten?« fragte der Dean
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